Diese Seite ist eine Liebeserklärung an meine Frau, Lebensgefährtin und Geliebte. Sie wurde am 13.12.1935 geboren und starb nach 16-jähriger Lähmung am 24.3.2000.     

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Bildungs-, Pilger- und Erholungsfahrt mit Rollstuhl und Wohnmobil durch Europa
von Erika und Winfried Kerkhoff
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1999 Italien und Corsika        

Einmal Italien, hin und zurück -  Korsika, ein „Seitensprung“ zum Schluss

 

In Kürze

Zuerst ein paar Kurzinformationen. Rund 5500 km sind wir gefahren. Insgesamt steht auf unserem Tacho jetzt fast 31500, die wir in 5 Jahren gereist sind. Ich habe meiner Frau 5 Bücher vorgelesen. Ich habe 7 kg abgenommen. Gut 20 km im Meer geschwommen.

 

Wohin 99?

Schon früh stellten wir uns die Frage, wohin soll es im Jahr 1999 im Sommer, meinem letzten Urlaub vor der Pensionierung, gehen? Ihr hört schon heraus, dass die Pensionierung früh ihre Schatten vorauswarf. Es gab ein paar Überlegungen. Der Osten Europas war uns ja noch unbekannt. Slovenien schien interessant. Ungarn (Balaton-See). Die griechischen Inseln. Die Inseln Sardinien, Sizilien, Korsika.

 

Abschlussfeier in Berlin

Wir haben Schwierigkeiten, uns zu entscheiden. Denn meine Energien waren auf das Gelingen des letzten Semesters – Sommersemster! - gerichtet. Viele Studierende nutzten die Gelegenheit, noch schnell ihre Abschluss-Arbeit bei mir unterzubringen. Damit reichte die Abgabe der Arbeiten in die Pensionierungszeit hinein, aber warum nicht. Mündliche Prüfungen wurden von mir nicht mehr angenommen, da ich die Fahrt nach Berlin nicht garantieren konnte.

Weiter stand die Abschlussfeier am Ende des Semesters an. Damit die Konzentration nicht so sehr auf Abschied fixiert werden konnte, kam ich auf die Idee, meine Geburtstagsfeier – eigentlich war mein Geburtstag ja schon im Mai – zur selben Zeit zu feiern. Nur noch soviel zur Feier: Es kamen weit mehr als die gut 40 Personen, die sich angemeldet hatten, es waren fast 70. Ich selbst hatte mir den Auftrag erteilt, einen Vortrag zum gegenwärtigen Stand des Berufsstandes „Diplompädagoge“ mit noch unveröffentlichten Untersuchungsergebnissen zu halten. Höhepunkt der Feier: Ich bekam eine Festschrift überreicht. Mein früherer Mitarbeiter Leander Pflüger, jetzt Prof. in Münster, hielt die Laudatio. Alles in allem ein wunderbarer Abgang. Es wurden mir so viele angenehme Erinnerungen entgegengebracht, dass ich sehr gerührt war. 

       Das Fest 
     ist aus

Und ich habe sehr lieb ausgesuchte Geschenke bekommen. Wir haben alles in den Wohnwagen gepackt, mit dem ich Erika nach Berlin zur Feier gebracht hatte und der auch alle meine Sachen, die ich in Berlin hatte, auf- und mitnahm. Adieu Berlin! Adieu, ihr lieben Leute. Ich hatte gedacht, wann kommst du schon mal wieder mal nach Berlin? Aber! Es kam dann doch anders.

 

Urlaubsziel

Unsere Entscheidung für die Urlaubsfahrt führte uns schließlich nach Italien. 

Süditalienischer Morgen. Vom Campingplatz aus
Blick auf das Meer

   

Wir schafften auch noch alles frühzeitig zu buchen. Die Überfahrt nach Korsika schon im März in einem Sendenhorster Unternehmen. Eine Rundreise und einen Abstecher nach Korsika sollte es werden. Aber zuerst wollten wir nach Österreich. Auch hier ein „Aber“! Der Tauerntunnel ging kurz vor unserer Abfahrt in Flammen unter. Außerdem überraschte uns eine Pleite. Nicht eine DM-Pleite, sondern eine kg-Pleite. Ihr werdet es hören.

Route und Haltestationen

Die einzelnen Stationen, die vorgesehen waren, von denen das Ziel Österreich nachher fortfallen musste, waren:

- Tigringer See in Österreich

- Ravenna in Oberitalien, Fahrt an der Ostküste entlang bis Bari, Richtung Westen, nördlich vorbei an Taranto, Zwischenstation Metaponte, von dort weiter an der Küste entlang in Richtung Catanzaro

- Isola di Capo Rizzuto in Süditalien, ein paar km südlich von Crotone, gut 50 km vor Catanzaro

- Pompeji/ Camping „Bei Zeus zu Gast“ (Wer kann schon beim höchsten griechischen Gott persönlich übernachten?)

- Porto Vecchio in Korsika. Überfahrt von Livorno (Italien) nach Bastia auf Korsika Frankreich). Von dort müssen wir ca. 150 km südwärts fahren.

- München

 

Die Pleite

All die Jahre, seit dem wir unser Wohnmobil nutzen – und das ist ja immerhin seit 1995 –, sind wir davon ausgegangen, dass wir für unsere Zuladung, also für Kleidung, Sonnenschirme, Campingtisch, Gartenstühle usw. reichlich Gewichtsreserven hatten. Ließen wir doch extra beim Kauf das Chassis des Wohnmobils verstärken, damit wir mehr laden konnten. Von den ursprünglich möglich zuzuladenden Sachen im Gewicht von ca. 500 kg durften wir dadurch 700 kg dazuladen. Also 200 kg mehr! Einschließlich Personen.

D.h. unser Wohnmobil hat 2,8 t (=2800 kg Leergewicht) und, wenn alles und alle eingeladen sind, darf es 3,5 t (= 3500 kg), aber nicht mehr wiegen. Das ist viel, was wir zuladen dürfen! Aber ich hatte meine Bedenken!! Schon im vorigen Jahr war das alles mir nicht geheuer, aber ich kam über meine inneren Einwände hinweg, weil die Reisevorbereitungen für Griechenland so intensiv liefen.

Aber dieses Jahr wollte ich es wissen. Denn ich hatte bei der vorbereitenden Lektüre gelesen, dass sehr, sehr viele Wohnmobile nach den Aussagen der Polizei überladen seien.

Unsere Abreise war auf Montag, den 19. Juli, festgesetzt. Also lud ich meine Frau in den Wohnwagen, nachdem alles fertig gepackt war, und fuhr zu einer Wiegestelle. Es war Samstag, der 17. Juli. Wir waren in diesem Jahr früh mit dem Packen fertig. Das freute uns sehr.

In unserem Dorf Albersloh konnte man gegen eine Gebühr – ca. 12,00 DM – die Waage der Bäuerlichen Genossenschaft nutzen, denn die Tankstelle im Dorf wiegelte ab.

Ich platzierte das Wohnmobil mitten auf die Waagefläche. Stieg aus und sah schon von ferne eine Zahl: 3650. Waren das unsere Kilo – oder noch die Zahl vom Vorgänger. Was man doch in solchen Situationen alles für Gedankenkombinationen hat, die einen positiven Ausgang bescheren sollen! Sicher war das das Gewicht unseres Wohnmobils!

„Und Sie sitzen noch nicht einmal drin“, kommentierte der Mann an der Waage, nachdem er von mir das zulässige Gesamtgewicht 3500 kg erfahren hatte. „Aber die Polizei ist großzügig“, versuchte er mich zu trösten.

Ich hatte keine Worte mehr. Ich stieg in den Wagen und stöhnte zu Erika: „Wir haben 240 kg zu viel Gewicht. Wir müssen abspecken. Wenn wir noch ein paar Kleinigkeiten auspacken und wir selbst zu Hause bleiben, kann das Wohnmobil auf Reise gehen. Allein. Dann hat es das richtige Gewicht,“ ulkte ich sarkastisch.

Wir waren geschockt. So viel Übergewicht! Zu Hause überlegten wir und probierten. Ein paar Teile nahmen wir heraus und wogen und rechneten und probierten und überlegten. Es ging nicht! Man kann nicht 240 kg zu Hause lassen. Was nun? Urlaub ade? Oder einfach losfahren? Wir waren ratlos. Und sackten in ein tiefes Loch!

