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Route und Haltestationen
Die
einzelnen Stationen, die vorgesehen waren, von denen das Ziel Österreich
nachher fortfallen musste, waren: -
Tigringer See in Österreich -
Ravenna in Oberitalien, Fahrt an der Ostküste entlang bis Bari, Richtung
Westen, nördlich vorbei an Taranto, Zwischenstation Metaponte, von dort weiter
an der Küste entlang in Richtung Catanzaro -
Isola di Capo Rizzuto in Süditalien, ein paar km südlich von Crotone, gut 50
km vor Catanzaro -
Pompeji/ Camping „Bei Zeus zu Gast“ (Wer kann schon beim höchsten
griechischen Gott persönlich übernachten?) - Porto Vecchio in Korsika. Überfahrt von Livorno (Italien) nach Bastia
auf Korsika Frankreich). Von dort müssen wir ca. 150 km südwärts fahren. -
München Die Pleite
All
die Jahre, seit dem wir unser Wohnmobil nutzen – und das ist ja immerhin seit
1995 –, sind wir davon ausgegangen, dass wir für unsere Zuladung, also für
Kleidung, Sonnenschirme, Campingtisch, Gartenstühle usw. reichlich
Gewichtsreserven hatten. Ließen wir doch extra beim Kauf das Chassis des
Wohnmobils verstärken, damit wir mehr laden konnten. Von den ursprünglich möglich
zuzuladenden Sachen im Gewicht von ca. 500 kg durften wir dadurch 700 kg
dazuladen. Also 200 kg mehr! Einschließlich Personen. D.h.
unser Wohnmobil hat 2,8 t (=2800 kg Leergewicht) und, wenn alles und alle
eingeladen sind, darf es 3,5 t (= 3500 kg), aber nicht mehr wiegen. Das ist
viel, was wir zuladen dürfen! Aber ich hatte meine Bedenken!! Schon im vorigen
Jahr war das alles mir nicht geheuer, aber ich kam über meine inneren Einwände
hinweg, weil die Reisevorbereitungen für Griechenland so intensiv liefen. Aber
dieses Jahr wollte ich es wissen. Denn ich hatte bei der vorbereitenden Lektüre
gelesen, dass sehr, sehr viele Wohnmobile nach den Aussagen der Polizei überladen
seien. Unsere
Abreise war auf Montag, den 19. Juli, festgesetzt. Also lud ich meine Frau in
den Wohnwagen, nachdem alles fertig gepackt war, und fuhr zu einer Wiegestelle.
Es war Samstag, der 17. Juli. Wir waren in diesem Jahr früh mit dem Packen
fertig. Das freute uns sehr. In
unserem Dorf Albersloh konnte man gegen eine Gebühr – ca. 12,00 DM – die
Waage der Bäuerlichen Genossenschaft nutzen, denn die Tankstelle im Dorf
wiegelte ab. Ich
platzierte das Wohnmobil mitten auf die Waagefläche. Stieg aus und sah schon
von ferne eine Zahl: 3650. Waren das unsere Kilo – oder noch die Zahl vom Vorgänger.
Was man doch in solchen Situationen alles für Gedankenkombinationen hat, die
einen positiven Ausgang bescheren sollen! Sicher war das das Gewicht unseres
Wohnmobils! „Und
Sie sitzen noch nicht einmal drin“, kommentierte der Mann an der Waage,
nachdem er von mir das zulässige Gesamtgewicht 3500 kg erfahren hatte. „Aber
die Polizei ist großzügig“, versuchte er mich zu trösten. Ich
hatte keine Worte mehr. Ich stieg in den Wagen und stöhnte zu Erika: „Wir
haben 240 kg zu viel Gewicht. Wir müssen abspecken. Wenn wir noch ein paar
Kleinigkeiten auspacken und wir selbst zu Hause bleiben, kann das Wohnmobil auf
Reise gehen. Allein. Dann hat es das richtige Gewicht,“ ulkte ich sarkastisch. Wir
waren geschockt. So viel Übergewicht! Zu Hause überlegten wir und probierten.
Ein paar Teile nahmen wir heraus und wogen und rechneten und probierten und überlegten.
Es ging nicht! Man kann nicht 240 kg zu Hause lassen. Was nun? Urlaub ade? Oder
einfach losfahren? Wir waren ratlos. Und sackten in ein tiefes Loch! Kurz
nach Mittag desselben Tages fiel mir ein, es gibt doch eine Möglichkeit, das
zulässige Gesamtgewicht eines Wohnmobils zu erhöhen. Ich rief die Firma
Unnewehr in Osnabrück an. Die Auskunft, die sich später auch als richtig
erwies, lautete: Ist möglich, wenn man das entsprechend verstärkte Chassis
hat, und das schien bei uns der Fall zu sein. Es hänge von der Herstellfirma
Hymer ab und natürlich auch von dem TÜV, wie schnell alles durchgeführt
werde. Die Fa. Unnewehr bot sich auch an, für uns die Angelegenheit bei der
Wohnwagenfirma zu betreiben. Aber erst Montag. Heute sei es zu spät. Also
Hoffnung. Warum
und wieso, denkt der eine oder andere Leser vielleicht, kam denn diese Überlastung
des Wagens zu Stande? 700 kg sind doch eine Menge, was man an Gepäck zuladen
kann! Deshalb
folgende Auflistung, wobei die Kilogramm auf das Leergewicht (2,8 t)
da-raufkommen. Höchstlast in unserem Fall 3500 kg = 3,5 t. Das noch einmal zur
Erinnerung! Wasser
im Tank wiegt 50 kg (=50 l), Hygieneunterlagen für Erika140 kg, Flüssignahrung
für Erika ca. 50 kg, Antenne auf dem Dach 10 kg, Sonnenverdeck an der Seite des
Wagens mit Zubehör 30 kg, Gasflaschen, gefüllt, 50 kg, Bodenbelag für den
Eingangsbereich vor der Tür des Wohnmobils 10 kg, ich (Winfried) 80 kg, Erika
50 kg. Dazu kommen: eingebaute Klimaanlage mit Wasserbehälter, Fahrradträger
am Heck plus Fahrrad, Rollstühle, Liegen, Hausrat (Töpfe, Geschirr, Besteck),
Kleidung, Schuhe, Bücher, Radio, Fernsehgerät, CD-Gerät, Lautsprecher,
Sonnenschirme, Tisch, Stühle. Nicht vergessen darf man, dass für Erikas Bett
hinten im Wohnmobil eine entsprechende Unterbodenverstärkung – T-Träger
unter dem Wagen für die Haltegurte – eingebaut wurde, die ein ansehnliches
Gewicht hat. Außerdem haben wir immer gern Getränke mitgenommen:
