Diese Seite ist eine Liebeserklärung an meine Frau, Lebensgefährtin und Geliebte. Sie wurde am 13.12.1935 geboren und starb nach 16-jähriger Lähmung am 24.3.2000.     

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Auswertung der Reisen "Ich lieh Dir meine Hände" - Für ein behinderten-
spezifisches  Reisen 

von Winfried Kerkhoff

5 Behinderten-Fahrzeug

Ein behindertengerechtes Wohnmobil haben wir nicht gefahren, wenn man unter behindertengerecht eine Rampe, die das Hineinfahren bzw. –schieben durch eine breite Tür in das Wohnmobil ermöglicht, und Innentauglichkeit des Wohnmobils für das Fahren und Wenden mit einem Rollstuhl versteht. 

Das Wohnmobil, das wir 1994 bestellten und 1995 kauften, war ein „normales“ Wohnmobil. 

Folgendes war zu verbessern oder zu verändern:

(1) Die mitgelieferte Stufung vor der Tür des Wohnmobils hatte nur eine Zwischenstufe. (2) Die Tür des Wohnmobils war nur 0,50m breit. (3) Beim Liegen während der Fahrt konnte man nicht aus dem Fenster schauen. (4) Das kleine Bett im Wohnwagen, das für den liegenden Transport meiner Frau günstig war, durfte währen der Fahrt nicht benutzt werden. (5) Passende Abstützungen für die linke und rechte Körperseite und für die Knie und Füße mussten gefunden werden. (6) Auch für das Sitzen während der Fahrt waren besondere Maßnahmen und Abstützhilfen erforderlich.

(1) Die festmontierte, herausklappbare Einstiegstreppe vor der Tür des Wohnmobils hatte eine Stufe. Wir probierten eine zweistufige Treppe aus, die es im Campinghandel gab. Die Maße stimmten. Das Hinaufgehen der Treppe geschah vorwärts, den Wohnwagen verließ ich rückwärts, da die Füße so unter der jeweiligen Stufe mit der ganzen Sohle aufsetzen konnte. Nach vierjährigen Gebrauch wurde diese Treppe defekt, ohne dass man es ihr ansehen konnte, sie gab, als ich auf der Stufe stand, nach. Mit meiner Frau auf den Armen konnte ich gerade am Türrahmen mit der Schulter Halt finden. Die Treppe wurde repariert und war wieder brauchbar.

(2) Die Tür des Wohnmobils war nur 50 cm breit. Um mit einem Menschen auf den Armen durch diese schmale Tür des Wohnmobils ins Wageninnere zu gelangen, musste man auf der Treppe vorwärtsgehend die Füße und Knie des Getragenen, die zur offenen Tür hin gedreht wurden, als erstes hineintragen, dann brachte man den übrigen Körper auf den Armen über die Türschwelle. Innen war der Gang zum Bett etwas breiter, so dass das Tragen und das gleichzeitige Vorangehen leichter war. Möglich war das nur, da meine Frau klein war und nicht sehr viel wog.

(3) Damit meine Frau während der Fahrt nach draußen sehen konnte, wurde die  Unterlage des  Bettes durch eine weitere Kunststoffmatratze erhöht.

(4)  Im Wohnwagen sind die Sitzgelegenheiten, auf denen man während der Fahrt sitzen darf, aus Sicherheitsgründen (Gurte) genau festgelegt. Das kleine Bett, das für den liegenden Transport meiner Frau günstig war, gehörte nicht dazu, da die Gurte fehlten. Welche Sicherheitsmaßen waren zu ergreifen, damit meine Frau das eingebaute Bett auch während der Fahrt liegend benutzen durfte? 

Schließlich gab den entscheidenden Hinweis, mit dem TÜV Kontakt aufzunehmen, der Dorfpolizist. Hier traf ich nun auf sehr verständnisvolle und fachkundige Experten, die mit in den Wohnwagen kamen und an der zukünftigen Liegestätte genaueste Maßnahmen zur Unfallverhütung vorschlugen, die zu einem Eintrag in die Autopapiere führe würden. Es musste ein Brust- und ein Beingurt eingebaut werden. Zum Schutz des Kopfes wurde eine Abfederung aus Kunststoff gefordert. Zum Gang hin war eine Absicherung – Netz, oder Brett - anzubringen, damit der Bettbenutzer nicht herausfallen konnte.

Ich bekam die Information, dass, wenn alles eingebaut sei, einer Genehmigung für den liegenden Transport meiner Frau während der Fahrt nichts im Wege stehen würde. Auf jeden Fall müsste der umgebaute Wagen dem TÜV vorgeführt und die Genehmigung durch das Straßenverkehrsamt in den Autopapieren eingetragen werden.

