Diese Seite ist eine Liebeserklärung an meine Frau, Lebensgefährtin und Geliebte. Sie wurde am 13.12.1935 geboren und starb nach 16-jähriger Lähmung am 24.3.2000.     

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Aus dem Leben von Erika Kerkhoff geb. Löchte
Zusammengestellt von Winfried Kerkhoff

                                                                                                                              

Jahreswechsel mit Sekt und Rotwein  und Liebesdienst 

Ein Jahr ging zu Ende - mit vielen Veränderungen und Neuigkeiten. Erika war seit 1954 in der Lehre zum Industriekaufmann - na ja, eigentlich Kauffrau - , also im 2. Lehrjahr,  ich war im Studium zum Volksschullehrer in Münster seit 1955, meine Familie hatte in einem eigenen Neubau  in Münster Wohnquartier bezogen. D.h. meine Eltern mit mir, die anderen Geschwister waren ja aus dem Haus.

Zum Jahreswechsel 1956/57 fuhr ich zu Erikas Familie nach Burgsteinfurt, meine Eltern sahen es nicht so gern, da ich ja auch dort übernachten wollte. Doch ich setzte es durch.

Löchtes - so hieß die Familie von Erika, hatten in Burgsteinfurt im Hause einer Wirtschaft eine Wohnung, die aber auf einem langen Flur lag, an dem noch mehr Zimmer lagen, die auch wiederum Teile einer Wohnung von anderen Familien waren. Insgesamt wohnten dort drei Familien. Man bedenke, es war Nachkriegszeit. 

Löchtes hatten drei Zimmer. Eine Küche, das Elternschlafzimmer und das Mädchenschlafzimmer, das so groß war, das es zugleich als Wohnraum diente. In diesem Wohnteil saßen wir und feierten Neujahr. Für mich war das schon etwas Neues, denn in unserer Familie gab es kein Hineinfeiern in das Neue Jahr. Meistens erschliefen wir es. 

Mit Gesellschaftsspielen, Erzählen, Essen und Trinken ging es auf den Rest des Jahres zu, die letzten Stunden des 31.Januar 1956, auf den Weg zu 1957, darin wollten wir uns verloben, beide würden wir unsere Prüfungen machen, Erika ihre Industrie-Prüfung, ich meine Lehrerprüfung. Das bedeutete auch, dass wir selbst Geld verdienen würden. Doch in unserer Beziehung war im Moment die Verlobung nicht so ein Meilenstein. Wir waren doch so verliebt ineinander, in die Zukunft sahen wir eigentlich nur unter dem Aspekt, wir wollen zusammenbleiben.

Kurz vor Mitternacht, also dem Jahreswechsel, sollte es ein besonderes Getränk geben. Es hieß Türkenblut, das ist sicher ein rassistischer Ausdruck. Aber die Zeiten und Menschen waren damals leider noch nicht so sensibel wie heute, man sagte auch noch Negerküsse. Bei diesem  Getränk  wurde Sekt und Rotwein zu gleichen Teilen gemischt. Ich war ja sehr unerfahren im Trinken von Alkohol, auch Erika, das wusste ich, denn auf unseren vielen Tanztees und Tanzfeiern tranken wir keinen Alkohol, wir konnten uns ja aus finanziellen Gründen -  wie schmal war unsere Taschengeldbudget ! - keinen Alkohol, ja eigentlich nicht mal mehrere Gläser alkoholfreie Getränke leisten. Es gab aber Ausnahmen wie z.B. Schlussball oder Abiturfeiern.

Der Sekt mit Rotwein, oder - der Rotwein mit Sekt bei Löchtes schmeckte vorzüglich, und ich mochte das Gemisch gern, war jedoch skeptisch wegen der Wirkung. Und die war schon stark angesichts der geringen Mengen, die ich getrunken hatte. Ich war keineswegs betrunken, das war ich auch später selten - Ausnahmen bestätigen die Regel, denn ich fühlte mich immer Erika gegenüber verantwortlich, dass ich sie sicher nach Hause brachte. Mein Nachtlager war nach diesem netten Abend in der Küche auf der Couch, wo ich auch sehr gut schlief.

Das zweite Mal tranken Erika und ich Rotwein+Sekt genau 2 Jahre später. Dieser Jahreswechsel 1958/59 fiel in unsere Hochzeitsreise - wir waren gerade mal 2 Tage verheiratet und unheimlich glücklich. Unsere kleine Hochzeitsreise - es war mal wieder das Geld , das uns für eine längere fehlte - ging ins Siebengebirge. Wir fuhren mit dem "kleinen Prinzen". Nicht was ihr Leser vielleicht meint. Unser erstes Kind konnte noch nicht da sein, wir hatten ja gerade die erste Liebesnacht erlebt. Der "kleine Prinz" war das erste NSU-Gefährt. Was waren wir stolz auf unser erstes Klein-Auto. Klein, aber fein, wir hatten es mit dem Gedanken gekauft, dass es extra für uns und unsere Verhältnisse - persönlichen und finanziellen - konstruiert worden war. Also gewissermaßen ein Fingerzeichen Gottes, diesen Wagen zu kaufen!

