Etappen
eines Lebens
Aus
dem Leben von Erika
Kerkhoff geb. Löchte
Zusammengestellt von
Winfried Kerkhoff
Maigang,
nicht grün, sondern braun
Allwöchentlich
trafen Erika und ich uns, weil wir beide dem Singekreis in Burgsteinfurt
angehörten , von dem ich schon berichtete. Der Stamm aus ca. 8 Teilnehmer
wurde, je nachdem, was an Aufführungen beabsichtigt war. auf 10 bis 15
Chormitglieder aufgestockt. Der Chorleiter, ein sehr begabter
Musikstudent, bereitete uns für kleine Auftritte z.B. bei Festen der
Kirchengemeinde vor und spielte uns auch nach der Übungsstunde meistens
auf der Orgel oder auf dem Klavier etwas vor.
Nach
dem Schlussball, seit dem gingen wir beide miteinander - wie man damals
sagte -, nutzten wir den Singekreis für unsere regelmäßigen Treffs,
hinter dem meine Eltern nichts vermuteten, da sie nicht wussten, wie lange
wir abends übten. Ich brachte Erika hinterher aber immer nach Hause. Aber
ich durfte nicht allzu lange fortbleiben meiner Eltern wegen.
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In
diesem Singekreis machten wir auch regelmäßig einen Maigang. An einen Maigang konnte Erika sich sehr gut
erinnern. Für diesen Maigang hatten alle etwas zum Essen und Schleckern
mitgebracht. Darunter war auch ein Schokoladen-Keks-Kuchen, kalter Hund
genannt. |
Erika
im Vordergrund |
Es
gibt auch andere Namen dafür, wie kalte Schnauze. Auf jeden Fall werden
Kekse aufgeschichtet, wie eine Mauer. Das Bindematerial ist heißes
flüssiges Fett, unter das in erhitztem Zustand Schokolade oder
Kakaopulver gerührt wird.
Ich
weiß nicht mehr, wohin unser Marsch in der Frühe ging. Aber es war ein
richtig schöner Tag. Zu Mittag saßen wir vergnügt an einer Wiese
und aßen die Reste. Es ging recht lustig zu, es wurde gesungen, die
Plätze getauscht. Schließlich rief einer. Jetzt wird es Zeit, wir
müssen gehen, wir haben noch ein gutes Stück zu laufen. Nacheinander,
etwas träge, standen dann alle auf, der Müll wurde gesammelt, vom kalten
Hund war etwas übriggeblieben, aber wie sah der Rest denn aus? Platt!
Hatte etwa jemand darauf oder darin gesessen? Die Hinterteile
wurden, während wir aufbrachen, kontrolliert und schon hatten wir den
armen Leidtragenden. Wir konnten nicht umhin, wir kicherten und zeigten
auf Josef, der sich erschrocken umschaute. "Guck mal!"
"Dreh dich mal um!" "Zeig mal!" frotzelten alle
durcheinander. Josef hatte eine helle Hose an, die hinten am Po braun war!
Und was für ein großer Fleck da war, gerade, als wenn er sich in die
Hose gemacht hätte. Er hatte in der Kekstorte gesessen und die Schokolade
war geschmolzen. Was tun? Er hatte natürlich keine Ersatzhose, aber
waschen hier hätte auch nicht geholfen. Wir hätten ja auch kein Wasser
gehabt. Was tun? So konnte er nicht durch die Wege und Straßen
gehen. Es war ein solch herrlicher Tag, dass auch keiner eine Jacke
oder Pullover mitgenommen hatte, so dass er ein solches Kleidungsstück
hätte darüber binden können. Uns fiel nichts anderes ein, als den vom
Schicksal oder Hund Geplagten, immer schnell in die Mitte zu nehmen, wenn
Leute uns überholten oder entgegenkamen. Vor allem hinter ihm wurde eine
enge Kohorte gebildet, nachdem wir Burgsteinfurt erreicht hatten, und so
brachten wir ihn nach Hause. Natürlich mit viel Lachen und
Lästerei. Aber wir schafften es. Ein seltsamer Zug von kichernden
Jungen und Mädchen.