1
Bad Tölz:
Geschmacksverirrung?
Es
ist Sommer 1992. Meine Frau und ich kuren in Bad Tölz. Es ist unsere zweite Kur.
Die erste war in Bad Kissingen, wo wir 1988 – vier Jahre nach dem Schlaganfall - waren.
Natürlich
haben wir in beiden Kuraufenthalten die Hilfe anderer nötig gehabt. Ohne die wäre
es nicht gegangen.
In
der ersten Hälfte der Kur in Bad Tölz ist die Krankenschwester meiner Frau für die
Pflege mitgefahren. Für die zweite Hälfte hat mein Sohn Urlaub genommen und kommt jedem Tag
von seinem Wohnort für mehrere Stunden herüber, um
mich zu entlasten und mir Kuranwendungen zu ermöglichen.
Heute
Nachmittag ist Stadtbesichtigung anberaumt. Die Hauptstraße weist eine
beachtliche Steigung auf. Für Rollstuhlfahrer, wie meine Frau, allein nicht zu
leisten und sogar
mit meiner Schiebebegleitung schwierig,
besonders, wenn es ein zentnerschwerer Elektrorollstuhl ist, den wir damals noch
hatten. Ich puste ein wenig von der Anstrengung. Die Hälfte des Weges
ist geschafft.
"Schau
mal! Da ist ein klitzekleines Kaufhaus, und das hat sogar Ausverkauf. Lass uns
hineinfahren!“ bittet meine Frau im Rollstuhl.
Froh
über die Unterbrechung biege ich nach rechts und schiebe den Rollstuhl
wunschgemäß durch die Tür des Geschäftes. Es ist wirklich ein Ausverkauf,
aber viel scheint nicht zu holen zu sein. Wir kurven kreuz und quer, ziellos durch
die Gänge.
„Guck
mal da!“ sagt meine Frau plötzlich und weist mit dem Kopf die Richtung, da sie mit ihrer
einigermaßen intakten rechten Hand die linke Hand vor dem Wegrutschen bewahrt.
Ich steuere auf den vermeintlichen Verkaufsstand zu. Es werden viele bunte Kopftücher
in allen Größen angeboten. Aber mir gefällt davon rein gar nichts. Das teile
ich auch meiner Frau mit. Aber die lässt sich nicht beirren. Sie scheint genau
zu wissen, welches Kopftuch sie kaufen will. Sie lässt sich von mir vor
ein paar sehr auffällige Verkaufsexemplare schieben.
Ich
frage entsetzt: „Welches dieser Tücher willst du denn kaufen?“
„Das
da!“ und jetzt lässt Erika doch ihren linken Arm los und weist mit der rechten
Hand auf ein braun und schwarz gefärbtes Schultertuch mit bunt-schillernden
Paletten.
Ich
stelle mir vor, wie sie mit diesem Fetzen aussehen wird, und schaue sie ungläubig
an. Wie kann ich sie bloß vom Kauf abbringen? Oder bin ich ein Despot. Aber
vielleicht bin ich völlig unmodern? Ich bin ganz verwirrt.
Meine
Frau schaut mich triumphierend an: „Keine Sorge. Ich will das Tuch nicht für
mich.“ Das beruhigt mich gar nicht. Ich gerate fast außer mir. Sollte es ein
Mitbringsel für unsere Tochter werden?
„Das
soll für unsere Krippe sein, für eine Krippenfigur, für die Königin von
Saba,“ sagt sie und ist belustigt über mein Erschrecken und meine sichtbare
jetzige Erleichterung. „Du traust mir ja eine schlimme Geschmacksverirrung
zu.“
Selbstverständlich
haben wir das Tuch gekauft. Für die Königin von Saba.
„Für
die Königin von Saba?“ wird der Leser fragen. "Ist die nicht schon lange
tot? Und - eine solche Figur gibt es auf den Krippen gar nicht!“ Der Leser hat
recht, aber auf unserer Krippe sollte sie einen Platz bekommen. Zunächst noch
existierte die Königin von Saba erst in unseren Köpfen.
Aber die drei Könige sollten gemäß unserer emanzipierten Zeit ein
Gegengewicht bekommen. Lange hatten wir gesucht. Schließlich waren wir auf die
Königin von Saba gekommen.
