Schlaganfall
bei Kindern
Sehr
geehrte Damen und Herren,
Schlaganfall
bei Kindern? Gibt es das, werden Sie sich vielleicht fragen.
Ja, so etwas gibt es. Wir, von der
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe in Gütersloh,
haben am vergangenen Wochenende
einen Erfahrungsaustausch für betroffene Familien
organisiert.
Vielleicht
haben Sie diesen Möglichkeit den Text zu veröffentlichen.
Wenn
Sie eine betroffene Familie kennen, dann weisen Sie diese doch
bitte auf uns hin!
Kinder
und Schlaganfall: bei vielen Ärzten unbekannt.
Bei
einem Treffen von Eltern mit betroffenen Kindern am vergangenen
Wochenende in Vechta wurden
Erfahrungen und Informationen ausgetauscht.
Carolin
(8) aus Rosenthal bei Marburg turnte für ihr Leben gern. Doch
genau das darf sie
nicht mehr. Denn vor gut einem Jahr erlitt sie beim Turnen
einen Schlaganfall. Die Diagnose
kam erst Wochen später: nachdem sie in der Turnhalle
plötzlich umgefallen war, fand der Hausarzt dafür keine
Ursache. Erst auf
Drängen der Eltern kam sie Tage später in die Klinik. Dort
wurde der Schlaganfall
nachträglich festgestellt. Das
Schicksal von Carolin ist kein Einzelfall.
Experten
gehen davon aus, dass
rund 300 Kinder im Jahr in Deutschland einen Schlaganfall
erleiden, manche
bereits im Mutterleib. Die Dunkelziffer liegt allerdings viel
höher,
denn
ein kindlicher Schlaganfall ist schwer zu diagnostizieren.
"Bei
rund einem Drittel der betroffenen Kinder ist die Ursache des
Schlaganfalls unklar",
erklärt Dr. Ronald Sträter von der Uni-Kinderklinik
Münster. Hier entsteht seit 1996
die weltweit größte Datenbank zum Thema "Kinder
und Schlaganfall". 615 Krankengeschichten von Kindern sind
bereits erfasst, so
dass jetzt erste Erkenntnisse vorliegen.
"Im
Gegensatz zu erwachsenen
Schlaganfall Patienten sind nicht Bluthochdruck oder Arterienverkalkung
die Ursache. Bei Kindern sind es Herz- oder Gefäßerkrankungen
zusammen mit einer Infektion oder Verletzung." Auch
ererbte Defekte bei der
Blutgerinnung kommen als Ursache für den kindlichen Schlaganfall
in Frage.
Die
Forschung steht erst am Anfang. Das gilt auch für die Diagnose-
und Behandlungsmöglichkeiten.
Eine Erfahrung, die fast alle Eltern von jungen Schlaganfall
Patienten machen müssen.
"Auf
diesem Erfahrungsaustausch habe ich mehr Informationen erhalten
als in den vergangenen
sechs Monaten seit Kevin´s Diagnosestellung", meint eine
Mutter aus Lünen.
Der
heute 2 Jahre alte Kevin hatte bereits im Mutterleib einen
Schlaganfall. Das
wissen die Eltern aber erst seit einem halben Jahr. Zwar machten
sie sich große Sorgen
über Kevin`s verzögerte Entwicklung - der Junge konnte
z.B. nicht krabbeln - doch die
Ärzte beruhigten sie immer wieder: "Das wird schon."
Erst auf ihr massives Drängen hin fand sich ein Arzt bereit,
Kevin intensiv zu
untersuchen. Nach eineinhalb Jahren wurde der Schlaganfall
entdeckt.
"
Es besteht ein hoher Fortbildungsbedarf für Ärzte in Sachen
kindlicher Schlaganfall".
Dr. Ronald Sträter formuliert es vorsichtig. Betroffene
Eltern berichten es ihm immer
wieder: Manche Ärzte erkennen den Schlaganfall nicht,
weil sie gar nicht wissen, dass Kinder einen Schlaganfall
erleiden
können.
Oder sie behandeln falsch:
"Die
Behandlungskonzepte, die bei erwachsenen
Schlaganfall Patienten erfolgreich sind, sind nicht unbedingt
auf Kinder anwendbar. Hat der
Schlaganfall andere Ursachen, muss auch anders behandelt
werden."
Auch
nach dem diagnostizierten Schlaganfall geht der Kampf für die
Eltern weiter. Mit
Ärzten, Krankenkassen, Schulen: was ist die richtige
Behandlungsmethode? Welche
Krankengymnastik ist notwendig? Kann unser Kind
nach
monatelanger Rehabilitation überhaupt wieder in den
Kindergarten oder die
Schule?
Viele
Eltern haben durch ganz Deutschland oder sogar Europa
telefoniert, um Informationen
und Hilfe zu bekommen. Zum
dritten Mal hat die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe einen
Erfahrungsaustausch
für betroffene Eltern und Kinder durchgeführt. In diesem
Jahr waren es 66 Mütter, Väter
und Kinder, die nach Vechta gekommen sind. Auf
Grund der hohen Nachfrage wird es auch 2004 einen
Erfahrungsaustausch
geben.
Zusätzlich wird die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ab
kommendem Jahr einen
regelmäßigen Elternbrief herausgeben, in dem es Informationen
zum kindlichen Hirninfarkt geben wird. Auch eine Experten-Hotline
ist geplant.
Carolin
ist mittlerweile auf dem Wege der Besserung. Sie kann gehen,
schreiben, spielen. Allerdings:
der Schlaganfall hat psychische Spuren hinterlassen.
Die Achtjährige kann sich schlecht konzentrieren und ist
schnell frustriert. Wie ein
Damoklesschwert hängt die Angst vor einem weiteren
Schlaganfall über ihr und der Familie. Denn die Ursache ist
nach wie vor
unbekannt."Wir leben mit der Angst und schauen nach
vorne," meint Carolin`s Mutter. "Was
auch immer passiert, zumindest bekommen wir nun Unterstützung
von
anderen
betroffenen Eltern".
Infokasten
zum Thema:
Eltern
von betroffenen Kindern können sich gerne bei der Stiftung
Deutsche
Schlaganfall-Hilfe
zu diesem Thema melden. Service- und Beratungszentrum:
Telefon:
(0 180 5) 093 093 (0,12 EUR/Min.) Fax: (0 180 5) 094 094
Spendenkonto:
Dresdner Bank Gütersloh BLZ: 478 800 31 Konto Nr. 50
Stichwort:
Kinder und Schlaganfall
Sabine
Dawabi
Nachsorge
& Soziales
Stiftung
Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Carl-Bertelsmann-Str.
256
33311
Gütersloh
Fon:
++ 49 52 41 / 97 70-19
Fax:
++ 49 52 41 / 81-68 17 19
E-Mail:
sabine.dawabi@bertelsmann.de
Mehr
Informationen unter: <www.schlaganfall-hilfe.de>
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