Kurz nach Mittag desselben Tages fiel mir ein, es gibt doch eine Möglichkeit, das zulässige Gesamtgewicht eines Wohnmobils zu erhöhen. Ich rief die Firma Unnewehr in Osnabrück an. Die Auskunft, die sich später auch als richtig erwies, lautete: Ist möglich, wenn man das entsprechend verstärkte Chassis hat, und das schien bei uns der Fall zu sein. Es hänge von der Herstellfirma Hymer ab und natürlich auch von dem TÜV, wie schnell alles durchgeführt werde. Die Fa. Unnewehr bot sich auch an, für uns die Angelegenheit bei der Wohnwagenfirma zu betreiben. Aber erst Montag. Heute sei es zu spät. Also Hoffnung.

Warum und wieso, denkt der eine oder andere Leser vielleicht, kam denn diese Überlastung des Wagens zu Stande? 700 kg sind doch eine Menge, was man an Gepäck zuladen kann!

Deshalb folgende Auflistung, wobei die Kilogramm auf das Leergewicht (2,8 t) da-raufkommen. Höchstlast in unserem Fall 3500 kg = 3,5 t. Das noch einmal zur Erinnerung!

Wasser im Tank wiegt 50 kg (=50 l), Hygieneunterlagen für Erika140 kg, Flüssignahrung für Erika ca. 50 kg, Antenne auf dem Dach 10 kg, Sonnenverdeck an der Seite des Wagens mit Zubehör 30 kg, Gasflaschen, gefüllt, 50 kg, Bodenbelag für den Eingangsbereich vor der Tür des Wohnmobils 10 kg, ich (Winfried) 80 kg, Erika 50 kg. Dazu kommen: eingebaute Klimaanlage mit Wasserbehälter, Fahrradträger am Heck plus Fahrrad, Rollstühle, Liegen, Hausrat (Töpfe, Geschirr, Besteck), Kleidung, Schuhe, Bücher, Radio, Fernsehgerät, CD-Gerät, Lautsprecher, Sonnenschirme, Tisch, Stühle. Nicht vergessen darf man, dass für Erikas Bett hinten im Wohnmobil eine entsprechende Unterbodenverstärkung – T-Träger unter dem Wagen für die Haltegurte – eingebaut wurde, die ein ansehnliches Gewicht hat. Außerdem haben wir immer gern Getränke mitgenommen: Multivitaminsaft. Oft 40 Packungen = 40 kg. Und Vorräte für die warme Mahlzeit. Auf vielen Campingplätzen sind die Einkaufsmöglichkeiten schlecht, da viele Camper in Supermärkten außerhalb der Campinganlage wegen der günstigeren Angebote einkaufen fahren. Wir können das nicht wegen Erika und wegen des großen Wagens. Deswegen nehmen wir viele Nahrungsmittel in Dosen und Tüten mit. (Das verringert natürlich auch die Kosten des Urlaubs. Zugleich aber auch die Gefahr einer Erkrankung durch ungewohntes Essen usw. So etwas kann ich mir nun beileibe nicht leisten, da ich ja allein mit Erika reise.) Nur in diesem Fall bestimmte es die Gewichtsaufstockung des Wagens mit. Denn allein 10 Dosen sind mindestens 10 kg. So kommt eins zum anderen.

Am Montag in der Früh – der ursprüngliche Abfahrtszeitpunkt – telefoniere ich mit der Fa. Hymer (Bad Waldsee, Bayern), von dem wir das Wohnmobil erworben hatten. Die Fa. Unnewehr hatte gesagt, dass wir eine Bestätigung der Herstellerfirma brauchten, damit wir den Wagen auf ein zulässiges Gewicht von 3,85 erhöhen lassen können. Mit dieser Mitteilung können wir dann zum TÜV gehen, der dann die Erlaubnis gibt, und das Straßenverkehrsamt trägt abschließend alles in den Fahrzeugbrief und Fahrzeugschein ein. Oh, jeh!

Aber es stimmte alles, es ging alles, es klappte alles. In Bad Waldsee erreiche ich bei der Fa. Hymer eine nette Angestellte, die mir innerhalb einer Viertelstunde ein Werksschreiben zufaxt, in dem die Unbedenklichkeit gegenüber einer Gesamtgewichtserhöhung unseres Wagens auf 3,85 t ausgewiesen wird. Meiner Bitte, heute noch eine TÜV-Untersuchung durchzuführen, steht der Überwachungsverein Warendorf positiv gegenüber, auch wenn heute eigentlich kein Tag für die Untersuchung großer Wagen ist. Als wir in Warendorf ankommen, gibt es dann doch noch mal einen kleinen Schreck. „Hoffentlich haben Sie auch die richtige Größe der Reifen auf den Rädern. Es gibt nämlich zwei Größen. Sie können sich denken, dass die größeren bei einer Aufstockung erforderlich sind.“ Zittern, ob unsere Reifengröße genügt. Der Techniker prüft genau. „Ist in Ordnung!“ dann noch eine allgemeine Untersuchung. Bezahlen. Zum Straßenverkehrsamt. Eintragungsänderung im Fahrzeugbrief, neuer Fahrzeugschein.  Alles in allem sind wir um gut 80,00 DM ärmer.

Wir können also doch noch heute, am Montag, losfahren, haben aber auf einmal keinen Biss mehr. Wir streichen die Fahrt zum Tigringer See in Österreich. Außerdem war inzwischen auch die Durchfahrt durch Österreich schwieriger geworden. Der Tauerntunnel war ja in Brand geraten und gesperrt. Keine angenehme Erinnerung, dass wir auch in diesem Jahr wie schon so oft diesen Bergdurchbruch nutzen wollten.

Als wir uns endlich aufmachen, ist für einen Aufenthalt in Österreich überhaupt keine Zeit mehr. Wir haben nämlich den Campingplatz in Ravenna ab Dienstag, 27.7.99, gebucht, müssen also abends da sein oder anrufen, sonst ist der Platz vergeben. Man kann, wenn man zu spät ankommt, nur hoffen, dass der Camping-Platz nicht voll ist. Wir wollen also direkt nach Italien: über Kassel, München fahren.

 

Nur bis Kassel, dann weiter

Es ist Donnerstagabend, 22.Juli, eigentlich wollten wir heute am Tigringer See (Österreich) sein, wenn unser alter Plan nicht durch unsere kg-Pleite vereitelt worden wäre. Wir fahren am Spätnachmittag los. Auf dem Weg nach München sind wir aber in der Nacht erst 25 km hinter Kassel, zwei gute Autostunden von uns zu Hause entfernt. Übernachtung. Am nächsten Morgen, es ist Freitag, geht es weiter, aber um 11 Uhr sind wir noch nicht sehr weit. Es ist viel Verkehr, Erika braucht viel Zeit für alle möglichen Wünsche, sodass ich oft anhalten muss. Wir wollen uns sputen, dürfen aber mit unseren erhöhten Kilogrammen – 3,85 t – ja nur 80 km/Std. in Deutschland fahren. Aber am Abend haben wir seit der Abfahrt von Albersloh doch insgesamt 735 km hinter uns gebracht. Nach München, kurz vor der österreichischen Grenze übernachten wir. Wir bekommen nur mit Mühe einen Platz, so voll ist der Parkplatz.

Ein Ereignis, das mir einen gehörigen Schrecken versetzte und leicht zu einer frühzeitigen Beendigung des Urlaubs hätte führen können, muss noch erwähnt werden, auch wenn ich dabei nicht gut wegkomme. Es geschah kurz nach Kassel auf einem Autobahnstück, das erneuert wurde und deswegen sehr schmale Fahrbahnen hatte. Ehe ich mich versah, war ich mit den rechten Rädern neben der Fahrbahn. Das war schon mehreren passiert an dieser Stelle, denn es waren tiefe Spuren im Erdreich neben der Fahrbahn. Ich hatte Sorgen, dass ich mit dem Boden des Wagens auf den Asphalt schürfte, da ich eine ganz schöne Schräglage hatte. Zunächst fuhr ich entschieden langsamer, was mir den Zorn der Fahrer, vor allem des LKW-Fahrers, der direkt hinter mit war, zuzog. Wenn ich einfach wieder versuchen würde auf die Fahrbahn zu fahren, könnten die Reifen durch das parallele Heranschieben der Reifen schaden leiden. So musste ich wagen noch ein Stück weiter nach rechts auf den „Acker“ zu fahren, um dann in einem größeren Winkel zur Fahrbahn aufzufahren. Mittlerweile bewegte sich das Mobil aber höchstens noch mit 15 km/Std. fort. Und das war gut so. Es klappte. Kein Reifenschaden. Kein Erschrecken von Erika. Nur Ärger durch die nachfolgenden Autos. Aber das musste ich hinnehmen.

