Etappen
eines Lebens
Aus
dem Leben von Erika Kerkhoff geb. Löchte
Zusammengestellt von Winfried
Kerkhoff
Wieder
in Rheine - Unter Trümmern
In
Rheine ging Erika weiter in die Volksschule - Grundschule würde man heute
sagen. Erika hatte dort eines Tages eine neue Lehrerin bekommen. Freudestrahlend
kam sie nach Hause und erzählte davon. Mutter fragte: „Wie heißt die neue
Lehrerin denn?“ Nach längerem Zögern antwortete Erika: „Apfelkern.“
Etwas ungläubig guckte die Mutter. Am nächsten Tag kam dann Erika mit der Eröffnung,
dass die Lehrerin Haferkorn hieß. Na ja, ein Apfelkern war halt für eine fast
Achtjährige etwas lebensnäher und – ob nun Haferkorn oder Apfelkern, was
machte dass schon für einen Unterschied.
Der
Krieg griff um sich. Auch Rheine wurde von den Bombenangriffen nicht verschont.
Die Fabrik, in deren Luftschutzkeller Erika mit Mutter und Schwester und anderen
vor den Angriffen Schutz gesucht hatte, wurde von einer Luftmine getroffen. Das
Licht geht im Keller aus. Man atmet und schmeckt Kalkstaub. Erst stilles
Entsetzen, dann Schreien. Jeder sucht nach seinen Lieben. Mutter Mieze drückt
ihre beiden Kinder eng an sich. Panik macht sich breit, als die Erkenntnis
kommt, dass keine Tür zu öffnen, jedes Fenster dunkel, der Keller verschüttet
ist. Keiner weiß, wie viel Zeit vergangen ist, dann hört man ein Kratzen von außen.
Die Eingeschlossenen antworten mit Klopfen und Rufen. Ein Lichtschimmer ist zu
sehen. Es entsteht ein kleines Loch, und der Geistliche der Pfarrei drückt
seinen Kopf hinein, spricht Trost und spendet den Segen, denn, ob die Trümmer
rutschen, Mauern einstürzen und alles unter sich begraben, ist ungewiss. Ehe
die Mauertrümmer so weit weggeschafft sind, dass man hinausklettern kann, wird
es noch dauern. Außerdem weiß keiner, ob nicht ein neuer Luftangriff kommt.
Aber alles wendet sich zum Guten. Kein Angriff, die Aufräumarbeiten gehen
voran, das Loch wird vergrößert und die ersten Erwachsenen klettern hinaus, um
den anderen herauszuhelfen, und sind kaum weniger verängstigt als die Kinder,
die hinausgehoben und –geschoben werden. Geschafft. Alle genießen das neue
Leben, aber die Spuren der Verzweiflung und Angst bleiben. Erika träumt wie
andere Menschen, die den Krieg hautnah erlebten, lange Jahre davon, und es
bleibt eine unauslöschliche grauenvolle Erinnerung.
Als
die Familie Löchte nach diesem doch letztlich noch glücklich überstandenen
Bombenangriff zu ihrer Wohnung zurückkehrt, ist diese wie viele andere
unbewohnbar geworden, das Haus, wo die Oma und sie gewohnt haben, ist total zerstört.
Inhaltsangabe
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