Wir kamen sicher bei der Familie Speck im  Siebengebirge an, genau am Silvestertag 1958 - ich fand jetzt beim Aufräumen nach Erikas Tod den langgesuchten Waschzettel.  Wir packten unsere Sachen aus dem Auto, bezogen unser kleines Zimmer, waren glücklich und planten. Natürlich mussten wir feiern, unseren ersten gemeinsamen Jahresabschluss. Was tranken wir? Ihr ahnt es schon. Rotwein und Sekt. Zur Feier des Tages sagte Erikas zu, mittrinken zu wollen, Erika war bei Alkohol immer sehr zurückhaltend. Ich freute mich riesig, dass ich nicht allein trinken musste. Es war doch irgendwie geselliger. 

Wir setzten uns gegen 20 Uhr  unten in den  Aufenthaltsraum der Pension  an einen Tisch und bestellten eine Flasche Rotwein und eine Flasche Sekt. Etwas üppig, dachte ich, aber es war ja unser erster gemeinsamer Jahreswechsel. Als die beiden Flaschen dann vor uns auf dem Tisch standen, betrachtete ich noch skeptischer beide Flaschen, konnten wir die leeren? Wir werden es schon schaffen, wenn Erika 2-3 Gläser mittrinkt. Der Abend war ja noch lang, vier Stunden bis 12 Uhr! Der Ober begann gerade mir einzugießen, damit ich den Wein probieren konnte, da erklärte Erika, sie glaube, dass es vielleicht doch nicht richtig war mitzutrinken. Es dauerte, bis ich es kapiert hatte. Aber dann fiel bei mir der Groschen, es könnte ja sein, dass sie schon ein Kind bekommen würde, wenn man solche Sehnsucht nach dem anderen hat, und Alkohol? Da hatte sie recht, Entscheidung akzeptiert. Aber - da musste ich ja zwei Flaschen trinken! Jetzt wurde mir doch ein bisschen bange. Meinem überraschten Blick begegnete Erika mit den Worten, ich könnte das wohl schaffen.  Oh, Erika ! 

Der Abend wurde unvergesslich. Aber nicht nur wegen unserer verliebten Gespräche. Ich ungeübter und unerfahrener Trinker schaffte die beiden Flaschen. Ich wollte doch auch das, was ich bestellt hatte, verzehren. So gingen wir nach dem Jubel des Jahreswechsel auf unser Zimmer. Es war schon sehr kühl draußen und unser Zimmer nur durch ein Heizöfchen gewärmt. Aber für mich war das kein Problem mehr, ich sackte auf das erste Bett neben der Tür und schlief sofort ein.

Wie lange hatte ich geschlafen? Mir war  übel. Ich musste brechen. Wo war die Toilette. Jetzt war Erika wach. "Wo ist die Toilette?" Vor dem Zimmer! Erika öffnete beide Türen. Ich stürzte hindurch, den Klo-Deckel bekam ich nicht rechtzeitig auf, die Richtung verfehlt, das Ziel völlig falsch angepeilt. - Es war raus, mir ging es eigentlich besser, aber die Toilette, Wände, Deckel, Fußboden! Und der Geruch, den ich jetzt wahrnahm. "Du Armer", hörte ich an meinem Ohr. Da merkte ich erst, dass Erika mich die ganze Zeit in den Armen gehalten hatte, damit ich nicht durch meine quälenden Erschütterungen umgefallen war. War das ein Jahresanfang - und erst 2 Tage verheiratet.  O je, das war alles grauenvoll! Ich schämte mich, dachte, dass das doch alles sauber gemacht werden müsste, ließ mich aber willenlos von Erika ins Schlafzimmer führen. Sie packte mich ins Bett und lächelte mich an. Diese Frau lächelte! Mehr kriegte ich nicht mit.

Neujahr. Ich erinnere mich dumpf an die Schrecken dieser Nacht. Muss zur Toilette. Zögere, aber es eilt. Ich öffne die Toilettentür, war alles nur ein Traum, aber ich hatte es doch erlebt? Alles war blitzblank. Frische Luft. Nichts erinnerte an meine nächtliche Alkoholtour. Ich fragte Erika, was war. Sie hatte alles sauber gemacht.  Was für eine Frau hatte ich geheiratet. Was Liebe nicht alles tut!

Was konnte denn mir noch passieren, ich konnte stundenlang mir ihr reden, sie sorgte dafür, dass ich nicht im Elend und Dreck verkam! Ich hatte wirklich einen Glückstreffer mit meiner Frau gemacht!

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Gedichte an Erika  Vorwort  Abschied   Abschied für immer  Abschied von den Träumen  Abschied   Viele zehntausend Mal  Adieu - Gott befohlen    Dass du mich liebst  Die letzte Rose  Die Schaukel  Dieser Tag endet nicht im Westen  Du gingst  Ein Lächeln  Frohe Weihnacht  Frühling  Hoffnung  Hoffnunglos ist meine Liebe  Jede Nacht  Leb wohl du  Liebes-Spuren  Momentaufnahme  Nie mehr  Noch immer  Protokoll des Sterbens   Schatten der Erinnerung  Schon als Junge  Schwer oder leicht  Seltsame Begegnung  Tränen am Meer  Tränen in Novembertagen  Träumen  Traumerinnerungen  Urlaubsimpressionen 1998  Valentinstag  Verloren  Was bleibt  Welke Rosenblätter  Wer weiß  Wo der Himmel ist   Zum Greifen nah