2
Krippe in
meiner Kindheit
Das
Weihnachtsfest in meiner Kindheit ist ohne Krippe nicht zu denken gewesen. Mein
Vater erweiterte die Krippe, die in unserer Familie zu Weihnachten aufgebaut
wurde, jedes Jahr durch weitere Figuren, die er selbst aus Ton formte. Auch ich
hatte eine kleine Krippe wie andere Kinder. Zunächst war es eine aus
Papierfiguren, dann bekam ich zu einem Weihnachtsfest eine aus kleinen
Gipsfiguren. Ich ergänzte die Krippenfiguren durch eigene Arbeiten. Mein Vater
war gewissermaßen mein Vorbild, und wir arbeiteten oft zusammen, er an seiner
Krippenfigur und ich an meiner. Dennoch habe ich nur Erinnerungen an seine
Krippenfiguren. Da war z.B. ein Hirte mit einem langen Mantel bis auf den Boden.
Er stand ein wenig nach vorn gebeugt; die linke Hand auf dem Rücken,
stützte er sich mit der anderen Hand auf seinen Stock, weit in die Ferne
schauend. Sagt man nicht in Westfalen, dass die Schäfer in die Zukunft sehen
können. Nannte man sie nicht Spökenkieker?
Ein
sehr nachhaltige Erinnerung war für mich ein Krippenbesuch, zu dem mein Vater
mich einmal mitnahm. Ich war damals ca. sechs Jahr alt. Der Hausbesitzer, in
dessen Haus wir damals in Münster, Westfalen, eine Wohnung gemietet hatten,
hatte eingeladen. Stolz zeigte er uns, seinen Besuchern, seine Krippe. Ich
erinnere mich, dass die Krippe fast ein ganzes Zimmer beanspruchte. Viele, viele
Figuren, auch Tiergebilde, vorwiegend Kamele, oft in Gruppen zusammengestellt,
standen auf der Krippe. Die Figuren waren zwar nur handspanngroß, alles war
aber sehr wirkungsvoll inszeniert.
Nachdem
im zweiten Weltkrieg die gesamte Krippe meiner Eltern - meine natürlich auch - zerstört worden war,
wurde zu Weihnachten in meiner Herkunftsfamilie später nur noch eine
Krippengruppe, die Hl. Familie, die meine Schwester meinen Eltern geschenkt
hatte, aufgestellt.
3
Das erste
Jesuskind
Eine
Krippe gab es in unseren ersten Ehejahren - Erika und ich heirateten 1958
- bei uns nicht. Der Tannebaum und das
Ausschmücken reichten uns zur Weihnachtszeit. Einmal wurde der Baum mit Lametta, ein andermal mit Strohsternen
oder mit Gebäck geschmückt. Als die Kinder jedoch
größer wurden, genügte uns ein Tannebaum als Mittelpunkt des Weihnachtsfestes
nicht mehr.
Zunächst
war es ein Christkind, ca. 30 cm groß, dessen Kopf und Hände ich aus Pappmache
gestaltete und das meine Frau, damals war sie ja noch gesund, mit Windeln
unserer Kinder umwickelte. In der Advents- und Weihnachtszeit sangen wir mit den
Kindern - oft mit ein paar Orffschen Instrumenten - vor diesem Christkind, das
in einer selbst gebastelten Krippe lag. An den Abenden während der Advents- und
Weihnachtszeit war diese Figur Mittelpunkt der Familie vor dem
Zu-Bett-Gehen. Es war eine kleine Feier und entwickelte sich zu einer
Zeremonie.
Der
Abschied nach dem Singen war immer sehr herzlich. Die Kinder nahmen jeweils das
Christkind auf den Arm, herzten es und gaben es dann ungern an das Geschwister
weiter. Bis das Kind dann in die Krippe zurückgelegt wurde, dauerte es geraume
Zeit. Unsere Kinder konnten nicht zu Bett gehen, bevor das Christkind für
die Nacht von ihnen warm zugedeckt worden war. Wir haben ein Foto aus jener
Zeit, auf dem der zweite Sohn seinen Poncho liebevoll über das Christkind
breitet.
Nach
einiger Zeit war die Christkindfigur zerfleddert. Der Wunsch, zu Weihnachten in
der Familie eine Krippe mit verschiedenen Figuren zu haben, kam auf.
Nachdem
das Papp-Jesuskind bei unseren Kindern - es war Mitte der 60er Jahre -
ausgedient hatte, entstanden nach und nach folgende Figuren: die hl. Familie mit
dem Jesuskind, drei Hirten und zwei Frauen, ein paar Schafe, die hl. Drei Könige und
Abbilder unserer drei Kinder.
4
Schlaganfall
- Die Bedeutung der Krippe
Im Jahr 1984 traf meine Frau unerwartet der Schlaganfall. Die
ersten Jahre danach waren in der Familie von alltäglichen Sorgen
für das Wohlergehen für ihre Mutter, von therapeutischen Maßnahmen und Übungsphasen
geprägt. Große Zukunftspläne gab es nicht. Wir lebten damals für Heute
und dachten vielleicht noch gerade an Morgen.
