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Aus
dem Leben von Erika Kerkhoff geb. Löchte
Zusammengestellt von Winfried
Kerkhoff
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Verlobung |
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Nach
meinem Abitur - 1955 - wurde für Erika und mich das Leben weniger frei.
Ich begann ein Studium zum Volksschullehrer in Münster. Mit dem Zug fuhr
ich jeden Tag von Burgsteinfurt dorthin. Sooft wir konnten, trafen wir uns
natürlich. Schwieriger wurde es mit dem Jahr 1956, als meine Eltern in
ihren Neubau nach Münster zogen. Für mich war das Studium nun leichter,
aber die Treffs mit Erika wurden nun seltener. Hauptproblem: wir hatten ja
kein Geld. Manchmal sahen wir uns 4 Wochen nicht. |
Mein Geschenk an Erika. Wir hatten
kein Geld. Sie unterstützte ihre Familie, ich hatte gerade mein
Lehrerexamen bestanden.. >Gedichtsprobe |
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Das war schon sehr hart.
Gott sei Dank durfte Erika, wenn sie mich mal in Münster besuchen kam, in meinem Elternhaus übernachten, da wir nun
auch von Verlobung sprachen. Doch meistens besuchte ich sie, da wir
dort bei Erika Zuhause uns freier fühlten
Doch
vor der Verlobung war noch das Studium zum Abschluss
zu bringen. Dafür war eine schriftliche Arbeit zu erstellen. Das Tippen machte
Erika. Sie hatte ja schließlich eine abgeschlossene Ausbildung zur
Industriekauffrau. Am 6. April 1957
legte ich meine mündliche Prüfung ab und war nun Junglehrer für die
Volksschule, so hieß das damals.
In
der Zwischenzeit war Erikas Familie nach Rheine umgezogen. Das bedeutete
eigentlich ein weiterer Weg zwischen uns beiden. Eine
Lehrerstelle hatte ich auch schon im Jugendheim Wettringen. Das war ein
Heim für Kinder und Jugendliche, bei denen die Eltern Erziehungsprobleme
hatten. Diese Stelle war für unsere Treffen günstig, da es bis Rheine
eigentlich nur ein Sprung war im Vergleich von Münster aus. Nach Ostern
sollte ich die Stelle antreten.
Am
21. April hatten wir die Verlobung angesetzt. Ostern 1957. Nun war ich ja wer und
verdiente Geld, so ähnlich dachte mein Vater, und konnte ans heiraten
denken.
Unsere
Ringe kauften wir in Metelen bei einem Juwelier, den uns Erikas Vater
vermittelte. So sahen unsere Ringe aus:
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Querschnitt
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mattes Gold
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Erika
machte den Vorschlag, dass wir uns die Ringe gegenseitig schenkten, ich fand es sehr sinnvoll. Sie war eben schon damals
eine emanzipierte Frau.
Was graviert man in Ringe ein? Die Namen
des anderen? Wir hatten uns etwas besonderes ausgedacht. In unseren Ringe
sollte der Spruch stehen: Wir begegneten uns in der Mitte. In meinem
Ring wurde "E. Wir
begegneten uns"
ingraviert. In Erikas Ring kam zu stehen: "in der Mitte. W."
Erika
machte zu diesem Spruch damals ein Gedicht.
Eine Jahreszahl wurde nicht eingraviert. Später sollte das Datum
der Hochzeit dort stehen. Erika erhielt von mir ein kleines Bändchen mit
japanischen Gedichten
Der
Spruch gab zu einigen Spekulationen Anlass. Einige meinten: So eindeutig
hätten wir es doch nicht ausdrücken sollen. Aber für uns hatte das Wort
Mitte zunächst eine andere Bedeutung. Wir waren damals sehr gläubig
erzogen und Mitte bedeutete für uns Gott. Aber wir meinten damit auch
noch weiteres. Am besten kann man das mit zwei Lebenslinien vergleichen,
die sich treffen bzw. kreuzen und einen Schnittpunkt oder einen Mittelpunkt
bilden. In dieser gemeinsamen Mitte wollten wir bleiben und uns begegnen, uns lieben,
leben und damit war unter anderem natürlich auch das eingeschlossen, an
das mancher Kritiker wohl zuerst gedacht hatte, die Sexualität.
Der
Verlobungstag war ein wunderschöner Frühlingstag. Alle Bäume blühten.
Die Sonne schien von einem azurblauen Himmel herab. Es war warm, ein
wahrer Vorsommertag, der einen die Freuden des Sommers ahnen ließ. Ein Glückstag.
Ein Omen für unsere Zukunft? Was konnte unsere Liebe
erschüttern!
Meine älteste Schwester und ihre
Freundin hatten alles für den Schmaus zu Hause vorbereitet, natürlich
hatten alle geholfen.
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Alle,
die zur Verlobung geladen waren, besonders meine Geschwister, waren gespannt; wie wir wohl das Zeremoniell der Verlobung gestalten
würden. Die Überraschung für unsere Familien blieb dann auch nicht aus.
Wir gingen gemeinsam am Morgen des Ostertages zur Messe. Am Ende des
Gottesdienstes, vor dem Herausgehen, steckten Erika und ich uns die Ringe
gegenseitig an. Wir sahen uns in die Augen - Worte waren nicht nötig. Es war ein wunderschöner Augenblick, unser Augenblick.
Keiner
der übrigen Kirchgänger hatte etwas gemerkt. Als die Verwandtschaft und
"angelobte" Verwandtschaft sich vor der Kirche trafen und "Frohe Ostern"
wünschten, blinkte es an unseren Händen. Einige
Familienmitglieder waren etwas enttäuscht, dass sie nicht mitbekommen hatten, als wir uns die Ringe aufsteckten . Aber schließlich
war es unsere Verlobung. Ein glücklicher Tag, dem viele
glückliche Jahre folgten. An die schweren dachten wir damals noch nicht.
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Inhaltsangabe weiter
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