Meine
Frau wurde 1984 infolge eines Schlaganfalles behindert. Nach einem längeren
Aufenthalt auf der Intensivstation einer Spezialklinik holten wir – meine
Kinder und ich - sie in die Familie zurück, da die Ärzte befürchteten,
dass sie nur noch kurze Zeit zu leben hatte.
Die Anstrengungen der
Familie waren jedoch erfolgreich.
Dennoch blieb meine Frau vollständig gelähmt, war bettlägerig und
hielt nur sehr kurze Zeit im Rollstuhl aus. Aus der anfänglichen z.B.
fast völligen räumlichen Desorientierung (z.B. in der Wohnung), den
fehlenden Erinnerungen an die Vergangenheit einschließlich der Ausfälle
in dem Kurzeitgedächtnis, der schlaffen vollständigen Lähmung, die
auch zur Folge hatte, dass der Kopf zur Seite fiel, also nicht gehalten
werden konnte, den Sprachschwierigkeiten, besonders der Flüsterstimme,
konnte meine Frau Erika nach ca. drei Jahren Magensondeernährung
gefüttert werden, sie übte erfolgreich Kreuzworträtsel zu lösen, dehnte das
Rollstuhlsitzen zu zwei Zeiten tagsüber auf ca. zwei Stunden aus,
lernte mit der rechten Hand trotz Linkshändigkeit eine Tasse
hochzuheben – die einzige wiedererlernte motorische Tätigkeit - und
interessierte sich nach und nach mehr und mehr für das familiäre und
außerhäusliche Leben.
Nach
der Zeit der ersten Konsolidierung des Lebens, wobei z.B.
Sprachtherapie, Krankengymnastik, räumliche Orientierungsübungen,
Wiederaufbau der Erinnerungen an vergangenen biografischen und öffentlichen
Ereignissen, Training des Kurzzeitgedächtnisses hervorzuheben sind,
gewinnen für die weitere rehabilitative Arbeit die Gestaltung einer
Weihnachtskrippe und Camping-Reisen eine besondere Bedeutung.
Von
den Camping-Reisen, den technischen und didaktischen Vorbereitungen, den
Problemen – vor allem des Transportes - und ihren Lösungen, der
Lebensfreude und Lebenslust bei diesem Unternehmen soll in diesen Ausführungen
hier die Rede sein, es geht weiter um die Umsetzung solcher Unternehmungen,
um mögliche Chancen zu einem neuen Leben und darum, anderen Mut
zu machen.
Es
sei darauf hingewiesen: Meine Frau war bis zu ihrem Tod inkontinent und
tetraplegisch. Inkontinent zu sein ist heutzutage kein Problem mehr. Es
gibt zahlreiche und variable Hygieneartikel, die natürlich gerade, wenn
man ins Ausland reist, mitgenommen werden müssen und viel Platz für
das Verpacken benötigen.
Die
Tetraplegie war ein viel größeres Problem. Außer ca. zwei Stunden, in
denen sie – morgens und nachmittags - im Rollstuhl saß, war Erika
bettlägerig, sie konnte aber auch abgestützt auf einer Gartenliege
oder Couch liegen. D. h., meine Frau musste, wenn es um die Reise über
größere Strecken ging, liegend transportiert werden. Dafür musste in
einem Wohnmobil eine Möglichkeit geschaffen werden.
Da der Luftausstoß
bei meiner Frau nicht intensiv
genug war, konnte sie nicht sehr laut sprechen. Den rechten Arm, der trotz aller Bemühungen im
Ellbogengelenk rechtwinklig fest stand, konnte sie eingeschränkt
bewegen, so dass sie sich selbst z.B. am Kopf kratzen und beim Sitzen die
Tasse heben konnte. Jedoch eine über längere Zeit andauernde Handlung
– mit der Hand löffeln, Butterbrot essen u.ä. – strengte sie sehr an, wie z.B.
auch das Kauen, und war trotz steten Übens wenig erfolgreich. Deswegen
bekam sie bis zu ihrem Tod täglich ca. 250 ml Flüssignahrung aus einer
Trinkflasche mit Strohhalme. Für einen längeren Aufenthalt außer
Hause hieß das, eine hinreichende Menge an Flüssignahrung mit
zunehmen. Diese zusätzlich Ladegewicht war in Zusammenhang mit anderen
Dingen nicht unerheblich, so dass insgesamt ein genügendes
Zuladegewicht beim Erwerb des Wohnwagens bzw. Wohnmobils zu bedenken
ist.
In
diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass das Saugen mit
Strohhalm in vorzüglicher Weise der Förderung der Artikulation u.a.
und der Dehnung der Gesichtsmuskeln bei der Gefahr der Verkürzung
infolge Lähmung dient, entgegengesetzt der Meinung mancher ärztlicher
Dienste, die das Trinken aus der Schnabeltasse forcieren. Beide Ziele,
Artikulation und Dehnung der Gesichtsmuskeln, wurden bei Erika so sehr
gut erreicht. Um einen anhaltenden Erfolg zu haben, waren diese Maßnahmen
täglich beizubehalten. Auch im Urlaub. |