Multivitaminsaft. Oft 40 Packungen = 40 kg. Und Vorräte für die warme
Mahlzeit. Auf vielen Campingplätzen sind die Einkaufsmöglichkeiten schlecht,
da viele Camper in Supermärkten außerhalb der Campinganlage wegen der günstigeren
Angebote einkaufen fahren. Wir können das nicht wegen Erika und wegen des großen
Wagens. Deswegen nehmen wir viele Nahrungsmittel in Dosen und Tüten mit. (Das
verringert natürlich auch die Kosten des Urlaubs. Zugleich aber auch die Gefahr
einer Erkrankung durch ungewohntes Essen usw. So etwas kann ich mir nun beileibe
nicht leisten, da ich ja allein mit Erika reise.) Nur in diesem Fall bestimmte
es die Gewichtsaufstockung des Wagens mit. Denn allein 10 Dosen sind mindestens
10 kg. So kommt eins zum anderen. Am
Montag in der Früh – der ursprüngliche Abfahrtszeitpunkt – telefoniere ich
mit der Fa. Hymer (Bad Waldsee, Bayern), von dem wir das Wohnmobil erworben
hatten. Die Fa. Unnewehr hatte gesagt, dass wir eine Bestätigung der
Herstellerfirma brauchten, damit wir den Wagen auf ein zulässiges Gewicht von
3,85 erhöhen lassen können. Mit dieser Mitteilung können wir dann zum TÜV
gehen, der dann die Erlaubnis gibt, und das Straßenverkehrsamt trägt abschließend
alles in den Fahrzeugbrief und Fahrzeugschein ein. Oh, jeh! Aber
es stimmte alles, es ging alles, es klappte alles. In Bad Waldsee erreiche ich
bei der Fa. Hymer eine nette Angestellte, die mir innerhalb einer Viertelstunde
ein Werksschreiben zufaxt, in dem die Unbedenklichkeit gegenüber einer
Gesamtgewichtserhöhung unseres Wagens auf 3,85 t ausgewiesen wird. Meiner
Bitte, heute noch eine TÜV-Untersuchung durchzuführen, steht der Überwachungsverein
Warendorf positiv gegenüber, auch wenn heute eigentlich kein Tag für die
Untersuchung großer Wagen ist. Als wir in Warendorf ankommen, gibt es dann doch
noch mal einen kleinen Schreck. „Hoffentlich haben Sie auch die richtige Größe
der Reifen auf den Rädern. Es gibt nämlich zwei Größen. Sie können sich
denken, dass die größeren bei einer Aufstockung erforderlich sind.“ Zittern,
ob unsere Reifengröße genügt. Der Techniker prüft genau. „Ist in
Ordnung!“ dann noch eine allgemeine Untersuchung. Bezahlen. Zum Straßenverkehrsamt.
Eintragungsänderung im Fahrzeugbrief, neuer Fahrzeugschein.
Alles in allem sind wir um gut 80,00 DM ärmer. Wir
können also doch noch heute, am Montag, losfahren, haben aber auf einmal keinen
Biss mehr. Wir streichen die Fahrt zum Tigringer See in Österreich. Außerdem
war inzwischen auch die Durchfahrt durch Österreich schwieriger geworden. Der
Tauerntunnel war ja in Brand geraten und gesperrt. Keine angenehme Erinnerung,
dass wir auch in diesem Jahr wie schon so oft diesen Bergdurchbruch nutzen
wollten. Als
wir uns endlich aufmachen, ist für einen Aufenthalt in Österreich überhaupt
keine Zeit mehr. Wir haben nämlich den Campingplatz in Ravenna ab Dienstag,
27.7.99, gebucht, müssen also abends da sein oder anrufen, sonst ist der Platz
vergeben. Man kann, wenn man zu spät ankommt, nur hoffen, dass der
Camping-Platz nicht voll ist. Wir wollen also direkt nach Italien: über Kassel,
München fahren. Nur bis
Kassel, dann weiter
Es ist Donnerstagabend,
22.Juli, eigentlich wollten wir heute am Tigringer See (Österreich) sein, wenn
unser alter Plan nicht durch unsere kg-Pleite vereitelt worden wäre. Wir fahren
am Spätnachmittag los. Auf dem Weg nach München sind wir aber in der Nacht
erst 25 km hinter Kassel, zwei gute Autostunden von uns zu Hause entfernt. Übernachtung.
Am nächsten Morgen, es ist Freitag, geht es weiter, aber um 11 Uhr sind wir
noch nicht sehr weit. Es ist viel Verkehr, Erika braucht viel Zeit für alle möglichen
Wünsche, sodass ich oft anhalten muss. Wir wollen uns sputen, dürfen aber mit
unseren erhöhten Kilogrammen – 3,85 t – ja nur 80 km/Std. in Deutschland
fahren. Aber am Abend haben wir seit der Abfahrt von Albersloh doch insgesamt
735 km hinter uns gebracht. Nach München, kurz vor der österreichischen Grenze
übernachten wir. Wir bekommen nur mit Mühe einen Platz, so voll ist der
Parkplatz.
Ein
Ereignis, das mir einen gehörigen Schrecken versetzte und leicht zu einer frühzeitigen
Beendigung des Urlaubs hätte führen können, muss noch erwähnt werden, auch
wenn ich dabei nicht gut wegkomme. Es geschah kurz nach Kassel auf einem
Autobahnstück, das erneuert wurde und deswegen sehr schmale Fahrbahnen hatte.
Ehe ich mich versah, war ich mit den rechten Rädern neben der Fahrbahn. Das war
schon mehreren passiert an dieser Stelle, denn es waren tiefe Spuren im Erdreich
neben der Fahrbahn. Ich hatte Sorgen, dass ich mit dem Boden des Wagens auf den
Asphalt schürfte, da ich eine ganz schöne Schräglage hatte. Zunächst fuhr
ich entschieden langsamer, was mir den Zorn der Fahrer, vor allem des
LKW-Fahrers, der direkt hinter mit war, zuzog. Wenn ich einfach wieder versuchen
würde auf die Fahrbahn zu fahren, könnten die Reifen durch das parallele
Heranschieben der Reifen schaden leiden. So musste ich wagen noch ein Stück
weiter nach rechts auf den „Acker“ zu fahren, um dann in einem größeren
Winkel zur Fahrbahn aufzufahren. Mittlerweile bewegte sich das Mobil aber höchstens
noch mit 15 km/Std. fort. Und das war gut so. Es klappte. Kein Reifenschaden.