Als meine Frau
April 1985 aus dem Krankenhaus kam, um in Ruhe
sterben zu könne, setzten wir in der häuslichen Pflege alles dran, sie zu retten
- wir waren bemüht, Maßnahmen und Übungen anzusetzen, die zunächst das Überleben
sicherten, z.B. Wadenwinkel Tag und Nacht, und danm ihre Hirnleistung und
psychische Verfassung positiv beeinflussen könnten. wobei wir die
Belastbarkeit meiner Frau zwar nicht austesteten, aber dennoch forderten
Besondere
Probleme brachte das Gedächtnis. Durch den Schlaganfall waren riesige Ausfälle
im Erinnerungsvermögen entstanden, sei es, dass die Speicherzellen oder die Zugänge
zu den Speicherstellen zerstört wurden, zudem waren der allgemeine
psychophysische Zustand oder/und das allgemeine Hirnleistungsvermögen noch
ungenügend. Später zeigte sich immer deutlicher eine Schwäche des Kurzzeitgedächtnisses.
Die
nächste Zeit, es begann das Jahr 1985, war getragen von einer relativ hohen
Motivation meiner Frau. Eine sehr positive geistige Entwicklung konnte
eingeleitet werden. Im Rollstuhl sitzen zu können, verschaffte meiner Frau die
Möglichkeit, z.B. in der Weihnachtszeit vor der Krippe, die ja vor ihrer
Krankheit entstanden war, zu sitzen und vielen Erinnerungen an den Figuren und
deren Entstehen nachzugehen, sie neu zu organisieren und viele Lücken aufzufüllen.
So
saßen wir besonders in den ersten Jahren nach dem Schlaganfall während der
Weihnachtszeit vor der Krippe. Später hatte meine Frau einen Schiebetisch, an
dem sie saß und der einen hochklappbaren Teil zum Lesen und Angucken z.B. von
Zeitschriften hatte. Wenn wir vor der Krippe saßen, gingen die Gespräche vor
allem, aber nicht nur um Erinnerungen an die Entstehung der Krippe.
Wir
erinnerten uns daran, dass wir damals unsere Figuren nicht zu klein planten. So
wurden sie knapp 40 cm hoch, sie trugen Kleider. Woraus Köpfe, Hände und Füße
gestaltet werden sollten, war eine wichtige Entscheidung. Aus welchem Material
sollten wir sie formen? Aus Holz, Ton oder Makulatur? war unsere Überlegung.
Wir entschieden uns für Makulatur, die, um daraus formen zu können, als eine
sehr feste Masse angesetzt werden muss. Makulatur hat den Vorteil, dass man,
solange sie noch weich ist, gut knetbar ist. Nach Trocknung wird die Makulatur
hart, aber bleibt bearbeitbar mit Schnitzmesser und Schmirgelpapier. Doch
zuvor musste für jede Figur ein Drahtgerüst erstellt werden, um das die
Makulaturmasse nach und nach gelegt wurde. Sie musste etwas antrocknen, damit
sie sich nicht löste, aber durfte nicht ganz trocken, dann nämlich verband sie
sich nicht miteinander. Aber es ist halb so schwer, wie es sich anhört. Ich
will jeden ermutigen, der hier liest.
Die
Kleider für die Figuren nähte damals meine Frau. Da in der damaligen Zeit
unsere Finanzlage zu wünschen übrig ließ - die Lehrergehälter waren damals
noch nicht so sehr angehoben, außerdem sparten wir für ein Eigenheim,
versuchten wir alle unsere Bekannten dazu zu animieren, für uns Stoffreste,
ausrangierte Schuhe und Taschen - wegen des Leders - u.a. zu sammeln.
„Weißt
Du noch, woher wir einen großen Teil der Stoffe für die Könige und die Hirten
haben?“ höre ich meine Frau hauchen. Zu der Zeit sprach meine Frau stimmlos
und noch sehr undeutlich. Außerdem wurde sie in der ersten Zeit bis 1987 mit
einer Magensonde ernährt, die durch die Nase in den Magen geschoben worden war,
in der Regel von mir.
„Sicher!
Von Rickerts. Das waren ausrangierte Stoffproben. Ich glaube für den Kauf von
Sesseln oder Stoffstühle,“ antwortete ich.
So
erinnerte sie daran, dass die hellen Filzstiefel der Mädchenfigur – unserem
jüngsten Kind zugedacht, aber damals mittlerweile über zwanzig Jahre - aus
meinem ausrangierten hellen Sommerhut entstanden waren.
