Etappen
eines Lebens
Aus
dem Leben von Erika
Kerkhoff geb. Löchte
Zusammengestellt von
Winfried Kerkhoff
Singkreis
Zu
selben Zeit etwa warb in Burgsteinfurt der Sohn des Küsters für einen
Singkreis. An diesem Singkreis nahm auch Erika und ihre Schwester teil, später
auch eine meiner Schwestern. Ich
machte dort mit, da ich ja auch schon im Kirchenchor war. Ein damaliger Freund
warb mich. Anfangs zeigte ich
im Singkreis kein auffallendes Interesse für die beiden Löchtes. Das wurde anders
nach dem
Tanzkursus. Da bekam ich an dem Singkreis ein doppeltes Interesse.
Zu einem Weihnachtsfest sangen wir von Buxtehude "Lobet
Christen euren Heiland". Eine Familie aus Burgsteinfurt, dessen
Vater Lauten u.a. ähnliche Instrumente selbst baute, unterstütze uns mit
seinen Kindern, die alle erstaunlicherweise solch ein Instrument hervorragend
und mit Lust spielen konnten. Wir haben uns sehr bemüht, bekamen bei der
Aufführung auch riesigen Beifall, es hatte wirklich alles
auch gut geklappt. Wir waren stolz auf uns, und auch der Chorleiter, aber auch
auf sich. Und das mit Recht.
Die
Mitglieder des Singkreises trafen sich auch zu anderen Unternehmungen. Z.
B. zum Maigang oder zu Konzerten.
Nachdem
wir - ich weiß nicht zum wievielten Mal - zusammengesessen hatten und zum Weitermarsch aufstanden, begannen einige an zu
kichern und zeigten auf Josef, der sich gerade erhoben hatte. "Guck
mal!" "Dreh dich mal um !" "Zeig mal!" frotzelten alle
durcheinander. Josef hatte seine helle Hose hinten am Po braun! Und was für ein
großer Fleck da war, gerade, als wenn er sich in die Hose gemacht hätte. Er
hatte in der Kekstorte gesessen und die Schokolade war geschmolzen. Was tun? Er
hatte natürlich keine Ersatzhose, aber waschen hier hätte auch nicht geholfen. Nun - wir nahmen
Josef in die Mitte. Vor allem hinter ihm wurde eine enge Kohorte gebildet,
nachdem wir Burgsteinfurt erreicht hatten, und
so brachten wir ihn unauffällig nach Hause. Natürlich mit viel Lachen und
Lästerei.
Der
Leiter, er war des Küsters Sohn, verwöhnte uns oft, vor allem nach den
Singabenden, mit Stücken auf der Orgel
oder auf dem Klavier. Was eigentlich schon bemerkenswert war, da man das selten
trifft, da beide Instrumente sehr unterschiedliche Techniken usw. erfordern. Er spielte so gut, dass man immer traurig war, wenn es
zu Ende war. Mozarts kleine Nachtmusik und die d-moll-Toccatta von Bach wurden
hier Erikas und meine Lieblingsstücke, die wir auch später in unserem Leben
immer wieder begeistert hörten. So wurde auch mein musikalische
Abschiedsgeschenk an Erika in ihrem Totenamt die d-moll-Toccata.
Der Organist
unserer Kirchengemeinde reagierte auf meinen Wunsch, die d-moll-Toccata in Erikas
Totenamt zu spielen, mit Zurückhaltung. Er hätte dieses
Bach-Stück kaum gespielt. Aber er muss wohl kräftig geübt haben, denn er
spielte am Ende des Seelenamtes überraschend - ich hatte gar nicht mehr damit
gerechnet - und wirklich eindrucksvoll. Mir
liefen natürlich die Tränen - wie viele Erinnerungen waren mit diesem Stück
verbunden. Unsere ganze junge Liebe, eigentlich unser ganzes Leben.
Inhaltsangabe
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