Das
Foto zeigt Erika mit 6 Jahre, hinten. Der Vater, früh zum Militär eingezogen,
war dort in Polen stationiert. Er und seine Familie hatten noch ein bisschen
Glück. Er arbeitete auf dem Büro und durfte die Familie nachkommen lassen.
Erika hatte mittlerweile eine Schwester bekommen, die zwei Jahre jünger ist. Bei dieser
Anzahl der Kinder blieb es in der Familie. Erika hat später sehr bedauert, dass
sie keinen Bruder hatte und ihr diese Erfahrungen im Leben fehlten. Da nützten auch nichts die Erfahrungen der Mutter
mit ihren Brüdern, auch wenn sie daraus Nutzen ziehen konnte.
Das
Leben in Posen war für Erika relativ ungetrübt. Es war zwar damals im dritten
Reich verboten, mit polnischen Familien zu sprechen und mit deren Kindern zu
spielen, aber die Mutter Löchte hielt sich nicht daran und die Kinder fanden
Wege, auch mit den polnischen Kindern zu spielen. Erika lernte polnisch, daran
konnte sie sich genau erinnern, hatte natürlich später alles wieder vergessen.
Denn dafür war der Aufenthalt zu kurz.
Es
war das Jahr 1942 und Herbst. Erika wurde in Polen eingeschult -
als fast Siebenjährige. Sie besuchte eine deutsche Schule. Schon früh
wurden in dieser Klasse kleine Aufsätze geübt. In dieser Zeit ist eine
Geschichte anzusiedeln, die Erika mir erzählt hat. Erika mußte im Unterricht
einen Aufsatz schreiben. Es war nicht der erste. So glaubte sie schon mehr davon
zu verstehen. Auch wenn die Interpunktion noch nicht behandelt worden war,
setzte sie selbständig Kommata in ihren Text. Zum ersten Mal. Darüber war sie
sehr stolz. Sie bekam den Aufsatz zurück und staunte. Die Lehrerin hatte alle
Kommata mit einem roten Strich versehen, aber in die andere Richtung wie die
Kommata, so dass nun beide Striche zusammen wie ein X aussahen. Erika kam nach
Hause in dem Glauben, dass die Lehrerin ihre Kommata in der anderen Richtung korrigiert
hatte, und fragte ihren Vater: „Hör mal! Ist das nicht egal, in welche
Richtung man das Komma macht?“ Vater schaute ins Heft und lachte: „Deine
Kommata haben schon die richtige Richtung. Aber deine Lehrerin hat die
durchgestrichen. Denn - dahin, wo
du ein Komma gesetzt hast, darf
gar kein Komma.“
Noch
eine kleine Begebenheit aus dieser ersten Schulzeit. Die Lehrerin fragt die
Kinder: "Wer kennt eine Hunderasse?" Die Kinder nennen Dackel,
Schäferhund, Pudel. Als einzige zeigt Erika immer noch auf. Die Lehrerin:
"Weißt du denn noch eine Hunderasse?" Erika antwortet: "Jaa!
Schoßhund!"
Inhaltsangabe
weiter