 Samstag fahren wir bis kurz vor dem Brenner. Schöneberg heißt der letzte Parkplatz. Als wir auf diesen Parkplatz fahren, denke ich an Berlin, wo ich zuletzt im Stadtteil Schöneberg ein Zimmer hatte. Eigentlich wollten wir eine Haltestelle vorher parken und tanken. Aber so eine Überfülle hatten wir noch nicht gesehen. So fuhren wir weiter. Es ist hier auf dem Parkplatz Schöneberg sehr, sehr wenig los. Mit Erika genieße ich draußen die Bergaussicht, anschließend gehen wir Abendessen im Parkplatzrestaurant. Es schmeckt uns gut, Erika ist guter Dinge. Und ich natürlich auch. Sollen wir hier auf dem Parkplatz übernachten? Wir wären die einzigen, die übernachten.

Abends um 22 Uhr fahren wir doch noch los. Kurz vor Bozen stellen wir fest, an einigen Tankstellen sind Reisende, also fahren wir bei der nächsten Tankstelle raus, stellen uns in die Reihe der parkenden Wohnwagen, schlafen gut bis zum nächsten Morgen, obwohl die italienische Polizei es nicht gerne sieht, so heißt es, dann fahren wir weiter. Es geht gut vorwärts. Morgens ist wenig Betrieb, um 14.30 Uhr sind wir auf dem Campingplatz in Ravenna. Bis 15 Uhr ist Mittagsruh. Also müssen wir warten. 2 Tage sind wir zu früh da, ab Di., 27.Juli hatten wir gemietet, aber wir werden akzeptiert. Der Campingplatz ist erstaunlicherweise relativ leer. Fast besetzt ist er am nächsten Wochenende. Italienische Ferienzeit.

 

Kleine schwarze Teufel greifen an

Wir haben schon gemerkt: In diesem Jahr ist die Mückenplage in Ravenna groß. Aber wir haben wie im Vorjahr nicht nur Mückenstifte, sondern gegen die Mückenstiche auch Gelee in Tuben. Beim Spülen an dem Waschhaus heute – Dienstag, unser eigentlicher Ankunftstag – am Abend wird es unerträglich. Auf einmal fallen über alle, die spülen, kleine schwarze Teufelchen her. Man glaubt es kaum. Es summt und surrt, es schwirrt und pickst. Ich sehe allein auf meinem Oberschenkel 5 schwarze Mücken-Biester sitzen, die sich vergnüglich über mein Blut hermachen und auch nicht wegfliegen, als ich sie mit Spülwasser wegjagen will. Das scheint eher noch mehr zu locken. Überall liegen tote Mücken im Spülwasser. Dann geht es im Galopp zum Wohnmobil. Schnell Gelee her, sonst sehe ich morgen wie eine Himbeere aus. Das Mückenmittel war gut. Nur klitzekleine Punkte konnte man am nächsten Tag noch sehen. Aber es waren viele. Auch dort, wo man eigentlich gar nicht gut hinlangen konnte.

 

Was wir noch machten

In den ersten Urlaubstagen war unsere Freizeitbeschäftigung, vorwiegend Kreuzworträtsel lösen. Aber dann las ich Erika das Buch (Brüderewigkeit) von Carolin vor. Ich durfte gar nicht aufhören. Am übernächsten Tag haben wir es durch. Spannend und mit Überraschungen, wirklich. An manchen Stellen konnten wir die Tränen nicht unterdrücken.

Am Ende des Aufenthaltes in Ravenna muss ich feststellen, alle unseren Nachbarn sind in den gut 10 Tagen richtig braun geworden, nur ich nicht. Erika hat dafür eine einfache Erklärung. „Die anderen,“ so meint sie lakonisch, „werden von der Sonne braun, dich bleicht die Sonne halt aus." Endlich finden wir eine Erklärung. Ich hatte immer nur „sun blocker“ mit Sonnenschutzfaktor 20 aufgetragen. Das sollte sich ändern, schwor ich mir.

Übrigens schaute ich in der Regel mindestens morgens und abends auf das Thermometer und berichtete Erika davon. Eines Abends in Ravenna sagte ich zu Erika: „Heute hatten wir 31°.“ Erika fragte: „Zusammen?“ „Wieso?“ stellte ich verwirrt fest. „Die Temperatur von heute Morgen und heute Abend, die misst du doch immer beide!“ lachte Erika.

 

Die Preise

In Metaponte in Süditalien sollte Zwischenstation sein. Wir hatten eigentlich nach unserer Planung vor, zwischen Ravenna und Isola di Capo Rizzuto in Süditalien drei Zwischenstationen zu machen, haben jedoch nur eine Einzige gemacht. Eben in Metaponte, an der Strecke zwischen Taranto und Catanzaro. Wir haben die Strecke von Ravenna bis Metaponte (ca. 715 km) an einem Tag gefahren, entlang wunderbarer verschiedenfarbig blühender Orleander fast über den gesamten Weg bis Bari hin. Auf dem Mittelstreifen blühte es in allen Farben, manchmal sogar an den Seitenstreifen.

Eigentlich beschlossen wir spontan irgendwo um Bari herum zu campen. Da wir aber den Campingführer vergessen hatten, musste wir Informationen haben, wo um Bari herum Campingplätze waren. Als wir etwa 30-40 km vor Bari auf einem Parkplatz eine Pause machten, fragte ich mehrere italienische Wohnmobilfahrer und –fahrerinnen, die zusammenstanden, nach „Camping“ in „Bari“. Man gab mir einen Campingführer, in dem ich die Namen der Plätze ablesen konnte. Zugleich wandte sich einer von ihnen zu mir und warnte: „Periculoso (gefährlich)! Oooh!“. Dabei zog er mit dem Zeigefinger der linken Hand das untere Augenlid herunter und schaute hin und her, mit der rechten Hand machte er die Geste des Klauens. Ich wusste Bescheid. Bari war ein gefährliches Pflaster, das man besser mied. So fuhren wir noch einmal weit über 100 km weiter, nun westwärts bis nach Metaponte. Bei Abfahrt von der Autobahn waren wir mit einem Schlag 53 000 lL quitt.

Den Campingplatz, den wir für uns schon vor Antritt der Fahrt am Lido Metaponte ausgesucht hatten, konnten wir nicht finden. Es drängte auch, es wurde dunkel. Also nahmen wir den Platz, der vor uns lag. Der kostete pro Tag 60,00 DM. Wir blieben dennoch 2 Tage. Ich hatte Ruhe nach der Gewaltfahrt am Vortag nötig. Für den hohen Mietpreis – in Ravenna hatten wir nur 42,00 DM bezahlt und hatten darüber geklagt, wie teuer es sei – hatten wir natürlich Serviceleistungen!! Ein mit Holzplanken ausgestatteter Weg führte uns zum Strand. Für den Rollstuhlschieber eine Wohltat, denn sonst hätten wir durch den Sand fahren müssen. Mindestens 250 m. Am Strand wurden wir von Badenixen des Campingplatzes empfangen, die bei der Rollstuhlbeförderung durch den Sand halfen und mir einen Strandliege besorgten, Erika hatte ja ihren eigenen Stuhl.

 

Nach Pizzo Greco in Süditalien (ca. 2600 km von der Heimat entfernt)

Pizzo Greco ist der zweite Campingplatz, den wir gebucht hatten. Er liegt etwa 25-30 m über dem Meer. Im Brief hatte man uns zugesichert, dass dennoch auch für Rollstuhlfahrer eine Möglichkeit bestände, an den Strand zu kommen. Ich war gespannt.

