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Etappen
eines Lebens
Aus
dem Leben von Erika
Kerkhoff geb. Löchte
Zusammengestellt von
Winfried Kerkhoff
Das dritte Kind meldet
sich an
Der
Februar 1959 zog ins Land. Erika war nach der Hochzeit von der Firma
gekündigt worden, da sie wegen des neuen Wohnaufenthaltes nicht die
geregelte Arbeitszeit einhalten konnte. Wir hatten zwar ein Auto, aber sie
keinen Führerschein. Und mit dem Bus war der Arbeitsort Borghorst von
Wettringen für Erika nicht
zu erreichen.
Eines
Morgens, ich wollte gerade aufstehen, um mich für den Schulunterricht
fertig zu machen, sprang Erika plötzlich aus dem Bett und stürzte aus
dem Zimmer. Ich hinterher, weil ich ja nicht wusste, was geschehen
war. Ich sah sie gerade noch in der Toilette verschwinden und dann
hörte ich sie würgen. Unser erstes Kind hatte sich angekündigt.
Von
da an ging es jeden Morgen so. Und tagsüber auch. Sie würgte nicht nur,
sondern erbrach, aber nicht nur einmal.
Die
Tage, an denen vor allem das Mittagessen drin blieb, war am Ende der
Schwangerschaft an zwei Händen abzuzählen. Manches Mal erbrach sie das
Mittagessen bis zu sieben Mal. Erst das achte Mal blieb es im Magen. Ich
wunderte mich damals, dass man so oft brechen konnte und immer wieder aß.
Aber Erika war hart im Nehmen und sie klärte mich auf, dass diese
Übelkeit eine andere war, als die sie bisher schon mal erlebt hatte. Wenn
sie erbrochen hatte, war die Übelkeit verschwunden und das Essen
schmeckte wieder. Dennoch kam Erika viele Tage zum Liegen, da wegen der
schwachen Bänder und des Bindegewebes der Arzt ein Ende der
Schwangerschaft befürchtete.
Anstatt,
dass sie zunahm, verlor sie an Gewicht. Was angesichts des häufigen
Brechens kein Wunder war. Zudem wog Erika, als sie mich heiratete, mal
grad knapp 30 kg. Und das, obwohl jeden zweiten Tag der Hausarzt
vorbeikam und ihr eine Aufbauspritze gab.
Auch unser erstes Kind in Erikas Bauch war zu
untergewichtig. Das Ergebnis war, Erika kam nach drei Monaten
Schwangerschaft ins Krankenhaus und wurde künstlich aufgepäppelt. !4
Tage war ich auf einmal Strohwitwer, und beide waren wir immer in Sorge um
das Leben unseres ersten Kindes. Und manches mal dachte ich auch,
hoffentlich steht das Erika durch! Doch Erika bekam diese 14 Tage
sehr gut. Als sie wieder zu Hause war, ging es mit dem Gewicht bergauf,
wenn auch das Brechen kein Ende nahm währender der neun Monate. Auch
liegen musste sie viel. Aber sie verließ nie der Mut und die gute Laune.
Spät
konnte man die Schwangerschaft sehen. Aber dann trug sie ein richtiges
kugelrundes Bäuchlein vor sich her.
"Ich
habe einen Fußball verschluckt," sagte sie immer aus Spaß, wenn
jemand auf ihre Schwangerschaft zu reden kam. Und:" Ich glaube es
wird ein Boxer, er kann gut mit den Fäusten in meinen Bauch
herumtoben!"
Wenn
wir spazieren gingen, nur ein kurzer Ausgang war erlaubt, ging ich immer
sehr stolz neben meiner Frau. Früher hatte ich immer gedacht, dass man
sich irgendwie genieren würde, da doch alle sahen, das wir miteinander
"was" hatten. Das Gefühl hat sich nie, als meine Frau das Kind
trug, bei mir eingestellt, auch später nicht. Ich denke, es geht vielen
Männern so, in Erwartung des Kindes werden viele Männer stolz und
glücklich.
Inhaltsangabe
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