Rückschauend muss
ich heute selbst mit Verwunderung feststellen, dass ich über meinen Mut
und Unternehmungsgeist vom heutigen Standpunkt aus doch ein bisschen
überrascht bin. Wie viele Entscheidungen mussten gefällt werden, wie
viele Probleme auf der Stelle gelöst werden. Aber es muss hier ganz
deutlich gesagt werden, Erika war mir in allen diesen Fahrten, trotz
ihrer Behinderung und mitunter auftretenden psychischen Problemen immer
eine wertvolle Hilfe und Kommunikationspartnerin, die mir das Reisen
trotz aller Erschwernisse half, leicht zu nehmen und gut zu meistern.
Verschiedentliche
Male wurde in der Presse von diskriminierenden Verhalten der
Mitreisenden gegenüber behinderten Menschen berichtet. Es steht fest,
dass der Freizeitbereich ein problematischer Integrationsraum (vgl.
Kerkhoff 1982, 1992, 1993) aus verschiedenen Gründen bleibt. Auf
unseren Reisen haben wir gute Erfahrungen gemacht, ähnlich dem am
Anfang dieses Artikels erwähnten Begebenheit. In der Regel wurden wir
ganz normal behandelt.
Zu Anfang der
Krankheit von Erika haben wir sehr viele neugierige und auch abschätzige
Blicke erlebt, das war im Jahr 1984. Wir haben auch noch zum Ende der
80er Jahre in der Kur rücksichtsloses Verhalten hinnehmen müssen.
Seitdem scheint nach unseren Erfahrungen das Verhalten gegenüber
Rollstuhlfahrern – nur diese Erfahrung haben wir gemacht - in der Öffentlichkeit
und im Freizeitbereich positiver geworden zu sein, zumindest in den
Bereichen, wo wir uns aufhielten.
Es war
festzustellen, dass sich die Menschen meiner Frau gegenüber in den
letzten Jahren sowohl beim Einkauf wie auch im Urlaub entgegenkommend, sogar liebevoll verhalten haben. Camper
machten sich Sorge und klopften an den Wohnwagen, als wir am Morgen mal
länger geschlafen hatten, und fragten, ob uns etwas passieret war. In
einer Schlange beim Anstehen vor der Kasse, um in die Gärten von
Granada, besorgt uns ein „wildfremdes“ Paar, das weit vor uns stand,
Eintrittskarten.
Jedoch, immer da, wo
behinderte Menschen in größeren Gruppen auftreten, ist wohl die Gefahr
vorhanden, dass das soziale Umfeld unsicher, zurückhaltend, abweisend
oder aggressiv reagiert. Vielleicht sollten daraus Konsequenzen gezogen
werden und Massenansammlungen – z.B. auch hinsichtlich des
Wohnbereiches - vermieden werden, denn da sind es nicht nur
Behinderte, die dann Beklemmung, wenn auch sicher unberechtigt,
hervorrufen können. |