220 km mussten wir von Metaponte bis Isola di Capo Rizzuto, südlich von Crotone, fahren, wo der Campingplatz Pizzo Greco liegt. Das war eigentlich gut zu schaffen. Doch es wurde etwas mühseliger, da wir an der Küste (Kalabrien) entlang fahren mussten: links der Strand, rechts eine Häuserreihe und dahinter Gebirge. Und dazwischen wir auf der Straße. Viele Ortschaften, oft sehr klein mit 50 km Geschwindigkeitsbegrenzung, viel Betrieb, italienische Wagen, die es immer eilig hatten und jede Gelegenheit zum Überholen nutzten, auch auf Kreuzungen. Dadurch hatten die Straßen eine hohe Durchlauffrequenz. Wie verstopft musste diese Küstenstraße wohl sein und wie viel Zeit benötigte man wohl für die Distanzen, wenn alle Fahrer sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten würden, wie ich es versuchte.

Da Pizzo Greco an einem verschwiegenen Plätzchen liegt, weit draußen am Meer, sehr idyllisch, verpassten wir den richtigen Weg. Wir übersahen das Hinweisschild und konnten keinen fragen, da kein Haus und kein Mensch da war. Als wir schließlich an einem Haus vorbeikamen, wir waren schon ganz verzweifelt, da wir ahnten, dass wir in die falsche Richtung fuhren, denn es gab keine Hinweisschilder mehr, war es eine Taverne und zwei nette junge Mädchen zeigten uns den Weg. Sie sprachen fließend deutsch: „Hier ist alles etwas wild und liegt versteckt.“ Sie wussten genau, wie wir Pizzo Greco erreichen konnten.

 

Pizzo Greco

Wir kamen natürlich wieder mal zur Mittagszeit beim Campingplatz an und mussten warten. Dann kam der Platzwart. Er schien uns erwartet zu haben. Er winkte uns von weitem. Es kamen nicht ganz viele Nicht-Italiener so weit in den Süden, stellte ich später auf dem Campingplatz fest. Sicher nur wenige, die sich vorher auch noch wie wir brieflich anmeldeten.

Wir durften uns einen Platz auswählen. Wir wählten den mit Sonnendach und etwas Blick auf das Meer, das – wir waren ja ganz hoch darüber – am Ende des Campingplatzes als blauer Streifen zu sehen war. Dieses Meer an der süditalienischen Küste hat es mir angetan. Es war an Tagen, an dem es sehr windig war grau, wenn es nur sachte Winde gab, grau-blau. Wenn es windstill war, leuchtete es tiefblau. An manchen Tagen hat es sich ein gestreiftes fast durchsichtiges Kleid angelegt, das eine Farbskala von dunkelgrauen über hellgraue und –blaue bis zu den dunkelstblauen Tönen hatte. Die graue Färbung kam von dem wasserlöslichen grauen Meeresuntergrund, der sichtbar wurde in dem sehr harten, grauen, 25 bis 30 m hohen Hügel, auf dem auch unser Wohnmobil hockte. Ich glaube, diese Erde heißt grauer Spat. Manche Touristen rieben sich damit ein, sahen dann wie Zombies aus. Es gab auch versteinerte Erdstücke, die im Wasser blau leuchteten, trocken durch Grau enttäuschten.

Wir hatten einen lang gestreckten Stellplatz, aber sehr viel Raum. Ca. 15 m entfernt war der Holzzaun – Ende des Campingplatzes –, tief unten lag das von mir schon gerühmte blaue Meer in der Sonne. Weit konnte man schauen. Am schmalen Strand tummelten sich wie kleine Fliegen die Urlauber. Ein Weg führte in vier sehr steilen Serpentinen von je 150 bis 200 m Länge, am Ende jeweils eine Kehre von 180°, hinunter an den Strand. Sollte da meine Frau hinuntergebracht werden? Eine schwierige Fahrt! Man kam wirklich schon ins Schnaufen, wenn man etwas eilig hinunterging, vielleicht der eine oder andere schon beim bloßen Hingucken.

 

    Steil und kurvenreich
  war der Weg zum
  Strand

 

Meine Frau konnte ich doch schließlich überreden, sich nachmittags per Auto hinunterbringen zu lassen. Sergio hieß unser Fahrer, war 59 J. und selbst Opfer eines Schlaganfalles und hatte eine leichte linksseitige Lähmung zurückbehalten. Beim Hinunterfahren musste ich meine Frau immer von hinten umgreifen, damit sie nicht nach vornüber schießen konnte – ich kniete dafür hinter dem Sitz auf dem sitzlosen Laderaum des Wagens, neben mir den Rollstuhl und unsere Strandsachen, meistens saß noch irgendein Gast hinten auf dem Autoboden unter der nach oben geöffneten Ladeklappe. Alles ein wenig abenteuerlich und flippig. Nach einer Stunde holte uns Sergio jeweils wieder ab.

Erika war glücklich, sich zu dem Strandbesuch durchgerungen zu haben. Heute für die erste Tour an den Strand habe ich gleich eine kleine Liste im Hinblick auf die nächsten Male zusammengestellt, damit wir nichts vergessen:

- Erikas Brille – im Urlaub trage ich keine Brille, was ich sehen will, ist sowieso scharf genug.

- Erika hat eine kurze Hose an. Deswegen benötigt sie Tücher evtl. für Kopf und Knie gegen die Sonne, eine Bluse mit langen Ärmeln gegen den aufkommenden Wind.

- In die Rollstuhltasche kommen unsere wichtigen Dokumente, auf die muss Erika, wenn ich schwimme, aufpassen, dann hat sie diese aber auf dem Schoß,

- Armbanduhr an Erikas Hand, damit wir die Rückkehr des Fahrers wissen.

- Badetuch

Als ich dann nach Tagen sagen musste, dass wir heute (20.8.) die letzte Tour fuhren, war Sergio ganz traurig. Wir verabschiedeten uns von ihm und auch wir hatten Tränen in den Augen. Als ich ihm Geld für seine Hilfe zustecken wollte, sagte er energisch abwehrend: „Service“. Er sprach englisch, deutsch und italienisch zur gleichen Zeit. Ich machte das auch. Deswegen konnte ich ihn gut verstehen.

Unser Campingwagen benötigte auf diesem Stellplatz zum Ausgleich des zum Meer hin abfallenden Erdbodens Unterlegschwellen, die wir natürlich bei uns hatten. Das hatte zur Folge, dass die oberste Stufe unserer Einstiegstreppe erheblich höher lag als gewohnt. Durch den höheren Einstieg wurde das Heben schwerer. Ich musste abends etwas bedächtiger mit Erika auf dem Arm in den Wagen steigen, um meinen Rücken zu schonen. Manches Mal habe ich mir tagsüber, wenn man mal schnell in das Mobil sprang, den Zeh an der obersten Stufe poliert. Ich glaube, so schnell wie man von den Ratten hört, habe ich mich unter dieser Schmerzeinwirkung doch nicht an die neue Stufenhöhe anzupassen gelernt.

Das Wetter war in Süditalien sehr schön und warm, fast immer über 30°. Manchmal zeigte das Thermometer schon um 7 Uhr morgens 31°, obwohl der Himmel bedeckt war. Auch wenn der Himmel z.B. zum Abend sich bewölkte, war es um 21 Uhr bisweilen noch 26° warm, sodass man ohne zusätzliche Kleidung auskam.

 

Auf nach Pompeji (aus dem Tagesprotokoll)

Am Montag, 23.8.99, um 9.30 Abfahrt. Unser nächstes Ziel ist die Trümmerstadt – so sagte meine Frau immer – Pompeji.

Wir finden schnell den Weg nach Catanzaro. Wir lesen auf Schildern: Catanzaro 55 km. Wir hoffen, dass wir unser Reiseziel gut schaffen.

Die kleinen Städtchen, durch die wir hindurch fahren müssen, da es keine Autostrada gibt, sind wirklich ein Gräuel, wie schon vor Crotone bis zu unserem Campingplatz. Sie machen alle in Meerestouristik. Und so zieht es sich hin. Über 40 km. Immer wieder Schneckentempo. Eigentlich kann man sich ganz gut vorstellen, dass die Autofahrer in Italien nie zu ihrem Ziel kommen würden, wenn sie sich immer an die Verkehrsregel halten würden. Ob 50 in Ortschaften oder 80 bei Kreuzungen, ob weiße durchgehende Striche an Kreuzungen, man fährt immer das Tempo, was die Straßendecke und das Auto hergeben.

