Diese Seite ist eine Liebeserklärung an meine Frau, Lebensgefährtin und Geliebte. Sie wurde am 13.12.1935 geboren und starb nach 16-jähriger Lähmung am 24.3.2000.     

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Aus dem Leben von Erika Kerkhoff geb. Löchte
Zusammengestellt von Winfried Kerkhoff

Verlobung

Nach meinem Abitur - 1955 - wurde für Erika und mich das Leben weniger frei. Ich begann ein Studium zum Volksschullehrer in Münster. Mit dem Zug fuhr ich jeden Tag von Burgsteinfurt dorthin. Sooft wir konnten, trafen wir uns natürlich. Schwieriger wurde es mit dem Jahr 1956, als meine Eltern in ihren Neubau nach Münster zogen. Für mich war das Studium nun leichter, aber  die Treffs mit Erika wurden nun seltener. Hauptproblem: wir hatten ja kein Geld. Manchmal sahen wir uns 4 Wochen nicht. 

Mein Geschenk an Erika. Wir hatten kein Geld. Sie unterstützte ihre Familie, ich hatte gerade mein Lehrerexamen bestanden.. >Gedichtsprobe

Das war schon sehr hart. Gott sei Dank durfte Erika, wenn sie mich mal in Münster besuchen kam, in meinem Elternhaus übernachten, da wir nun auch von Verlobung sprachen. Doch meistens besuchte ich sie, da wir dort bei Erika Zuhause uns freier fühlten

Doch vor der Verlobung war noch das Studium zum Abschluss zu bringen. Dafür war eine schriftliche Arbeit zu erstellen. Das Tippen machte Erika. Sie hatte ja schließlich eine abgeschlossene Ausbildung zur Industriekauffrau. Am 6. April 1957 legte ich meine mündliche Prüfung ab und war nun Junglehrer für die Volksschule, so hieß  das damals. 

In der Zwischenzeit war Erikas Familie nach Rheine umgezogen. Das bedeutete eigentlich ein weiterer Weg zwischen uns beiden.  Eine Lehrerstelle hatte ich auch schon im Jugendheim Wettringen. Das war ein Heim für Kinder und Jugendliche, bei denen die Eltern Erziehungsprobleme hatten. Diese Stelle war für unsere Treffen günstig, da es bis Rheine eigentlich nur ein Sprung war im Vergleich von Münster aus. Nach Ostern sollte ich die Stelle antreten.

Am 21. April hatten wir die Verlobung angesetzt. Ostern 1957. Nun war ich ja wer und verdiente Geld, so ähnlich dachte mein Vater, und konnte ans heiraten denken. 

Unsere Ringe kauften wir in Metelen bei einem Juwelier, den uns Erikas Vater vermittelte. So sahen unsere Ringe aus:

 

Querschnitt

mattes Gold

 

Erika machte den Vorschlag, dass wir uns die Ringe gegenseitig schenkten, ich fand es sehr sinnvoll. Sie war eben schon damals eine emanzipierte Frau. 

Was graviert man in Ringe ein? Die Namen des anderen? Wir hatten uns etwas besonderes ausgedacht. In unseren Ringe sollte der Spruch stehen: Wir begegneten uns in der Mitte.  In meinem Ring wurde "E. Wir begegneten uns"  ingraviert. In Erikas Ring kam zu stehen: "in der Mitte. W. Erika machte zu diesem Spruch damals ein Gedicht. Eine Jahreszahl wurde nicht eingraviert. Später sollte das Datum der Hochzeit dort stehen. Erika erhielt von mir ein kleines Bändchen mit japanischen Gedichten

Der Spruch gab zu einigen Spekulationen Anlass. Einige meinten: So eindeutig hätten wir es doch nicht ausdrücken sollen. Aber für uns hatte das Wort Mitte zunächst eine andere Bedeutung. Wir waren damals sehr gläubig erzogen und Mitte bedeutete für uns Gott. Aber wir meinten damit auch noch weiteres. Am besten kann man das mit zwei Lebenslinien vergleichen, die sich treffen bzw. kreuzen und einen Schnittpunkt oder  einen Mittelpunkt bilden. In dieser gemeinsamen Mitte wollten wir bleiben und uns begegnen, uns lieben, leben und damit war unter anderem natürlich auch das eingeschlossen, an das mancher Kritiker wohl zuerst gedacht hatte, die Sexualität.

Der Verlobungstag war ein wunderschöner Frühlingstag. Alle Bäume blühten. Die Sonne schien von einem azurblauen Himmel herab. Es war warm, ein wahrer Vorsommertag, der einen die Freuden des Sommers ahnen ließ. Ein Glückstag. Ein Omen für unsere Zukunft? Was konnte unsere Liebe erschüttern!

Meine älteste Schwester und ihre Freundin hatten alles für den Schmaus zu Hause vorbereitet, natürlich hatten alle geholfen. 

Alle, die zur Verlobung geladen waren, besonders meine Geschwister, waren gespannt; wie wir wohl das Zeremoniell der Verlobung gestalten würden. Die Überraschung für unsere Familien blieb dann auch nicht aus. Wir gingen gemeinsam am Morgen des Ostertages zur Messe. Am Ende des Gottesdienstes, vor dem Herausgehen, steckten Erika und ich uns die Ringe gegenseitig an. Wir sahen uns in die Augen - Worte waren nicht nötig. Es war ein wunderschöner Augenblick, unser Augenblick.  Keiner der übrigen Kirchgänger hatte etwas gemerkt. Als die Verwandtschaft und "angelobte" Verwandtschaft sich vor der Kirche trafen und "Frohe Ostern"  wünschten, blinkte es an unseren Händen. Einige Familienmitglieder waren etwas enttäuscht, dass sie nicht  mitbekommen hatten, als wir uns die Ringe aufsteckten . Aber schließlich war es unsere Verlobung. Ein glücklicher Tag, dem viele glückliche Jahre folgten. An die schweren dachten wir damals noch nicht. 

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