Der
Krippenstall war in der Entstehungszeit der Krippe aus einem aufgeklappten
Blumenkorb aus Weiden gearbeitet, in dem lange, große Blumen, Papageienblumen
oder Kokardenblumen, von den Kanarischen Inseln nach
Deutschland geflogen worden waren. Dieser Korb war ein Geschenk eines Geschäftes.
Und ich weiß noch genau, wie glücklich meine Frau damals mit diesem Weidenkorb
ankam.
Wiederholt
sprachen wir nach dem Schlaganfall über diesen Korb, der natürlich im Laufe
der Zeit eine Reihe von Veränderungen erfahren hatte. Immer mehr Fakten brachten
wir beide zusammen. Es führte auch dazu, dass ich wiederholt die Urlaubsfotos
von Gran Canaria, wo wir Jahre vor dem Schlaganfall gewesen waren, meiner Frau
zeigte. Als meine Frau zum ersten Mal die Fotos sah, konnte sie sich an nichts
erinnern. Das änderte sich von Mal zu Mal. Es geschah sogar immer öfter, dass
sie sich an Begebenheiten erinnerte, die in unseren Gesprächen noch nie erwähnt
worden waren.
Verschiedene
Krippenfiguren hatten Ähnlichkeit mit Verwandten oder mit anderen uns bekannten
Personen. Das führte zu vielen Gesprächen. Ein alter Hirt hatte einen grünen
Schlapphut, den meine Frau aus Stoffresten nähte, die eine frühere Kollegin
gespendet hatte. Dieser Hirte war meinem Vater fast aus dem Gesicht geschnitten.
Meine
Frau lebte damals viel in der Vergangenheit. Es war gewissermaßen eine Suche
nach Stücken eines verlorengegangenen Lebens, durch Schlaganfall verloren
gegangene Erinnerungen an frühere bedeutsame Erlebnisse ihrer Biographie.
Die
Aufarbeitung vergangener Tage und Jahre vor dem Schlaganfall begleitete meine
Frau, genau genommen uns beide während der nächsten Lebensjahre - nicht nur
zur Weihnachtszeit. Meine Frau hatte damit gewissermaßen eine Form
therapeutischer Verarbeitung und Aufarbeitung der Schlaganfallfolgen gefunden.
Die
Erinnerungen an ihr Leben vor der Krankheit und ihre Vernetzung wurden zu einem
festen Lebensbestandteil, also die Aufarbeitung bzw. gedankliche
Wiederherstellung der prämorbiden (vor der Krankheit) Zeit wurde
gewissermaßen eine Basis für ihr neues eingeschränktes Leben. Neben der
Wiedergewinnung von früheren Gedanken-Inhalten wurde zugleich vor der Krippe die stete und
schnelle Verfügbarkeit geübt.
Oft
hatte ich die Sorge, dass meine Frau in der Gedankewelt der vergangener Tage
verbleiben würde, eben auf der Suche nach all den verloren gegangenen Lebensstücken,
die sie als Lücken, als Brüche oder als relativ unverbunden auftauchende
Gedankenfetzen erlebte.
Jedoch
meine Überzeugung, dass der Mensch in der Regel sich selbst organisiert, wenn
man ihm die Chance gibt, aber auch eine gewisse Scheu, intervenierend bzw.
therapeutisch an meiner eigenen Frau zu handeln, hielten mich zurück, die Form des Überlebens, die
meine Frau gewählt hatte, einzuschränken.
Psychotherapeutisch
gesehen, wurden so Selbstheilungskräfte aktiviert, die zusehends den
Lebenswillen meiner Frau stärkten.
Mit
dem Jahr 1988 begann die kreative Zeit der Krippenarbeit und deren Vorbereitung.
Im Spätsommer 1987 hatte mein Sohn in Frankreich eine Französin geheiratet.
Die Zeit bis zur Hochzeit war für meine Frau eine Herausforderung, denn Sie
wollte von mir mit dem Auto zur Hochzeitsfeier gefahren werden. Doch keiner wusste,
ob sie das schaffen konnte. Sie schaffte es und fuhr sogar ohne Magensonde, über
die sie bis dahin ernährt worden war.
Sie wollte auf der Hochzeit nicht mit einer Magensonde in der Nase im Rollstuhl
herumgeschoben werden.
Nach
dieser Zeit fing der mühsame Weg des Kauens von Nahrung an. Zugleich musste
eine Phase tiefer Depression aufgefangen werden. Die Vorbereitung der
Krippenarbeit und die Arbeit selbst zeigten sich im Nachhinein als eine wichtige
Hilfe auf Jahre hin, dem Leben wieder Freude abzugewinnen.