Es war gar nicht so einfach, eine Werkstatt zu finden, die die Forderungen des TÜV umsetzte. So setzte ich mich mit dem Ingenieurbüro von Hymer in Verbindung. Der leitende Ingenieur war sehr hilfsbereit. Ich schickte einen Lageplan, in dem skizziert war, wo da Bett eingebaut werden sollte, per Fax zu ihm. Schon am nächsten Tag, rief er an, ließ sich alles noch einmal erklären und teilte mir dann mit, er würde alles in die Wege leiten. Was danach noch von mir anzufertigen war, die Polsterung der Wand hinter dem Kopf und das gepolsterte Brett zum Gang hin, war schnell gemacht. Zusätzlich brachte ich noch eine Polsterung für Kopf und Oberkörper seitlich an, falls meine Frau vom Kopfkissen herunterrutschen sollte.

Die abschließende Prüfung durch den TÜV und die Eintragung beim Straßenverkehrsamt  konnten wir problemlos erreichen, es kostete nur Wartezeit und Geld.

(5)  Es zeigte sich schon während der ersten Fahrt auf diesem Bett, dass die Polsterungen rechts und links in der Höhe des Kopfes und Oberkörpers, die Absicherung gegen Herabstürzen aus dem Bett und ein einfaches Abstützen der Knie nicht ausreichten, ein bequemes und schmerzfreies Fahren ohne Lageveränderung der Knie, der Füße, des Körpers usw. und ein Gefühl der Sicherheit zu garantieren. Für den Kopf war ein Kissen mit einer Delle in der Mitte nötig, damit die Haltung, aber auch die Drehung des Kopfes zum Hinausschauen aus dem Fenster möglich wurde, ohne dass der Kopf vom Kissen rutschte. Die Knie bekamen ein U-Kissen, das die Knie an beiden Seiten nach oben hin einrahmte, die Füße wurden auf ein abgeschrägtes Kunststoffkissen gesetzt. Übrigens erwies sich, dass die Füße in Schuhen besser gegen Verschieben bzw. Verrutschen gesichert waren. Alle untergeschobenen Abstützungen wurden jetzt noch zu beiden Seiten im Kopf, Knie und Fußbereich gegen Wackeln durch weitere Kunststoffteile und –keile gesichert. Das konnte daher geschehen, da auf der einen Seite die Wandung des Wohnmobils – wo das Fenster war - , auf der anderen Seite das gepolsterte Brett zum Gang hin war.

(6)  Auch für das Sitzen während der Fahrt waren besondere Maßnahmen und Abstützhilfen erforderlich. Die Sitze im Führerteil – wie wohl in allen Wohnmobil – sind bequem und rutschsicher. Sie eignen sich für das Sitzen körperbehinderter Menschen während der Fahrt vorzüglich. Erforderlich ist es jedoch, zwischen der angenehmen Haltung beim Sitzen, wie es der Körperbehinderte wünscht, und der erforderlichen Schrägstellung der Rückenlehne, damit beim Bremsen der Behinderte nicht dauernd nach vorn gedrückt wird, auszuhandeln. Notwendig waren weiter für meine Frau noch ein Dekubitussitzkissen, ein weiches Kissen für den linken Arm zur Abstützung auf den Schoß, eine leichte schmale Nackenstütze, eine Decke für die Knie, die wärmte und zugleich verhinderte, dass die Knie durch die Erschütterungen des Wagens auseinander klappten, und eine kleine Kiste unter den Füßen zum Ausgleich der kurzen Beine, verankert am Sitz, damit sie nicht verrutschen konnte.

Als letzter Punkt an inneren Veränderungen war das akustische Problem zu lösen. Da durch die Fahrgeräusche eine Verständigung zwischen meiner Frau hinten im Wagen und mir im Fahrersitz fast unmöglich, aber unbedingt erforderlich war, wenn meine Frau nicht mehr liegen konnte oder Durst hatte, wurde eine Sprechanlage eingebaut, die vom Strom der Autobatterie gespeist wurde.

Am Schluss diese Kapitels sei noch einmal auf das Zuladegewicht hingewiesen. Laut einer polizeilichen Meldung fährt ein großer Prozentsatz der Besitzer von Campingmobilen mit unerlaubt schwer beladenem Wagen in den Urlaub.  Auch unser Wagen bedurfte einer Aufstockung des erlaubten Zuladegewichtes mit Eintragung in den Autopapieren, da wir mit dem erlaubten Zuladegewicht wegen z.B. der riesigen Vorräte an Hygieneunterlagen und an Flüssignahrung u.a. nicht auskamen. Eine solche Aufstockung geht nur dann, wenn der Wagen auch die technischen Voraussetzungen hat. Informationen darüber geben können die Lieferfirmen.

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