Diese Seite ist eine Liebeserklärung an meine Frau, Lebensgefährtin und Geliebte. Sie wurde am 13.12.1935 geboren und starb nach 16-jähriger Lähmung am 24.3.2000.     

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Aus dem Leben von Erika Kerkhoff geb. Löchte
Zusammengestellt von Winfried Kerkhoff

                                                                                                                              

Tanzkurs

Als ich achtzehn Jahre war, meinten meine Schwestern , dass es doch wohl an der Zeit wäre, dass ich  einen Tanzkursus mitmachen würde. Meine Eltern hielten sich mit ihrer Meinung zurück. Aber sie legten keinen Einspruch ein, als ich mich anmeldete. Die Mädchen des Tanzkursus waren von der Burgsteinfurter Mittelschule. Es war die Klasse, die die beiden Löchte-Mädchen besuchten. Erikas Klasse  machte geschlossen den Tanzkursus mit. 

Dass ich begeistert war, kann ich gerade nicht sagen. Die Jungen, die teilnahmen, waren vom Gymnasium aus Burgsteinfurt, ich war Schüler in Rheine auf dem Gymnasium, also kannte ich nicht so viele, vor allem, sie waren viel jünger als ich . Ich fiel aber nicht auf, da man mir meine achtzehn Lenze nicht ansah. Ich war auch nicht auffallend groß. 

Zum Mittelball lud ich die Erika, die ältere,  von den Löchte-Mädchen ein, deren Vorname ich aus dem Singkreis ja kannte und die ich ganz nett fand. Aber mehr war zunächst da nicht.

Von Erika weiß ich, dass meine Einladung bei ihr große Freude auslöste. Im Moment der Einladung merkte ich aber nichts von ihrer Begeisterung. Sie hatte sich ganz schön gebremst und zurückgehalten. Sie hatte gefürchtet, dass ein anderer mir zuvorkommen würde und sie einlud. Dem hätte sie ja schlecht absagen können. Sie war über meine Einladung so außer sich, dass sie am Abend ihr Bett als Trampolin benutzte und wie besessen darin herumhüpfte. Bei diesem Freudentaumel brach der Sprungfederrahmen entzwei!

Der Mittelball kam. Erika gestand mir später, dass sie schon damals ganz schön verliebt war. Für mich war es insgesamt ein schöner Abend. Aber mehr nicht.

So musste Erika hoffen, dass die Zeit für sie arbeiten würde, und warten bis zum Schlussball. Da war es nun wirklich auch um mich geschehen. Am 19.September 1953. Erika sah hinreißend in ihrem langen zart türkisfarbenen Schlussballkleid aus. Der Schlussballtag war der Geburtstag meines Vaters. Er wurde 71 Jahre, war aber in seinem Herzen und in seiner körperlichen und geistigen Kraft jünger als mancher 50jährige. Er ließ es sich nicht nehmen, den Schlussball mitzufeiern und mit Erika zu tanzen.

Doch nichts geschah zwischen Erika und mir an diesem Abend der großen Liebeserkenntnis. Keine Umarmung, kein Kuss, nur eingehakt und eng an den anderen angeschmiegt gingen wir nach Hause. Ab da trafen wir uns oft. Viel zu oft, meinten beiderlei Elternteile. Überall, wo getanzt werden konnte, waren wir zu finden. Und wir konnten es, auch mit vielen neuen Tanz-Figuren, die ich aus Büchern lernte oder die ich erfand und mit Erika übte. 

Erika war eine exzellente Tanzpartnerin. Nie verpassten wir die vielen Tanztees und später die Schulabschlussfeiern, darunter war eben die Abiturfeier, von denen die beiden  Bilder oben erzählen. Bilder von Erikas Schulabschlussfeier liegen mir nicht vor.

Nach dem Schlussball fanden und suchten Erika und ich alle Möglichkeiten, uns zu treffen oder auch nur zu sehen. Dafür war jede Anstrengung Vielerlei Leute aus der Stadt sprachen unsere Eltern auf unsere Liebelei an mit dem Hinweis, das dürfe man doch nicht zulassen. Neid? Tratschsucht? Sittenwächterei? Sicherlich keine ehrliche Sorge um unser Seelenheil oder persönliches oder berufliches Fortkommen.

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