Etappen
eines Lebens
Aus
dem Leben von Erika Kerkhoff geb. Löchte
Zusammengestellt von Winfried
Kerkhoff
Bikini
Wer
von den Mädchen und jungen Frauen trägt heute einen Badeanzug? Meistens einen
winzigen Bikini. Aber damals Anfang - der 50er Jahre - war das schon etwas anderes. Es
gab nicht viele
und gewagte Modelle für den Konsumenten. Die waren gar nicht in den Läden zu finden.
Es
war der Sommer des Tanzkurs. 1953. Wir wohnten immer noch in Burgsteinfurt. Ich hatte
Erika zum Mittelkränzchen eingeladen, ich sah sie außerdem, wenn wir uns im
Singekreis trafen. Aber das war es auch schon.
Ich
war den ganzen Sommer über regelmäßig zum Schwimmen ins Freibad
gegangen, d. h. eben jeden Tag, egal ob die Sonne schien oder nicht, sogar
meistens bei Regen. Eines Tages entdeckte ich Erika mit ihrer Schwester und
den Schulkameradinnen im Schwimmerbecken. Die Mädchen waren alle recht
albern und irgendwie fiel mir das auf den Wecker. Aber etwas missfiel mir
noch mehr. Erika trug als einzige einen Bikini. Sehr schick, sehr anständig,
aber es ärgerte mich, dass alle anderen Mädchen einen vollständigen
Badeanzug trugen. Ich fand es nicht unanständig, aber eben etwas zu
freizügig. Warum sie allein? Ich war irgendwie ärgerlich. Wusste abe gar
nicht warum, denn sie war ja damals nur meine Tanzpartnerin! War sie etwas frivol?
fragte ich mich.
Als wir uns zum ersten Mal dann zum Schwimmen
trafen,
nachdem wir zusammen gingen, es war an einem Baggerloch und
Sonntag und schon das andere Jahr, nahm sie mir vorher das Versprechen ab, dass ich sie nicht
in ihrem Bikini "angucken" dürfe. IIch war
auch brav und wagte immer nur einen kleinen Blick von der Seite. Ich
hätte ja damals gern einen offenen Blick gewagt, aber dann hätte ich sie
verloren, das ahnte ich. Frivol war sie nicht, musste ich nun feststellen.
Erst
als Erika schon krank war, also nach dem Schlaganfall, kam die Sache mit
dem Bikini zur Sprache. Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht.
Und
so kam es dazu. Ihre Mutter hatte Stoff gekauft, um für beide
Töchter aus Kostenersparnis selbst einen Badeanzug zu
schneidern. Erikas Mutter konnte sehr gut nähen, für Erika eine gute
Schulung.
Zuerst bekam Erikas Schwester einen Badeanzug genäht. Es war
dann nur noch Stoff für den Bikini übrig. Dummerweise Da man sparen musste, blieb
Erika nichts anderes übrig, als sich mit dem Bikini abzufinden.
Natürlich
habe ich Erika daraufhin von meinen damaligen Überlegungen erzählt. Wir
haben in glücklicher Erinnerung beide gelacht. Wie züchtig war der
damalige Bikini gewesen. Erika hatte später auch die Mode
mitgemacht, als die Fetzen immer kleiner wurden. Aber ein kleines
bisschen habe ich mich auch geniert über meine damaligen
Gedanken, sie sei frivol.
Inhaltsangabe
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