Kein Erschrecken von Erika. Nur Ärger durch die nachfolgenden Autos. Aber das
musste ich hinnehmen. Samstag
fahren wir bis kurz vor dem Brenner. Schöneberg heißt der letzte Parkplatz.
Als wir auf diesen Parkplatz fahren, denke ich an Berlin, wo ich zuletzt im
Stadtteil Schöneberg ein Zimmer hatte. Eigentlich wollten wir eine Haltestelle
vorher parken und tanken. Aber so eine Überfülle hatten wir noch nicht
gesehen. So fuhren wir weiter. Es ist hier auf dem Parkplatz Schöneberg sehr,
sehr wenig los. Mit Erika genieße ich draußen die Bergaussicht, anschließend
gehen wir Abendessen im Parkplatzrestaurant. Es schmeckt uns gut, Erika ist
guter Dinge. Und ich natürlich auch. Sollen wir hier auf dem Parkplatz übernachten?
Wir wären die einzigen, die übernachten. Abends
um 22 Uhr fahren wir doch noch los. Kurz vor Bozen stellen wir fest, an einigen
Tankstellen sind Reisende, also fahren wir bei der nächsten Tankstelle raus,
stellen uns in die Reihe der parkenden Wohnwagen, schlafen gut bis zum nächsten
Morgen, obwohl die italienische Polizei es nicht gerne sieht, so heißt es, dann
fahren wir weiter. Es geht gut vorwärts. Morgens ist wenig Betrieb, um 14.30
Uhr sind wir auf dem Campingplatz in Ravenna. Bis 15 Uhr ist Mittagsruh. Also müssen
wir warten. 2 Tage sind wir zu früh da, ab Di., 27.Juli hatten wir gemietet,
aber wir werden akzeptiert. Der Campingplatz ist erstaunlicherweise relativ
leer. Fast besetzt ist er am nächsten Wochenende. Italienische Ferienzeit. Kleine
schwarze Teufel greifen an Wir
haben schon gemerkt: In diesem Jahr ist die Mückenplage in Ravenna groß. Aber
wir haben wie im Vorjahr nicht nur Mückenstifte, sondern gegen die Mückenstiche
auch Gelee in Tuben. Beim Spülen an dem Waschhaus heute – Dienstag, unser
eigentlicher Ankunftstag – am Abend wird es unerträglich. Auf einmal fallen
über alle, die spülen, kleine schwarze Teufelchen her. Man glaubt es kaum. Es
summt und surrt, es schwirrt und pickst. Ich sehe allein auf meinem Oberschenkel
5 schwarze Mücken-Biester sitzen, die sich vergnüglich über mein Blut
hermachen und auch nicht wegfliegen, als ich sie mit Spülwasser wegjagen will.
Das scheint eher noch mehr zu locken. Überall liegen tote Mücken im Spülwasser.
Dann geht es im Galopp zum Wohnmobil. Schnell Gelee her, sonst sehe ich morgen
wie eine Himbeere aus. Das Mückenmittel war gut. Nur klitzekleine Punkte konnte
man am nächsten Tag noch sehen. Aber es waren viele. Auch dort, wo man
eigentlich gar nicht gut hinlangen konnte. Was
wir noch machten In
den ersten Urlaubstagen war unsere Freizeitbeschäftigung, vorwiegend Kreuzworträtsel
lösen. Aber dann las ich Erika das Buch (Brüderewigkeit) von Carolin vor. Ich
durfte gar nicht aufhören. Am übernächsten Tag haben wir es durch. Spannend
und mit Überraschungen, wirklich. An manchen Stellen konnten wir die Tränen
nicht unterdrücken. Am
Ende des Aufenthaltes in Ravenna muss ich feststellen, alle unseren Nachbarn
sind in den gut 10 Tagen richtig braun geworden, nur ich nicht. Erika hat dafür
eine einfache Erklärung. „Die anderen,“ so meint sie lakonisch, „werden
von der Sonne braun, dich bleicht die Sonne halt aus." Endlich finden wir
eine Erklärung. Ich hatte immer nur „sun blocker“ mit Sonnenschutzfaktor 20
aufgetragen. Das sollte sich ändern, schwor ich mir. Übrigens
schaute ich in der Regel mindestens morgens und abends auf das Thermometer und
berichtete Erika davon. Eines Abends in Ravenna sagte ich zu Erika: „Heute
hatten wir 31°.“ Erika fragte: „Zusammen?“ „Wieso?“ stellte ich
verwirrt fest. „Die Temperatur von heute Morgen und heute Abend, die misst du
doch immer beide!“ lachte Erika. Die Preise
In
Metaponte in Süditalien sollte Zwischenstation sein. Wir hatten eigentlich nach
unserer Planung vor, zwischen Ravenna und Isola di Capo Rizzuto in Süditalien
drei Zwischenstationen zu machen, haben jedoch nur eine Einzige gemacht. Eben in
Metaponte, an der Strecke zwischen Taranto und Catanzaro. Wir haben die Strecke
von Ravenna bis Metaponte (ca. 715 km) an einem Tag gefahren, entlang
wunderbarer verschiedenfarbig blühender Orleander fast über den gesamten Weg
bis Bari hin. Auf dem Mittelstreifen blühte es in allen Farben, manchmal sogar
an den Seitenstreifen. Eigentlich
beschlossen wir spontan irgendwo um Bari herum zu campen. Da wir aber den
Campingführer vergessen hatten, musste wir Informationen haben, wo um Bari
herum Campingplätze waren. Als wir etwa 30-40 km vor Bari auf einem Parkplatz
eine Pause machten, fragte ich mehrere italienische Wohnmobilfahrer und –fahrerinnen,
die zusammenstanden, nach „Camping“ in „Bari“. Man gab mir einen
Campingführer, in dem ich die Namen der Plätze ablesen konnte. Zugleich wandte
sich einer von ihnen zu mir und warnte: „Periculoso (gefährlich)! Oooh!“.
