Erika schrieb
am 27.8.1959 an meine älteste Schwester, die als Patin auserkoren worden
war:
"...Das Baby wird ja, wie Du sicher weißt, um den 5.
November herum geboren werden. Ob es sich an den Termin hält, ist noch
fraglich. Wir möchten nun nicht mit der Taufe warten, bis ich wieder zu
Hause bin, wenn gleich es für mich zwar schöner wäre, sondern es
2-3 Tage später, nach Möglichkeit an
einem Sonntag, taufen lassen. Hoffentlich kannst Du Dich für den Tag frei
machen. Nun möchtest Du sicher wissen, wie Dein Schutzbefohlener
heißen soll. Wenn es ein Junge ist, und wir hoffen es allein schon unserer
Eltern wegen, so wird es ein Heinz-Ingmar, ist es ein Mädchen, so möchten
wir es Alexa Maria nennen. Was hältst Du von den Namen? Meine Eltern und
Elfriede (Erikas Schwester W.K.) finden sie grässlich.
Nun noch etwas zum Taufkleidchen. An
sich hast Du zu entscheiden. Aber ich möchte Dich bitten, wenn Du selbst
eins nähen willst, doch meinen Brautschleier mit zu verarbeiten. Verstehst
Du, warum? Wenn Du es jedoch fertig kaufst, geht es ja nicht.
Alles andere mündlich..."
Geburt
des ersten Kindes
Am
6. November sah meine Frau einem Boxkampf zu. Da wir selbst noch
kein Fernsehgerät besaßen, saßen wir in dem Fernsehzimmer des
Jugendheimes, wo ich damals Lehrer war. Am nächsten Tag war es
soweit! Unser erster Sohn machte sich auf den Weg, sein Leben auf der Erde
anzutreten.
Natürlich
war ich bei meiner Frau im Kreissaal. Damals war es noch nicht so
"in", dass die Geburt gemeinsam von den Eltern bestanden wurde.
Die Mutter meines damaligen Freundes war unsere Hebamme. So gab es in
dieser Hinsicht keine Probleme.
Es
machte sich bemerkbar, dass meine Frau sich durch Übungen auf die Geburt
vorbereitet hatte. Heute machen in der Regel ja alle Frauen einen
Schwangerenvorbereitungskursus. Doch damals war das noch eine Ausnahme .
Ich kann mich noch gut erinnern, dass Erika jeden Morgen, auch wenn es ihr
übel war, ihre Gymnastik und Atemübungen machte, oft lag ich auf dem
Bett und schaute dem munteren Treiben zu. Manches Mal, wenn es ihr
einigermaßen gut ging, endete das Ganze damit, dass wir uns innig
liebten.
Die
letzten Minuten vor der Geburt unseres Kindes schickte mich der Arzt
leider hinaus, trotz Proteste meiner Frau und der Hebamme. Er musste
einen kleinen Eingriff vornehmen und meinte wohl, dass ich dem nicht
gewachsen war. Er wusste ja nicht, dass ich schon in meiner Jugendzeit,
während alle in meiner Familie zusammenklappten, meinen Brieftauben mit
Nadel und Zwirn den Kropf und den Bauch erfolgreich wieder
zusammengenäht hatte, wenn sie einem Falken, schwer verletzt, entkommen konnten.
Die
bange Wartezeit vor dem Kreissaal war nicht lang, ein Schrei hinter der
Tür, vor der ich dicht vor Aufregung stand, und dann durfte ich hinein.
Blass sah ich Erika, völlig erschöpft, aber aus ihren Augen leuchtete
das Glück. Auf ihrer Brust lag unser Kind! Einen zarten Kuss für meine
Frau und dann hatte ich das Kind auf dem Arm, um das wir, besonders
natürlich meine Frau neun Monate mit all ihrer Kraft gekämpft
hatte.
In
den letzten Monaten war bei den Familien der Lehrer schon mehrere Kinder
geboren worden. Doch meine kleine Frau mit 1.54 m Höhe brachte das
längste und schwerste Kind zur Welt, 54 cm und über sechs Pfund. Und
Milch hatte sie satt.
Der Geburtsarzt: "Ihre Frau hat
die ganze Kinderstation mit Milch versorgt - und für die Schwestern wäre
auch noch genug da gewesen."
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