Diese Seite ist eine Liebeserklärung an meine Frau, Lebensgefährtin und Geliebte. Sie wurde am 13.12.1935 geboren und starb nach 16-jähriger Lähmung am 24.3.2000.     

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Aus dem Leben von Erika Kerkhoff geb. Löchte
Zusammengestellt von Winfried Kerkhoff

                                                                                                                              

Maigang, nicht grün, sondern braun

Allwöchentlich trafen Erika und ich uns, weil wir beide dem Singekreis in Burgsteinfurt angehörten , von dem ich schon berichtete. Der Stamm aus ca. 8 Teilnehmer wurde, je nachdem, was an Aufführungen beabsichtigt war. auf 10 bis 15 Chormitglieder aufgestockt. Der Chorleiter, ein sehr begabter Musikstudent, bereitete uns für kleine Auftritte z.B. bei Festen der Kirchengemeinde vor und spielte uns auch nach der Übungsstunde meistens auf der Orgel oder auf dem Klavier etwas vor.

Nach dem Schlussball, seit dem gingen wir beide miteinander - wie man damals sagte -, nutzten wir den Singekreis für unsere regelmäßigen Treffs, hinter dem meine Eltern nichts vermuteten, da sie nicht wussten, wie lange wir abends übten. Ich brachte Erika hinterher aber immer nach Hause. Aber ich durfte nicht allzu lange fortbleiben meiner Eltern wegen.

 In diesem Singekreis machten wir auch regelmäßig einen Maigang. An einen Maigang konnte Erika sich sehr gut erinnern. Für diesen Maigang hatten alle etwas zum Essen und Schleckern mitgebracht. Darunter war auch ein Schokoladen-Keks-Kuchen, kalter Hund genannt. 

Erika im Vordergrund

Es gibt auch andere Namen dafür, wie kalte Schnauze. Auf jeden Fall werden Kekse aufgeschichtet, wie eine Mauer. Das Bindematerial ist heißes flüssiges  Fett, unter das in erhitztem Zustand Schokolade oder Kakaopulver gerührt wird. 

Ich weiß nicht mehr, wohin unser Marsch in der Frühe ging. Aber es war ein richtig schöner Tag. Zu Mittag saßen wir vergnügt an einer Wiese und  aßen die Reste. Es ging recht lustig zu, es wurde gesungen, die Plätze getauscht. Schließlich rief einer. Jetzt wird es Zeit, wir müssen gehen, wir haben noch ein gutes Stück zu laufen. Nacheinander, etwas träge, standen dann alle auf, der Müll wurde gesammelt, vom kalten Hund war etwas übriggeblieben, aber wie sah der Rest denn aus? Platt! Hatte etwa jemand darauf oder darin gesessen?  Die Hinterteile wurden, während wir aufbrachen, kontrolliert und schon hatten wir den armen Leidtragenden. Wir konnten nicht umhin, wir kicherten und zeigten auf Josef, der sich erschrocken umschaute. "Guck mal!" "Dreh dich mal um!" "Zeig mal!" frotzelten alle durcheinander. Josef hatte eine helle Hose an, die hinten am Po braun war! Und was für ein großer Fleck da war, gerade, als wenn er sich in die Hose gemacht hätte. Er hatte in der Kekstorte gesessen und die Schokolade war geschmolzen. Was tun? Er hatte natürlich keine Ersatzhose, aber waschen hier hätte auch nicht geholfen. Wir hätten ja auch kein Wasser gehabt. Was tun? So konnte er nicht durch die Wege und Straßen gehen.  Es war ein solch herrlicher Tag, dass auch keiner eine Jacke oder Pullover mitgenommen hatte, so dass er ein solches Kleidungsstück hätte darüber binden können. Uns fiel nichts anderes ein, als den vom Schicksal oder Hund Geplagten, immer schnell in die Mitte zu nehmen, wenn Leute uns überholten oder entgegenkamen. Vor allem hinter ihm wurde eine enge Kohorte gebildet, nachdem wir Burgsteinfurt erreicht hatten, und so brachten wir ihn nach Hause. Natürlich mit viel Lachen und Lästerei.  Aber wir schafften es. Ein seltsamer Zug von kichernden Jungen und Mädchen.  

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