Einmal gibt es kein vor und zurück mehr. Ein Laster kommt mir entgegen, wir stehen auf der anderen Seite, vor uns parkende Autos. Hinter den Entgegenkommenden und hinter uns lange Autoschlangen. Alle bleiben ruhig stehen. Minute um Minute vergeht. Auf einmal kommen, ohne auf- oder herumzuschauen, aus den Bars und Häusern Männer, steigen schnell in die parkenden Autos und fahren hundert oder zweihundert Meter weiter und parken und warten, was geschieht. Nun hab ich Platz, ich kann weiterfahren, der entgegenkommende LKW-Fahrer, der nun auch fahren kann, schaut zu mir herüber, hebt die Hände und Schultern: Was kann man da machen? Es ist halt wie es ist! Eben - italienisch!!

Cataranzo kommt viel schneller, als die Karte vorgesehen. Die Straße, die uns auf die Autobahn nach Salerno (auch Rom) bringen soll, führte nach der Karte an Catanzaro vorbei. Aber! Jetzt beginnt Catanzaro schon vor der Abbiegung. Alles Vorstadtsiedlungen. Schon mindestens 10 km vorher. Alle gehören schon zu Catanzaro. Und ab da geht es noch langsamer. Noch glauben wir, dass wir ohne Stress unser Ziel erreichen.

Nachdem wir rechts abgebogen sind, nun geht es mehr nach Westen, liegt die eigentliche Stadt Catanzaro vor uns. Alle Häuser übereinandergestapelt, und oben über allem ein Kirchturm und ein Kuppelbau. Eine Siedlung am Berg, und bei der nächsten Abbiegung, die uns schon ausgewiesen wird als Hinführung zur A3, unser Kurzziel, liegt sie fast greifbar nah. Prächtig wie eine Baukastenstadt aus Kindheitstagen.

Ein paar Unsicherheiten, wie es weitergeht, da einige Schilder klein sind und plötzlich ein Abbiegen vorschreiben. Aufpassen und sowohl rechts wie links an den Straßenrändern nach Verkehrsschildern ausschauen, das war bis hierher wirklich geboten. Dann sind wir auf den Zubringer zur Autobahn Richtung Salerno und jetzt schon – es ist 12 Uhr - auf der Autobahn nach Salerno selbst. Es geht gut voran.

Bei der zweiten Servizio (Autotankstelle) machen wir Frühstückspause. Es ist 12.45 Uhr. Weiterfahrt 14 Uhr. Wir brauchen diese Zeit. Im Liegen geht das Kauen bei Erika nicht so zügig. Außerdem brauche ich einen 10-Minuten-Schlaf.

Vorbei geht es an Cosenza mit dem Fluss Busento, in dem nach dem Gedicht „Nächtlich am Busento“ (v. Platens) der Westgotenkönig Alarich begraben wurde. Wir fahren jetzt nach Norden.

 

Nach der Weiterfahrt Stau!

Autos haben bei der Hitze ihren Geist aufgegeben. Warten auf Hilfe. Aber wie soll es ein Durchkommen bei dem langen Stau geben? Wir fahren einspurig auf der Gegenbahn. Rechts sieht man gar nichts mehr von einer Autobahn. Völlig demontiert. Alles soll neu werden und dann dreispurig. So könnte es sein. Nach kurzer Normalisierung der Verkehrslage noch einmal Stau infolge Autobahnerneuerung und Verbreiterung. Jeder Stau kostet uns eine Stunde.

Nunmehr geht es ins Innere des Landes. Ein kurzzeitiges Ade zum Meer. Wir kommen wieder. Wir fahren in eine Wolkenschwade, die sich um eine Bergspitze gelegt hat. Es wird dunkel und dann fallen dicke Tropfen. Scheibenwischer! Das sandige Auto von Rizutto wird gewaschen. Später wird das Wetter wieder besser.

Aufgepasst! Ein Hinweis auf einspurige Fahrbahn. Schon lange stieg die Straße steil an. Wir sind nach meiner Meinung im Lukanischen Gebirge. Um die 2000 m hoch. Bei der nächsten Biegung ist es so weit. Für jede Fahrbahn nur eine Spur. Mehr hat der Berg hier oben nicht zugelassen!

Die Zeit ist weit vorangeschritten wegen der Staus. Wir machen nur noch ganz kleine Pausen. Zum Essen und Trinken. Zum Tanken. Die Zeit läuft. Manchmal muss ich noch zusätzlich wegen Erika halten in den Notbuchten, die es wirklich sehr reichlich gibt. Für meine Frau ein Glück. Auch im Interesse des Vorankommens, da wir so nicht auf einen Parkplatz müssen. Spasmen, Durst, Lagerungsprobleme, alles kann man so sehr schnell beseitigen. Es ist mittlerweile 17.30 Uhr.

Bald muss Salerno kommen. Es heißt Aufpassen, da ich auf die A3 kommen muss und nicht in Richtung Rom (A1) fahren darf. Ich tröste meine Frau, dass nach Salerno bald Pompeji kommt. Da schlägt noch einmal der Stauteufel zu. Es ist 18.10 Uhr. Es geht einfach nicht mehr weiter.

Alle fünf Minuten können wir um jeweils 5 Autolängen vorwärts fahren. Salernos Häuser und das Meer sind erst von weitem zu sehen! Ein LKW-Fahrer fragt mit Händen, wohin wir wollen. Ich sage: Camping, Pompeji. Er richtet den Daumen auf und meint: „Ora“ und dann zieht er mit dem Arm einen Querstrich. Es könnte ein Minuszeichen sein. Wohl richtig gedeutet. Eine Stunde weg. Verloren. Ca. um 19.00 Uhr – mittlerweile bekomme ich Zustände: meine Frau, die das Fahren nun endgültig satt hat, im Hintergrund, die sinkende Sonne schon hinter dem Berg – fahren wir über eine Brücke und unter mir in 20 bis 25 Meter Tiefe sehe ich durch ein Gitter Autos auf der Straße von Salerno.

Glaubte ich erst, es könne nur eine Ampel sein, die hier das kurzzeitige Vorrücken bewirkte, so erkannte ich nach der nächsten Krümmung die Ursache. Ein Kuriosum. Es war eine Zahlstelle der Autobahn. Mitten in Salerno. Und diese auch wieder in verschiedene Schalter eingeteilt. Für große und kleine Wagen, für Viacard und und und. Wohin sollte ich?

Bis ich Klarheit hatte, hatten sich schon einige flotte Italiener eingeschlichen, vorgedrängt und fuhren vor mir durch die Zahlstelle. Dann geht es weiter gegen die aufkommende Dunkelheit um die Wette.

 

Ich jubele! Pompeji!

Wir fahren von der Autobahn ab und finden sehr schnell in Pompeji unseren Campingplatz. Schnell haben wir heraus: Im Restaurant – einen Einkaufsladen haben die hier nicht - ist es teuer. 1 Flasche Cola 5,00 DM.

Am nächsten Morgen, schon sehr früh, erkundige ich mich bei den Einlasstoren zur alten Stadt Pompeji, wo wir mit dem Rollstuhl am günstigsten hineinfahren können. Die Antwort ist niederschmetternd. Gar nicht! Ich kann es nicht glauben. Sind Erika und ich deswegen hierher gefahren? Wie soll ich das Erika erklären? Ich will es nicht glauben, Frage alle Aufsichtspersonen, die da herumlaufen. Schließlich erfahre ich, dass in ungefähr 3 km Entfernung noch ein zweiter Eingang, am Amphitheater, sei, der evtl. günstiger für einen Rollstuhl war. Ich sause im Trab los. Um die nächste Häuserecke. Da ist Markt. Ein Polizist. Den frage ich. Dieselbe Antwort. Auch der Vorgesetzte, der herbeigeholt wird, bestätigt. Man beschreibt mir den Weg. Also weiter.

Der Weg dahin ist aber bestimmt 4 km. Unterwegs liegt links von mir die Stadt, die wir aufsuchen wollen.