Dabei zog er mit dem Zeigefinger der linken Hand das untere Augenlid herunter
und schaute hin und her, mit der rechten Hand machte er die Geste des Klauens.
Ich wusste Bescheid. Bari war ein gefährliches Pflaster, das man besser mied.
So fuhren wir noch einmal weit über 100 km weiter, nun westwärts bis nach
Metaponte. Bei Abfahrt von der Autobahn waren wir mit einem Schlag 53 000 lL
quitt. Den
Campingplatz, den wir für uns schon vor Antritt der Fahrt am Lido Metaponte
ausgesucht hatten, konnten wir nicht finden. Es drängte auch, es wurde dunkel.
Also nahmen wir den Platz, der vor uns lag. Der kostete pro Tag 60,00 DM. Wir
blieben dennoch 2 Tage. Ich hatte Ruhe nach der Gewaltfahrt am Vortag nötig. Für
den hohen Mietpreis – in Ravenna hatten wir nur 42,00 DM bezahlt und hatten
darüber geklagt, wie teuer es sei – hatten wir natürlich Serviceleistungen!!
Ein mit Holzplanken ausgestatteter Weg führte uns zum Strand. Für den
Rollstuhlschieber eine Wohltat, denn sonst hätten wir durch den Sand fahren müssen.
Mindestens 250 m. Am Strand wurden wir von Badenixen des Campingplatzes
empfangen, die bei der Rollstuhlbeförderung durch den Sand halfen und mir einen
Strandliege besorgten, Erika hatte ja ihren eigenen Stuhl. Nach Pizzo Greco in Süditalien (ca. 2600 km von der Heimat
entfernt)
Pizzo
Greco ist der zweite Campingplatz, den wir gebucht hatten. Er liegt etwa 25-30 m
über dem Meer. Im Brief hatte man uns zugesichert, dass dennoch auch für
Rollstuhlfahrer eine Möglichkeit bestände, an den Strand zu kommen. Ich war
gespannt. 220
km mussten wir von Metaponte bis Isola di Capo Rizzuto, südlich von Crotone,
fahren, wo der Campingplatz Pizzo Greco liegt. Das war eigentlich gut zu
schaffen. Doch es wurde etwas mühseliger, da wir an der Küste (Kalabrien)
entlang fahren mussten: links der Strand, rechts eine Häuserreihe und dahinter
Gebirge. Und dazwischen wir auf der Straße. Viele Ortschaften, oft sehr klein
mit 50 km Geschwindigkeitsbegrenzung, viel Betrieb, italienische Wagen, die es
immer eilig hatten und jede Gelegenheit zum Überholen nutzten, auch auf
Kreuzungen. Dadurch hatten die Straßen eine hohe Durchlauffrequenz. Wie
verstopft musste diese Küstenstraße wohl sein und wie viel Zeit benötigte man
wohl für die Distanzen, wenn alle Fahrer sich an die
Geschwindigkeitsbegrenzungen halten würden, wie ich es versuchte. Da
Pizzo Greco an einem verschwiegenen Plätzchen liegt, weit draußen am Meer,
sehr idyllisch, verpassten wir den richtigen Weg. Wir übersahen das
Hinweisschild und konnten keinen fragen, da kein Haus und kein Mensch da war.
Als wir schließlich an einem Haus vorbeikamen, wir waren schon ganz
verzweifelt, da wir ahnten, dass wir in die falsche Richtung fuhren, denn es gab
keine Hinweisschilder mehr, war es eine Taverne und zwei nette junge Mädchen
zeigten uns den Weg. Sie sprachen fließend deutsch: „Hier ist alles etwas
wild und liegt versteckt.“ Sie wussten genau, wie wir Pizzo Greco erreichen
konnten. Pizzo
Greco Wir
kamen natürlich wieder mal zur Mittagszeit beim Campingplatz an und mussten
warten. Dann kam der Platzwart. Er schien uns erwartet zu haben. Er winkte uns
von weitem. Es kamen nicht ganz viele Nicht-Italiener so weit in den Süden,
stellte ich später auf dem Campingplatz fest. Sicher nur wenige, die sich
vorher auch noch wie wir brieflich anmeldeten. Wir
durften uns einen Platz auswählen. Wir wählten den mit Sonnendach und etwas
Blick auf das Meer, das – wir waren ja ganz hoch darüber – am Ende des
Campingplatzes als blauer Streifen zu sehen war. Dieses Meer an der süditalienischen
Küste hat es mir angetan. Es war an Tagen, an dem es sehr windig war grau, wenn
es nur sachte Winde gab, grau-blau. Wenn es windstill war, leuchtete es
tiefblau. An manchen Tagen hat es sich ein gestreiftes fast durchsichtiges Kleid
angelegt, das eine Farbskala von dunkelgrauen über hellgraue und –blaue bis
zu den dunkelstblauen Tönen hatte. Die graue Färbung kam von dem wasserlöslichen
grauen Meeresuntergrund, der sichtbar wurde in dem sehr harten, grauen, 25 bis
30 m hohen Hügel, auf dem auch unser Wohnmobil hockte. Ich glaube, diese Erde
heißt grauer Spat. Manche Touristen rieben sich damit ein, sahen dann wie
Zombies aus. Es gab auch versteinerte Erdstücke, die im Wasser blau leuchteten,
trocken durch Grau enttäuschten. Wir
hatten einen lang gestreckten Stellplatz, aber sehr viel Raum. Ca. 15 m entfernt
war der Holzzaun – Ende des Campingplatzes –, tief unten lag das von mir
schon gerühmte blaue Meer in der Sonne. Weit konnte man schauen. Am schmalen
Strand tummelten sich wie kleine Fliegen die Urlauber. Ein Weg führte in vier
sehr steilen Serpentinen von je 150 bis 200 m Länge, am Ende jeweils eine Kehre
von 180°, hinunter an den Strand. Sollte da meine Frau hinuntergebracht werden?
Eine schwierige Fahrt! Man kam wirklich schon ins Schnaufen, wenn man etwas
eilig hinunterging, vielleicht der eine oder andere schon beim bloßen
Hingucken.
Meine
Frau konnte ich doch schließlich überreden, sich nachmittags per Auto
hinunterbringen zu lassen. Sergio hieß unser Fahrer, war 59 J. und selbst Opfer
eines Schlaganfalles und hatte eine leichte linksseitige Lähmung zurückbehalten.