Der
in einem gewissen Sinne gemütliche
und besinnliche Krippengang wurde mit dem Frühstücken verbunden. Doch aß
meine Frau dabei nichts, da sie in dieser Zeit über eine Magensonde, gelegt
durch die Nase, ernährt wurde.
Dieses
Beisammensein hatte geradezu kontemplativen Charakter und brachte uns viele
Erinnerungen, über die Entstehung der Krippefiguren, über die früheren
Weihnachtsfeste, was angesichts des Festtages naheliegend war, aber auch über
die vielen Begebenheiten aus den Jahren, als die Kinder noch jünger waren,
woran sich meine Frau bruchstückhaft ziemlich genau erinnerte. Auch aus ihrer
eigenen Kind- und Jugendzeit kamen zahlreiche Erinnerungen hoch.
Die
Krippe wurde in diesen Jahren für meine Frau Ausgangspunkt für eine sinnvolle
Lebensaufgabe und später auch eine hilfreiche therapeutische Betätigung nach
ihrem Schlaganfall. Krippenbau und -figurengestalten waren - wie schon berichtet
- nach der Geburt unserer Kinder ein adventliche Vorbereitung auf Weihnachten,
und meine Frau.
Nachdem
meine Frau den Schlaganfall überlebt hatte und ihre Rehabilitation gut
vorangekommen war, zeigten sich bei ihr Trauer und Teilnahmslosigkeit und sie
wurde zusehendst depressiver. Medizinische Maßnahmen wurden erwogen. Oder gab
es einen anderen Weg, einen gewissen Sinn in das Leben meiner Frau zu bringen
und ihre bisherige positive Entwicklung weiter voranzutreiben?
Das
Interesse meiner Frau für die Krippe schien uns einen Weg für ein neues
Lebensgefühl zu zeigen.
Jetzt
hatten wir die Krippe, unsere Krippe, neu entdeckt.
Vorhanden
waren bereits Maria, Josef und das Kind in der Krippe, drei Hirten und zwei
Hirtenfrauen, drei Kinder, die Heiligen Drei Könige und ein
Verkündigungsengel. Aber es gab da noch viele Ausbaumöglichkeiten.
Hinsichtlich der Figuren und des Aufbaus der gesamten Krippe.
Auch
schon in der Klinik auf der Intensivstation hatte ich die Figuren Maria, Josef
und das Jesus-Kind zu Weihnachten auf die Fensterbank aufgestellt,
ohne das Krankenhauspersonal zu fragen. Meine Frau konnte die Krippenfiguren von
ihrem Bett aus sehen. Es war ein bisschen wie Zuhause.
5
Das
erste gemeinsame Werk - Ziehbrunnen
Das
erste gemeinsame Werk für die Weihnachtskrippe, das Erika und ich planten und dann
erstellten, war ein Ziehbrunnen. Zuerst suchten wir nach Bildern von allen
möglichen Brunnen. Wir entschieden uns für einen Ziehbrunnen.
So
entstand nebenstehender Brunnen. Auf einem Brett wurden er hochgezogen,
aus Ziegeln, die wir aus Makulatur formten und nach dem Trocknen rot
anstrichen, dann aufeinander mauerten und mit Makulatur als
"Speis" verbanden. Die Stützbalken waren |
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Äste
aus dem Garten, die Bedachung aus Pappschindeln, die Erika mit einem Pinsel, den
ich immer wieder in schwarze Farbe tauchte, anstrich. Die Kurbel, um Wasser
schöpfen zu können, wurde aus einem Draht, der von Balken zu Balken ging,
gefertigt. Ein Aststück diente als Welle, über die sich die feine Kette mit
dem Eimer, der Silberpapierabdeckung hatte, damit es wie Wasser aussah,
aufwickeln konnte. Die Kette erstand ich in der Bauabteilung eines Kaufhauses.
Besonders
Erika war sehr stolz und freute sich riesig, dass sie trotz ihrer Lähmungen der
Arme, den Anstrich zustande brachte. Zuletzt schmückten wir den Brunnen mit
Blumen. Besonders gefiel uns der Rosenstrauch, den ich aus vielen einzelnen
kleinen Seidenröschen zusammen drehte, bis er aussah, wie ein echter
Rosenstrauch, der sich an dem Gebälk des Brunnens emporrankt.
6
Der
Hirtenhund - Überraschung
7
Ein Kamel
8
Ein Dromedar
Wir
fortgesetzt!
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