Der genannte Eingang am Amphitheater hat zwar auch seine Steigungen, aber die sind zu bewältigen. Nun will ich Eintrittskarten kaufen, da die Besucher strömen, Busse kommen. Aber – ich habe meine Geldbörse vergessen. Ich laufe zum Campingplatz zurück. Erika schläft. Greife die Geldbörse und laufe die 4 km wieder zurück zum Eingang. Nach Kauf der Karte spurte ich wieder zurück. Erika schläft immer noch. Es ist 11.45 Uhr. Um 8.30 war ich zur Erkundigung ausgezogen- und bis jetzt war ich ca. 16 km gelaufen.

Nun geht alles seinen Gang. Waschen, frühstücken usw. Um 13 Uhr steigen wir in das Taxi ein, das uns mit Rollstuhl zum Eingang am Amphitheater fährt. Der Taxifahrer fährt uns auch nach der Besichtigung wieder zurück. Er war, als wir ihn wegen der Rückfahrt anriefen, in 5 Minuten da, so wie er versprochen hatte. 

 

Wir mussten manche Steigung in der Trümmerstadt überwinden. Wir fuhren nicht nur im Amphitheater von Pompeji Steigungen hinunter  und wieder hinauf, wir waren auch in einigen Straßen der Trümmerstadt.

Alles war nur auf den großen Hinterrädern zu bewältigen - Kängeruhmarsch.. Aber es halfen uns auch viele Besucher, oft ohne Aufforderung. Als wir am Nachmittag wieder im Camp waren, wusste ich, was ich getan hatte. Aber es war toll!

 

Weiter in Richtung Rom und Livorno

Von der Weiterfahrt bis nach Livorno sind mir besonders die Straßen um Rom in Erinnerung. Straßenbau: Umbau, Ausbau, Neubau. Es war eine anstrengende Fahrt. Kurz vor Livorno übernachteten wir in Cecina. Da wir ja den Campingführer vergessen hatten, fuhren wir von der Schnellstraße – eine Autobahn gibt es nicht von Rom bis nach Livorno – herunter und fragten an einer Tankstelle nach einen Campingplatz. Wir waren erfolgreich und fanden einen hervorragenden Platz an einem Berg. Der einzige Nachteil, ja beängstigende war, dass der asphaltierte Hauptweg – vielleicht drei Meter breit – auf beiden Seiten tiefe, steile Gräben hatte, damit das Regenwasser vom Berg abfließen konnte. Ich hatte mächtig Respekt. Wenn man da hinein geraten würde! Achsenbruch. Ende des Urlaubs. Aber wir hatten Glück und kamen am nächsten Tag auch glücklich im Hafen von Livorno an.

 

Überfahrt nach Corsika

Von Livorno setzten wir dann am anderen Tag nach Übernachtung vor dem Schifffahrtsbüro um 8.30 nach Bastia über. Ankunft in Korsika sollte 12.30 Uhr sein. Der Shuttle war pünktlich.

Die vier Stunden Hinfahrt auf der Fähre wurden uns nicht lang. Zuerst frühstückten wir ausgiebig, anschließend machten wir eine Schiffsbesichtigung. Dann mussten wir doch noch eine Kajüte mieten, da Erika in die „Waagerechte“ musste. Dort versuchten wir Kreuzworträtsel zu lösen.

Auf Korsika fuhren wir in Richtung Bonifacio bis nach Porto Vecchio, ca. 150 km. Von dort ging es in die Wildnis. Vor allem die letzten Kilometer waren nur Geröll. Der Wagen tat mir sehr Leid. Aber auch die Erika. Sie hopste in ihrem Bett auf und ab wie ein Ball.

 

La Chiappa - Korsika

Einen Stellplatz auf dem Campingplatz La Chiappa zu finden, war angesichts der vielen Bäume mit ihren tiefhängenden Ästen nicht leicht. Aber wir fanden einen, eine Seite war geschützt von Sträuchern und Bäumen. Bis zum Meer und Badebecken waren ca. 200 m. Bei entsprechendem Wind konnten wir das Meer rauschen hören. Gegen Regen waren wir gut gefeit, da wir etwas hoch lagen.

Sehr schnell stellen wir fest, der Campingplatz La Chiappa ist ein hervorragender Platz mit vielen Angeboten. Neben dem Meer hatte er ein gewärmtes Schwimmbecken. Eine Werkstatt, wo man sich künstlerisch betätigen konnte. Kinderanimation. In der Hauptsaison Popkonzerte. Eine Riesenreitanlage. Eine Surfschule. Verschiedene Restaurants. Eine ausgezeichnete Einkaufsmöglichkeit (wenn auch ein wenig teuer). Natürlich auch ein Geschäft für Nahrungsmittel.

 

Es wird Herbst auf Corsika

Nach dem ersten Wochenende ist am Dienstag gegen 12 Uhr gleich ein Unwetter. Donner und Regen in Sturzbächen. Aber es ist dabei warm. Nach alter Campermanier habe ich mit Kleinspaten nachgeschaut, ob das Wasser abfließt. Nachbarn auch.

Ein paar Tage später ging es gleich in der Früh kurz nach 6 Uhr mit Gewitter und Regen los. Dabei war es 24° warm.

Das Thermometer– es ist ja September - zeigte tagsüber auch mal weniger als 30°, da brauchten wir tatsächlich schon mal eine Decke, aber es war im Durchschnitt immer noch 25°. Ihr hattet ja hier auch gutes Wetter in Deutschland.

Wie schnell der Körper sich an die Wärme gewöhnen kann, zeigt folgende kleine Begebenheit. Für das Waschen muss es immer warm genug sein. 22° genügen aber eigentlich. In der Regel ist es im Wohnmobil immer warm genug. Als ich Erika mitteile, dass es Waschzeit ist, antwortet Erika: „Es ist zu kalt hier.“ Ich sehe auf das Thermometer. Es sind 29° im Wohnmobil.

Regen hatten wir in Korsika an ca. 5 Tagen. An 5 Tagen gibt es auf Korsika laut Statistik im September Regen. Wir hatten anscheinend in den ersten 20 Tagen des Monats all diesen Regen vermacht bekommen. Zwar hat es an diesen Tagen nicht ununterbrochen geregnet, aber es waren jeweils Riesengüsse, sodass der Wohnwagen, als wir wieder zu Hause waren, immer noch blitzsauber war. So sauber hatte ich den Wagen schon lange nicht mehr gesehen, und das alles ohne Anstrengung. Wenn es in Korsika goss, dann strömte das Wasser in Riesenbächen über alle Wege, dass hinterher tiefe Spuren zurückblieben. Und es kühlte nach einem Guss manchmal sehr ab. So fiel das Thermometer an einem Nachmittag innerhalb einer Stunde um 10°, von 32 auf 22°. Und in dieser Nacht zeigte das Thermometer nur 18°. Pullover holten wir hervor. Nur einmal war diese „Affenkälte“.

Weil es in den nächsten Tagen sehr windig ist, habe ich das Sonnendach eingezogen. Für die Nächte müssen wir uns gegen einen evtl. Regen wappnen. Einige Sachen kommen mit in den Wohnwagen. Unter den Tisch draußen mit gelber großen Plastik-Decke kommt anderes. Unter den Wagen kommen Liegen und andere Sachen, die „hochbeinig“ sind.

In einer Nacht werden wir von leichten donnernden Geräuschen wach. Ein Gewitter? Schon beim nächsten Donnern im Wachzustand ist es klar, ein Gewitter naht, es könnte Regen geben. Erika wird auch wach und wünscht Kaffee. Ich sage, dass ich erst hinaus muss, um alles vor dem Regen noch einmal zu kontrollieren, damit es nicht nass wird. Ich öffne die Tür. Eine seltene Harmonie zwischen menschlicher Errungenschaft und Naturgewalt: Das kreisende Licht des Leuchtturms und der blitzende, wetterleuchtende Himmel. Mein erster Schritt auf die Treppe mit meinem bloßen Fuß gibt mir Gewissheit, ich kann gleich wieder in den Wohnwagen gehen, alles ist zu spät. Der Regenfall hat bereits stattgefunden, ohne dass wir es gemerkt haben. Obwohl ich glaubte, alles gut vor dem Regen geschützt zu haben, ist vieles nass geworden. Es muss getrocknet werden. Deshalb steh ich schon früh auf. Um 7 Uhr wird alles in die Sonne und in den Wind gestellt. Um 11 Uhr ist schon alles trocken. Glück gehabt.