Beim Hinunterfahren musste ich meine Frau immer von hinten umgreifen, damit sie
nicht nach vornüber schießen konnte – ich kniete dafür hinter dem Sitz auf
dem sitzlosen Laderaum des Wagens, neben mir den Rollstuhl und unsere
Strandsachen, meistens saß noch irgendein Gast hinten auf dem Autoboden unter
der nach oben geöffneten Ladeklappe. Alles ein wenig abenteuerlich und flippig.
Nach einer Stunde holte uns Sergio jeweils wieder ab. Erika
war glücklich, sich zu dem Strandbesuch durchgerungen zu haben. Heute für die
erste Tour an den Strand habe ich gleich eine kleine Liste im Hinblick auf die nächsten
Male zusammengestellt, damit wir nichts vergessen: -
Erikas Brille – im Urlaub trage ich keine Brille, was ich sehen will, ist
sowieso scharf genug. -
Erika hat eine kurze Hose an. Deswegen benötigt sie Tücher evtl. für Kopf und
Knie gegen die Sonne, eine Bluse mit langen Ärmeln gegen den aufkommenden Wind.
-
In die Rollstuhltasche kommen unsere wichtigen Dokumente, auf die muss Erika,
wenn ich schwimme, aufpassen, dann hat sie diese aber auf dem Schoß, -
Armbanduhr an Erikas Hand, damit wir die Rückkehr des Fahrers wissen. -
Badetuch Als
ich dann nach Tagen sagen musste, dass wir heute (20.8.) die letzte Tour fuhren,
war Sergio ganz traurig. Wir verabschiedeten uns von ihm und auch wir hatten Tränen
in den Augen. Als ich ihm Geld für seine Hilfe zustecken wollte, sagte er
energisch abwehrend: „Service“. Er sprach englisch, deutsch und italienisch
zur gleichen Zeit. Ich machte das auch. Deswegen konnte ich ihn gut verstehen. Unser
Campingwagen benötigte auf diesem Stellplatz zum Ausgleich des zum Meer hin
abfallenden Erdbodens Unterlegschwellen, die wir natürlich bei uns hatten. Das
hatte zur Folge, dass die oberste Stufe unserer Einstiegstreppe erheblich höher
lag als gewohnt. Durch den höheren Einstieg wurde das Heben schwerer. Ich
musste abends etwas bedächtiger mit Erika auf dem Arm in den Wagen steigen, um
meinen Rücken zu schonen. Manches Mal habe ich mir tagsüber, wenn man mal
schnell in das Mobil sprang, den Zeh an der obersten Stufe poliert. Ich glaube,
so schnell wie man von den Ratten hört, habe ich mich unter dieser
Schmerzeinwirkung doch nicht an die neue Stufenhöhe anzupassen gelernt. Das
Wetter war in Süditalien sehr schön und warm, fast immer über 30°. Manchmal
zeigte das Thermometer schon um 7 Uhr morgens 31°, obwohl der Himmel bedeckt
war. Auch wenn der Himmel z.B. zum Abend sich bewölkte, war es um 21 Uhr
bisweilen noch 26° warm, sodass man ohne zusätzliche Kleidung auskam. Auf nach Pompeji (aus dem Tagesprotokoll)Am
Montag, 23.8.99, um 9.30 Abfahrt. Unser nächstes Ziel ist die Trümmerstadt –
so sagte meine Frau immer – Pompeji. Wir
finden schnell den Weg nach Catanzaro. Wir lesen auf Schildern: Catanzaro 55 km.
Wir hoffen, dass wir unser Reiseziel gut schaffen. Die
kleinen Städtchen, durch die wir hindurch fahren müssen, da es keine
Autostrada gibt, sind wirklich ein Gräuel, wie schon vor Crotone bis zu unserem
Campingplatz. Sie machen alle in Meerestouristik. Und so zieht es sich hin. Über
40 km. Immer wieder Schneckentempo. Eigentlich kann man sich ganz gut
vorstellen, dass die Autofahrer in Italien nie zu ihrem Ziel kommen würden,
wenn sie sich immer an die Verkehrsregel halten würden. Ob 50 in Ortschaften
oder 80 bei Kreuzungen, ob weiße durchgehende Striche an Kreuzungen, man fährt
immer das Tempo, was die Straßendecke und das Auto hergeben. Einmal
gibt es kein vor und zurück mehr. Ein Laster kommt mir entgegen, wir stehen auf
der anderen Seite, vor uns parkende Autos. Hinter den Entgegenkommenden und
hinter uns lange Autoschlangen. Alle bleiben ruhig stehen. Minute um Minute
vergeht. Auf einmal kommen, ohne auf- oder herumzuschauen, aus den Bars und Häusern
Männer, steigen schnell in die parkenden Autos und fahren hundert oder
zweihundert Meter weiter und parken und warten, was geschieht. Nun hab ich
Platz, ich kann weiterfahren, der entgegenkommende LKW-Fahrer, der nun auch
fahren kann, schaut zu mir herüber, hebt die Hände und Schultern: Was kann man
da machen? Es ist halt wie es ist! Eben - italienisch!! Cataranzo kommt viel schneller, als die
Karte vorgesehen. Die Straße, die uns auf die Autobahn nach Salerno (auch Rom)
bringen soll, führte nach der Karte an Catanzaro vorbei. Aber! Jetzt beginnt
Catanzaro schon vor der Abbiegung. Alles Vorstadtsiedlungen. Schon mindestens 10
km vorher. Alle gehören schon zu Catanzaro. Und ab da geht es noch langsamer.
Noch glauben wir, dass wir ohne Stress unser Ziel erreichen. Nachdem
wir rechts abgebogen sind, nun geht es mehr nach Westen, liegt die eigentliche
Stadt Catanzaro vor uns. Alle Häuser übereinandergestapelt, und oben über
allem ein Kirchturm und ein Kuppelbau. Eine Siedlung am Berg, und bei der nächsten
Abbiegung, die uns schon ausgewiesen wird als Hinführung zur A3, unser
Kurzziel, liegt sie fast greifbar nah. Prächtig wie eine Baukastenstadt aus
Kindheitstagen. Ein
paar Unsicherheiten, wie es weitergeht, da einige Schilder klein sind und plötzlich
ein Abbiegen vorschreiben. Aufpassen und sowohl rechts wie links an den Straßenrändern
nach Verkehrsschildern ausschauen, das war bis hierher wirklich geboten. Dann
sind wir auf den Zubringer zur Autobahn Richtung Salerno und jetzt schon – es
ist 12 Uhr - auf der Autobahn nach Salerno selbst. Es geht gut voran. Bei
der zweiten Servizio (Autotankstelle) machen wir Frühstückspause. Es ist 12.45
Uhr. Weiterfahrt 14 Uhr. Wir brauchen diese Zeit. Im Liegen geht das Kauen bei
Erika nicht so zügig. Außerdem brauche ich einen 10-Minuten-Schlaf. Vorbei
geht es an Cosenza mit dem Fluss Busento, in dem nach dem Gedicht „Nächtlich
am Busento“ (v. Platens) der Westgotenkönig Alarich begraben wurde. Wir
fahren jetzt nach Norden. Nach der Weiterfahrt Stau!