 

Die Wärme

Erika und ich konnten uns oft nicht auf die rechte Kleidung wegen der Wärme einigen. Erika fürchtete sich zu erkälten, ich glaubte sie war oft zu warm angezogen, da sie viel und reichlich schwitzte. So musste ich manchmal bis zu 3 Nachthemden pro Tag durch das Wasser ziehen. Die kleinen Bezüge für die Abstützteile, besonders an den Knien, mussten immer wieder auf die Leine, um sie mal eben zu trocknen oder weil sie eine Wäsche notwendig hatten. Unsere Wäscheleinen, die jeder Camper als Erstes nach seinem Ankommen auf seinem Stellplatz installiert, waren immer voll von zu durchlüftenden Bettteilen, Unterlagen, Abstützteilen, Decken, Betttüchern usw. Denn nicht nur die Bezüge der Abstützteile , sondern die Abstützteile aus Kunststoff mussten immer wieder reichlich gelüftet werden, da Feuchtigkeit in ihnen steckte. Zum Glück hatten wir ausreichend Ersatzteile mitgenommen. 4 kleine Kopfkissen, 4 kleine Decken, doppelte Anzahl von Abstützteilen u.a. und jeweils die Bezüge und Ersatzbezüge eingepackt.

 

Ein Morgen am Meer auf Corsika

Essen

In der zweitletzten Woche erstelle ich einen Plan für das Essen in der nächsten, der letzten Woche. Damit hängt die Frage zusammen, wann was noch eingekauft werden soll. Es muss noch Geld gewechselt werden. Das konnte ich erledigen, wenn ich wegen der Abmeldung am Vortage unserer Abreise zur Rezeption ging und mir einen Abreiseschein ausstellen ließ, damit mir der Nachtwart die Schranke für die Abfahrt öffnete.

Dieses Mal haben wir genau notiert, was wir zu Abend aßen (wir essen abends warm). So haben wir einen Speiseplan für die nächste Reise .

 

Zack

Ich bin ja nicht abergläubisch, aber es war der 13.9. (Montag), als mich ein Tier in den zweiten Zeh des linken Fußes biss. Ich kam gerade vom Schwimmen und hatte meine Clocks an. Wie ein elektrischer Schlag durchzuckte mich der Schmerz. An einen Stoß an den Musikknochen am Ellbogen erinnerte mich das Ganze. Ich warf den Schuh ab und schüttelte den Fuß. Ich meinte, dass etwas weggeschleudert wurde. Ich dachte: Das war ein spitzer kleiner Stein. Oder war es ein Tier gewesen? Und wenn ja, was für ein Tier war es? Ich konnte es nicht mehr feststellen. Es tat nur fürchterlich weh, man konnte keine Bissstelle sehen und es schwoll kaum an. Noch eine Woche später hatte ich viel „Spaß“ daran. Es halfen Olbas und viel Insekten-Gel.

 

Sight-Seeing und Lesen

Nach Fortgang unseres Nachbarn, eine sehr nette Familie vom Chiemsee, frühstückten wir vor unserem Wohnmobil. Dadurch konnten wir beim Frühstück das Meer sehen und Boote und Surfer beobachten. Da das Wetter auch mitspielte, war das ein beeindruckender Abschluss unseres Urlaubs.

Korsika war die Zeit des Vorlesens. 

  von Carolin Kröger
 ISBN 3-89738-108-7 39,80 DM

Außer Carolins Roman „Brüderewigkeit“ lasen wir noch folgende Bücher von S. Bellow (Die einzig Wahre. Eine Novelle. Es handelt von einer Liebe im Alter), D. Harhues (Een ganz gewüehnlichen Dagg. Das ist eine Sammlung von plattdeutschen Geschichten und Gedichten), E. Heidenreich (Am Südpol, denkt man, ist es heiß. Dieses Büchlein ist ein Gedicht über viele, viele Seiten). R.  Mason (Der Liebesbeweis. Wie sich ein Mann zum Ermordung seiner Frau verpflichtet fühlt, da diese seine eigentliche erste Liebe vernichtet hat). Allein las ich noch mehr. Auch von Joe Fielding.

Leider konnte ich Erika nur ein einziges Mal zum Schwimmbecken und zum Meer locken. Sie wollte im Gegensatz zum Vorjahr, in dem wir, wie zu Anfang berichtet, in Griechenland waren, am liebsten vor dem Wohnmobil sitzen oder liegen. Ich hätte ihr gern mehr gezeigt und mehr mit ihr zusammen erlebt.

 

Die Fahrt zurück nach Bastia

 Abfahrt aus La Chiappa fand innerhalb einer recht dramatischen Kulisse statt. Ich bin schon um 5.30 Uhr aufgestanden. Wir haben alles gepackt, fast alles schon gestern. Um 13.30 Uhr geht unsere Fähre, aber wir kennen nicht die Verkehrsverhältnisse Als Letztes holen wir noch das Kabel ein. Die Checkliste, die seit Griechenland an unserem Küchenschrank klebt, wird abgearbeitet. Es ist alles abfahrbereit. Bis hin zu den Luken, die geschlossen sein müssen. Und der ausfahrbaren Treppe, die eingeholt sein muss. An der Rezeption geben wir unseren Passagierschein und Abfahrtsschein ab. Der Nachtwächter ist noch anwesend – es ist 7.30 Uhr, die Mädels vom Dienst kommen erst um 9 Uhr – und warnt uns vor sehr starken Regenfällen und Gewitter!

Und dann geht es los! Kaum haben wir das Campingtor hinter uns gelassen, beginnt ein Donnern und es klingt innerhalb der Berge, die links von uns sich erheben, ziemlich grollend. Und dann öffnen sich die Schleusen des Himmels. Rechts von uns liegt das Meer, das, gepeitscht durch den Regen, in Wogen drohend an unseren Weg heranrollt. Dabei ist es fast dunkel geworden. Ich mache die Lichter des Wagens an, aber Dunkelheit und Regen schlucken fast alles Licht. Ich kann nur wenige Meter weit sehen. Da tauchen auch noch Schlaglöcher auf. Breite Regenrillen durchfurchen quer den Weg. Alles ist mit Wasser angefüllt. Wie tief ist das Loch, die Rille? Alles ist durch den Regen der letzten Wochen so ausgewaschen, dass ich fürchte, evtl. stecken zu bleiben oder einen Achsenbruch zu riskieren! Ich möchte am liebsten den Motor abstellen und stehen bleiben. Ich komme mir so einsam vor. Da sehe ich hinter uns Lampen anderer Autos und, ehe ich mich versehe, rast ein PKW links an uns vorbei. Risikoreich, da kaum Platz zum Überholen vorhanden ist. Durch die Löcher und all die Rillen. Das Wasser spritz hoch. Der Wagen springt auf und ab, eigentlich müsste der Fahrer oben durch das Dach fliegen. Franzose. Er kennt wohl den Weg? Insgesamt überholen uns drei Autos, ein LKW und ein PKW kommen uns entgegen. Alle kennen kein Pardon. Sie rauschen durch die Löcher, dass einem angst und bange wird als Verkehrsnachbar.

Ich weiß nicht, wie weit die Auswaschungen des Meeres sind und ob der Boden fest genug ist, unseren schweren Wagen zu tragen. Vielleicht mache ich mir auch angesichts der unheimlichen Atmosphäre zu viel Gedanken. Aber ich schrecke dann doch richtig auf, als ich dann auf meiner Seite des Weges das Meer wogen sehe. Die Hälfte des Weges ist verschwunden, wohl durch den Regen abgewaschen und ins Meer gespült, das nun bis in die Mitte des Weges plätscherte. Kann man trotzdem durchfahren? Ich riskiere es nicht. Stoppe, schaue in den Rückspiegel, ob ein pfützendonnernder Franzose mich vielleicht gerade überholen will und fahre auf der linken Straßenseite weiter. Dann ist der Weg wieder besser. Für die 5 km dieser Zufahrt benötigte ich genau eine halbe Stunde. Brrrr! Als wir vor genau 24 Tagen hier herfuhren, um nach La Chiappa zu komme, waren solche Straßenschäden nicht da. Was muss hier gearbeitet werden, bis für die nächste Saison wieder alles in Ordnung, also ausgebessert ist.