Autos
haben bei der Hitze ihren Geist aufgegeben. Warten auf Hilfe. Aber wie soll es
ein Durchkommen bei dem langen Stau geben? Wir fahren einspurig auf der
Gegenbahn. Rechts sieht man gar nichts mehr von einer Autobahn. Völlig
demontiert. Alles soll neu werden und dann dreispurig. So könnte es sein. Nach
kurzer Normalisierung der Verkehrslage noch einmal Stau infolge
Autobahnerneuerung und Verbreiterung. Jeder Stau kostet uns eine Stunde. Nunmehr
geht es ins Innere des Landes. Ein kurzzeitiges Ade zum Meer. Wir kommen wieder.
Wir fahren in eine Wolkenschwade, die sich um eine Bergspitze gelegt hat. Es
wird dunkel und dann fallen dicke Tropfen. Scheibenwischer! Das sandige Auto von
Rizutto wird gewaschen. Später wird das Wetter wieder besser. Aufgepasst!
Ein Hinweis auf einspurige Fahrbahn. Schon lange stieg die Straße steil an. Wir
sind nach meiner Meinung im Lukanischen Gebirge. Um die 2000 m hoch. Bei der nächsten
Biegung ist es so weit. Für jede Fahrbahn nur eine Spur. Mehr hat der Berg hier
oben nicht zugelassen! Die
Zeit ist weit vorangeschritten wegen der Staus. Wir machen nur noch ganz kleine
Pausen. Zum Essen und Trinken. Zum Tanken. Die Zeit läuft. Manchmal muss ich
noch zusätzlich wegen Erika halten in den Notbuchten, die es wirklich sehr
reichlich gibt. Für meine Frau ein Glück. Auch im Interesse des Vorankommens,
da wir so nicht auf einen Parkplatz müssen. Spasmen, Durst, Lagerungsprobleme,
alles kann man so sehr schnell beseitigen. Es ist mittlerweile 17.30 Uhr. Bald
muss Salerno kommen. Es heißt Aufpassen, da ich auf die A3 kommen muss und
nicht in Richtung Rom (A1) fahren darf. Ich tröste meine Frau, dass nach
Salerno bald Pompeji kommt. Da schlägt noch einmal der Stauteufel zu. Es ist
18.10 Uhr. Es geht einfach nicht mehr weiter. Alle
fünf Minuten können wir um jeweils 5 Autolängen vorwärts fahren. Salernos Häuser
und das Meer sind erst von weitem zu sehen! Ein LKW-Fahrer fragt mit Händen,
wohin wir wollen. Ich sage: Camping, Pompeji. Er richtet den Daumen auf und
meint: „Ora“ und dann zieht er mit dem Arm einen Querstrich. Es könnte ein
Minuszeichen sein. Wohl richtig gedeutet. Eine Stunde weg. Verloren. Ca. um
19.00 Uhr – mittlerweile bekomme ich Zustände: meine Frau, die das Fahren nun
endgültig satt hat, im Hintergrund, die sinkende Sonne schon hinter dem Berg
– fahren wir über eine Brücke und unter mir in 20 bis 25 Meter Tiefe sehe
ich durch ein Gitter Autos auf der Straße von Salerno. Glaubte
ich erst, es könne nur eine Ampel sein, die hier das kurzzeitige Vorrücken
bewirkte, so erkannte ich nach der nächsten Krümmung die Ursache. Ein
Kuriosum. Es war eine Zahlstelle der Autobahn. Mitten in Salerno. Und diese auch
wieder in verschiedene Schalter eingeteilt. Für große und kleine Wagen, für
Viacard und und und. Wohin sollte ich? Bis
ich Klarheit hatte, hatten sich schon einige flotte Italiener eingeschlichen,
vorgedrängt und fuhren vor mir durch die Zahlstelle. Dann geht es weiter gegen
die aufkommende Dunkelheit um die Wette. Ich
jubele! Pompeji! Wir
fahren von der Autobahn ab und finden sehr schnell in Pompeji unseren
Campingplatz. Schnell haben wir heraus: Im Restaurant – einen Einkaufsladen
haben die hier nicht - ist es teuer. 1 Flasche Cola 5,00 DM. Am
nächsten Morgen, schon sehr früh, erkundige ich mich bei den Einlasstoren zur
alten Stadt Pompeji, wo wir mit dem Rollstuhl am günstigsten hineinfahren können.
Die Antwort ist niederschmetternd. Gar nicht! Ich kann es nicht glauben. Sind
Erika und ich deswegen hierher gefahren? Wie soll ich das Erika erklären? Ich
will es nicht glauben, Frage alle Aufsichtspersonen, die da herumlaufen. Schließlich
erfahre ich, dass in ungefähr 3 km Entfernung noch ein zweiter Eingang, am
Amphitheater, sei, der evtl. günstiger für einen Rollstuhl war. Ich sause im
Trab los. Um die nächste Häuserecke. Da ist Markt. Ein Polizist. Den frage
ich. Dieselbe Antwort. Auch der Vorgesetzte, der herbeigeholt wird, bestätigt.
Man beschreibt mir den Weg. Also weiter. Der
Weg dahin ist aber bestimmt 4 km. Unterwegs liegt links von mir die Stadt, die
wir aufsuchen wollen. Der
genannte Eingang am Amphitheater hat zwar auch seine Steigungen, aber die sind
zu bewältigen. Nun will ich Eintrittskarten kaufen, da die Besucher strömen,
Busse kommen. Aber – ich habe meine Geldbörse vergessen. Ich laufe zum
Campingplatz zurück. Erika schläft. Greife die Geldbörse und laufe die 4 km
wieder zurück zum Eingang. Nach Kauf der Karte spurte ich wieder zurück. Erika
schläft immer noch. Es ist 11.45 Uhr. Um 8.30 war ich zur Erkundigung
ausgezogen- und bis jetzt war ich ca. 16 km gelaufen. Nun geht alles seinen Gang. Waschen, frühstücken usw. Um 13 Uhr steigen wir in das Taxi ein, das uns mit Rollstuhl zum Eingang am Amphitheater fährt. Der Taxifahrer fährt uns auch nach der Besichtigung wieder zurück. Er war, als wir ihn wegen der Rückfahrt anriefen, in 5 Minuten da, so wie er versprochen hatte.
Alles war
nur auf den großen Hinterrädern zu bewältigen - Kängeruhmarsch.. Aber es
halfen uns auch viele Besucher, oft ohne Aufforderung. Als wir am
Nachmittag wieder im Camp waren, wusste ich, was ich getan hatte. Aber es war
toll! Weiter in Richtung Rom und Livorno Von
der Weiterfahrt bis nach Livorno sind mir besonders die Straßen um Rom in
Erinnerung. Straßenbau: Umbau, Ausbau, Neubau. Es war eine anstrengende Fahrt.
Kurz vor Livorno übernachteten wir in Cecina. Da wir ja den Campingführer
vergessen hatten, fuhren wir von der Schnellstraße – eine Autobahn gibt es
nicht von Rom bis nach Livorno – herunter und fragten an einer Tankstelle nach
einen Campingplatz. Wir waren erfolgreich und fanden einen hervorragenden Platz
an einem Berg. Der einzige Nachteil, ja beängstigende war, dass der
asphaltierte Hauptweg – vielleicht drei Meter breit – auf beiden Seiten
tiefe, steile Gräben hatte, damit das Regenwasser vom Berg abfließen konnte.
Ich hatte mächtig Respekt. Wenn man da hinein geraten würde! Achsenbruch. Ende
des Urlaubs. Aber wir hatten Glück und kamen am nächsten Tag auch glücklich
im Hafen von Livorno an. Überfahrt nach Corsika
Von
Livorno setzten wir dann am anderen Tag nach Übernachtung vor dem Schifffahrtsbüro
um 8.30 nach Bastia über. Ankunft in Korsika sollte 12.30 Uhr sein. Der Shuttle
war pünktlich. Die
vier Stunden Hinfahrt auf der Fähre wurden uns nicht lang. Zuerst frühstückten
wir ausgiebig, anschließend machten wir eine Schiffsbesichtigung. Dann mussten
wir doch noch eine Kajüte mieten, da Erika in die „Waagerechte“ musste.
Dort versuchten wir Kreuzworträtsel zu lösen. Auf Korsika fuhren wir in Richtung
Bonifacio bis nach Porto Vecchio, ca. 150 km. Von dort ging es in die Wildnis.
Vor allem die letzten Kilometer waren nur Geröll. Der Wagen tat mir sehr Leid.
Aber auch die Erika. Sie hopste in ihrem Bett auf und ab wie ein Ball. La
Chiappa - Korsika Einen Stellplatz auf dem Campingplatz
La Chiappa zu finden, war angesichts der vielen Bäume mit ihren tiefhängenden
Ästen nicht leicht. Aber wir fanden einen, eine Seite war geschützt von Sträuchern
und Bäumen. Bis zum Meer und Badebecken waren ca. 200 m. Bei entsprechendem
Wind konnten wir das Meer rauschen hören. Gegen Regen waren wir gut gefeit, da
wir etwas hoch lagen. Sehr schnell stellen wir fest, der
Campingplatz La Chiappa ist ein hervorragender Platz mit vielen Angeboten. Neben
dem Meer hatte er ein gewärmtes Schwimmbecken. Eine Werkstatt, wo man sich künstlerisch
betätigen konnte. Kinderanimation. In der Hauptsaison Popkonzerte. Eine
Riesenreitanlage. Eine Surfschule. Verschiedene Restaurants. Eine ausgezeichnete
Einkaufsmöglichkeit (wenn auch ein wenig teuer). Natürlich auch ein Geschäft
für Nahrungsmittel. Es wird Herbst auf Corsika
Nach dem ersten Wochenende ist am Dienstag gegen 12 Uhr gleich ein Unwetter. Donner und Regen in Sturzbächen. Aber es ist dabei warm. Nach alter Campermanier habe ich mit Kleinspaten nachgeschaut, ob das Wasser abfließt. Nachbarn auch. Ein
paar Tage später ging es gleich in der Früh kurz nach 6 Uhr mit Gewitter und
Regen los. Dabei war es 24° warm. Das
Thermometer– es ist ja September - zeigte tagsüber auch mal weniger als 30°,
da brauchten wir tatsächlich schon mal eine Decke, aber es war im Durchschnitt
immer noch 25°. Ihr hattet ja hier auch gutes Wetter in Deutschland. Wie
schnell der Körper sich an die Wärme gewöhnen kann, zeigt folgende kleine
Begebenheit. Für das Waschen muss es immer warm genug sein. 22° genügen aber
eigentlich. In der Regel ist es im Wohnmobil immer warm genug. Als ich Erika
mitteile, dass es Waschzeit ist, antwortet Erika: „Es ist zu kalt hier.“ Ich
sehe auf das Thermometer. Es sind 29° im Wohnmobil. Regen
hatten wir in Korsika an ca. 5 Tagen. An 5 Tagen gibt es auf Korsika laut
Statistik im September Regen. Wir hatten anscheinend in den ersten 20 Tagen des
Monats all diesen Regen vermacht bekommen. Zwar hat es an diesen Tagen nicht
ununterbrochen geregnet, aber es waren jeweils Riesengüsse, sodass der
Wohnwagen, als wir wieder zu Hause waren, immer noch blitzsauber war. So
sauber hatte ich den Wagen schon lange nicht mehr gesehen, und das alles ohne
Anstrengung. Wenn es in Korsika goss, dann strömte das Wasser in Riesenbächen
über alle Wege, dass hinterher tiefe Spuren zurückblieben. Und es kühlte nach
einem Guss manchmal sehr ab. So fiel das Thermometer an einem Nachmittag
innerhalb einer Stunde um 10°, von 32 auf 22°. Und in dieser Nacht zeigte das
Thermometer nur 18°. Pullover holten wir hervor. Nur einmal war diese „Affenkälte“. Weil
es in den nächsten Tagen sehr windig ist, habe ich das Sonnendach eingezogen. Für
die Nächte müssen wir uns gegen einen evtl. Regen wappnen. Einige Sachen
kommen mit in den Wohnwagen. Unter den Tisch draußen mit gelber großen
Plastik-Decke kommt anderes. Unter den Wagen kommen Liegen und andere Sachen,
die „hochbeinig“ sind. In
einer Nacht werden wir von leichten donnernden Geräuschen wach. Ein Gewitter?
Schon beim nächsten Donnern im Wachzustand ist es klar, ein Gewitter naht, es könnte
Regen geben. Erika wird auch wach und wünscht Kaffee. Ich sage, dass ich erst
hinaus muss, um alles vor dem Regen noch einmal zu kontrollieren, damit es nicht
nass wird. Ich öffne die Tür. Eine seltene Harmonie zwischen menschlicher
Errungenschaft und Naturgewalt: Das kreisende Licht des Leuchtturms und der
blitzende, wetterleuchtende Himmel. Mein erster Schritt auf die Treppe mit
meinem bloßen Fuß gibt mir Gewissheit, ich kann gleich wieder in den Wohnwagen
gehen, alles ist zu spät. Der Regenfall hat bereits stattgefunden, ohne dass
wir es gemerkt haben. Obwohl ich glaubte, alles gut vor dem Regen geschützt zu
haben, ist vieles nass geworden. Es muss getrocknet werden. Deshalb steh ich
schon früh auf. Um 7 Uhr wird alles in die Sonne und in den Wind gestellt. Um
11 Uhr ist schon alles trocken. Glück gehabt. Die Wärme
Erika
und ich konnten uns oft nicht auf die rechte Kleidung wegen der Wärme einigen.
Erika fürchtete sich zu erkälten, ich glaubte sie war oft zu warm angezogen,
da sie viel und reichlich schwitzte. So musste ich manchmal bis zu 3 Nachthemden
pro Tag durch das Wasser ziehen. Die kleinen Bezüge für die Abstützteile,
besonders an den Knien, mussten immer wieder auf die Leine, um sie mal eben zu
trocknen oder weil sie eine Wäsche notwendig hatten. Unsere Wäscheleinen, die
jeder Camper als Erstes nach seinem Ankommen auf seinem Stellplatz installiert,
waren immer voll von zu durchlüftenden Bettteilen, Unterlagen, Abstützteilen,
Decken, Betttüchern usw. Denn nicht nur die Bezüge der Abstützteile , sondern
die Abstützteile aus Kunststoff mussten immer wieder reichlich gelüftet
werden, da Feuchtigkeit in ihnen steckte. Zum Glück hatten wir ausreichend
Ersatzteile mitgenommen. 4 kleine Kopfkissen, 4 kleine Decken, doppelte Anzahl
von Abstützteilen u.a. und jeweils die Bezüge und Ersatzbezüge eingepackt. Ein Morgen am Meer auf Corsika Essen
In
der zweitletzten Woche erstelle ich einen Plan für das Essen in der nächsten,
der letzten Woche. Damit hängt die Frage zusammen, wann was noch eingekauft
werden soll. Es muss noch Geld gewechselt werden. Das konnte ich erledigen, wenn
ich wegen der Abmeldung am Vortage unserer Abreise zur Rezeption ging und mir
einen Abreiseschein ausstellen ließ, damit mir der Nachtwart die Schranke für
die Abfahrt öffnete. Dieses
Mal haben wir genau notiert, was wir zu Abend aßen (wir essen abends warm). So
haben wir einen Speiseplan für die nächste Reise . Zack
Ich
bin ja nicht abergläubisch, aber es war der 13.9. (Montag), als mich ein Tier
in den zweiten Zeh des linken Fußes biss. Ich kam gerade vom Schwimmen und
hatte meine Clocks an. Wie ein elektrischer Schlag durchzuckte mich der Schmerz.
An einen Stoß an den Musikknochen am Ellbogen erinnerte mich das Ganze. Ich
warf den Schuh ab und schüttelte den Fuß. Ich meinte, dass etwas
weggeschleudert wurde. Ich dachte: Das war ein spitzer kleiner Stein. Oder war
es ein Tier gewesen? Und wenn ja, was für ein Tier war es? Ich konnte es nicht
mehr feststellen. Es tat nur fürchterlich weh, man konnte keine Bissstelle
sehen und es schwoll kaum an. Noch eine Woche später hatte ich viel „Spaß“
daran. Es halfen Olbas und viel Insekten-Gel. Sight-Seeing und Lesen
Nach
Fortgang unseres Nachbarn, eine sehr nette Familie vom Chiemsee, frühstückten
wir vor unserem Wohnmobil. Dadurch konnten wir beim Frühstück das Meer sehen
und Boote und Surfer beobachten. Da das Wetter auch mitspielte, war das ein
beeindruckender Abschluss unseres Urlaubs. Korsika war die Zeit des Vorlesens.
von Carolin
Kröger
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1995 Lourdes, Serignan, Kroatien (nur Bilder)
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1998 Kroatien, Griechenland Dass unser Wohnmobil auch noch schwimmen lernen würde, das hätte ich nie gedacht. >>> weiter |
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1996 Ravennan und Rom 1962 km sind wir, meine Frau Erika und ich, gefahren, seit wir mit dem Wohnmobil abreisten. Bis Rom. >>> weiter |
1999 Süditalien und Corsika Zuerst ein paar Kurzinformationen. Rund 5500 km sind wir gefahren. Auf dem Tacho steht jetzt fast 31500. >>> weiter |
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1997 Santiago, Fatima, Granada Verschiedene haben angefragt und schon gemahnt. Sie wollten Näheres über unsere Ferienfahrt 1997 hören. >>> weiter |
2000 Nachwort zu den Reisen Heute ist unser 42. Hochzeitstag und das Jahr 2000 neigt sich seinem Ende zu, beladen von vielen Hoffnungen. >>> weiter |
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>>> Praxisbezogenes Resümee, das die ca. 33000 km Erfahrungen von 5 Jahren mit dem Reisemobil für ein behindertenfreundliches Reisen auswertet. Mit Adressen für Umbau. |
>>> Seit dem Tod meiner Frau: versuche ich allein zu reisen. Von dem größten Reiseabenteuer erzählt der nachfolgende Bericht. |