Sobald wir Porto Vecchio erreicht haben, wird das Wetter besser. Später kommt sogar die Sonne heraus. Korsika zeigt sich noch einmal von seiner besten Seite. Unterwegs nehmen wir uns Zeit für ein gutes Frühstück – natürlich im Wohnmobil, denn die Reise wird für Erika ja noch anstrengend genug. Wir erreichen recht pünktlich den Hafen. Unser Schiff geht erst um 13.30 Uhr. Wir fragen, wo der Shuttle abfährt und stellen uns in die Reihe.

 

 Rückfahrt auf der Fähre von Bastia (Korsika) nach Livorno (Italien)

Für die Rückfahrt von Bastia (Korsika) nach Livorno (Italien) hatten Erika und Ich in weiser Voraussicht gleich eine Kajüte gebucht, die wir auch bald aufsuchten, nachdem wir ein wenig auf dem Schiff herumflaniert waren. Probleme gab es wie bei der Hinfahrt beim Hineinfahren in die Kajüte. Die Tür war genau ein gutes Zentimeterchen zu schmal. Den Rollstuhl schräg stellen und drücken. Und durch waren wir. Der Raum war kühl. Aber damit hatten wir ja gerechnet, denn es wurde ja langsam Abend.            

      Unten in der Schiffskajüte

Da wir unser Wohnmobil ziemlich als Erstes in die Fähre gebracht hatten, fuhren wir bis zum anderen Ende des Schiffes durch. Bei der Ankunft in Livorno waren wir so fast der Erste dieser Reihe, der das Schiff verlassen musste, sonst hätten die anderen Autos, zumeist LKW´s, warten müssen. Deshalb verließen wir rechtzeitig vor der Ankunft in Livorno unsere Kajüte. Doch unsere Hinweise, Mahnungen und Warnungen verpufften im Wind. Sogar als die Fähre angelegt hatte, wurde uns gesagt: Es wird noch ca. 10 Minuten dauern, ehe wir den Lift nach unten in den LKW-Raum benutzen könnten! Und den hatten wir ja nun wegen des Rollstuhls nötig.

Mir war es nun egal. Man würde schon früh genug darauf kommen. Aber das ging nicht mehr. Es war schon zu spät, denn nun auf einmal war das Malheur passiert. „Geben sie mir ganz schnell ihren Schlüssel vom Wohnmobil. Alle müssen warten!“ rief jemand hinter mir. Es war genau die Stewardess, die ich ein paar mal wegen dieser Problematik angesprochen hatte. Mit ihr hatte ich mich auch auf Deutsch unterhalten.

„Meinen Autoschlüssel? Nein!“ sagte ich sehr gedehnt. „Da kann doch jeder kommen. Außerdem habe ich schon vor einer halben Stunde darauf hingewiesen, dass unser Wagen allen im Wege steht. Wenn einer unseren Wagen weg setzt, dann bin ich das !“

„Dann kommen sie!“ und sie schob mich in Richtung der Treppen.

„Moment!“ entgegnete ich. „Was wird mit meiner Frau?“

„Den Lift können wir nicht nutzen. Ihre Frau muss hier oben bleiben!“

„Dann bleibt der Wohnwagen eben an Ort und Stelle stehen! Meine Frau nehme ich mit oder ich bleibe hier oben!“ sagte ich und ging wieder zu meiner Frau im Rollstuhl zurück.

Ruhe. Die Experten konferieren kurz. Und dann – dann geht alles sehr schnell. „Kommen Sie mit!“ Und nun ist auf einmal der Lift freigegeben und wir fahren abwärts.

Unten im Schiff. Alles wartet auf uns. Gemecker! Ich zieh die Schultern hoch und winke mit den Händen ab. Hinten in der Ecke entdecke ich einen Schiffsangestellten, der solidarisch lacht und mit Gesten zu erkennen gibt, dass ich in Ruhe alles erledigen soll. Ich hebe meine Frau in das Wageninnere, setzte sie ins Bett, sichere sie und fahre vom Schiff herunter auf italienischen Boden. Auf dem Parkplatz vor der Schifffahrtsgesellschaft in Livorno parke ich erst mal, um alles für die nachfolgende Heimreise festzuzurren. Der Himmel ist grau und es regnet. Was soll´s! Naja, der Urlaub ist zu Ende! Nein, stimmt gar nicht. Wir machen ja noch ein paar Tage blau in München. Wir können es uns ja zeitlich leisten. Und das waren wirklich erholsame Tage dort, wo wir von unseren Kindern sehr verwöhnt wurden.

 

Kleine Pleiten und Schwierigkeiten

Im Übrigen war der Urlaub eine Zeit der kleinen Pleiten und Schwierigkeiten.

Campingführer

So hatten wir den Campingführer von Südeuropa vergessen (wie schon erwähnt).

Ohrenschmerzen

Fast 14 Tg. lang ärgerten Erika Hals- und Ohrenschmerzen, die immer wieder auftauchten,. Am 11.8. in Pizzo Greco in Süditalien eine durchschlagende Erfolgsmeldung, doch Vorsicht ist z.B. bei Wind geboten; es dauerte, bis wir alles endgültig im Griff hatten.

Heißwassergeräte

Heißwassergeräte sind praktisch. Aber in manchen Ländern fliegen die Sicherungen raus, wenn man eins hat, das über 500 W leistet. So z.B. in Italien, nicht in Griechenland. Wir glaubten aber, weil wir das nicht wussten, dass unser mitgenommenes Gerät defekt war, kauften deswegen in Ravenna im Einkaufzenter ein neues Gerät. Damit verbanden wir einen Besuch der Kathedrale Apolenaris, die am Weg zum Einkaufzenter lag. Herrliche Mosaike, die wir 1996 auf dem Weg nach Rom schon einmal bewunderten. Zurück zum Heißwassergerät. Es war viel teurer als in Deutschland: 60 DM. Aber es funktionierte natürlich auch nicht. Leider fragten wir erst jetzt, ob andere ähnliche Probleme hatten. Jaa! So fuhren wir wieder zum Einkaufszenter und erwarben eine kleine Kochplatte, da das Geschäft keinen Kocher mit 500 W hatte. Gegenüber von uns lebte in einem Zelt ein Ehepaar – beide Gymnasiallehrer aus den Niederlanden, die uns freundlicher Weise ihren Kocher ausliehen – einen Camping-Kocher, der nur ca. 500 Watt hatte. Der lieferte Heißwasser, ohne dass die Sicherungen ausfielen. Übrigens hat der Kleinkocher uns gute Dienste getan.

Die Treppe

Eines Abends in Ravenna, also schon zu Anfang unserer Reise, bricht beim „Leiterklettern“ in den Wohnwagen, mit Erika auf dem Arm, an der unterste Stufe die Seitenhalterung heraus. Die Stufe sackt tiefer wird aber noch von der anderen Seite gehalten. Ich erschrecke, gerate aus dem Gleichgewicht, aber kann mich ganz gut abfangen und bringe Erika sicher durch die Wohnwagentür in ihr Bett.

Aber wie reparieren? Denn das muss! So ist es etwas gefährlich, auf der schrägen Stufe auf- und abzusteigen, besonders da ich Erika tragen muss. Ich probiere vieles, aber es hält nicht oder lässt sich gar nicht durchführen. Ich löse schließlich vorn den Kunststoffbelag, der auf jeder Stufe aufgeklebt ist und mit Noppen gehalten wird, und schiebe einen Draht durch die beiden Halterungen – die herausgerutschte habe ich wieder hineingebracht – und zurre sie zusammen. Aber nun bleibt der Belag vorn, wo man auftritt hoch stehen. Das ist eine Stolperkante! Vielleicht ein Teppichklebeband? Naja, wir haben alles da. Ihr wisst ja: ein guter Camper hat seinen ganzen Werkzeugschrank und noch mehr mit. Übrigens hat die Stufe gehalten.

– Der Klappstuhl

Der einzige Stuhl, ein Klappstuhl, ging schon in Ravenna kaputt. Eines Tages merkte ich, dass ich viel tiefer als sonst saß, Stunden später sackte ich ganz durch. Die Beine waren abgeknickt – natürlich die des Klappstuhls, meine waren lang gestreckt -, obwohl ich doch gar nicht so ein Schwergewicht bin. Der kaputte Stuhl blieb in Ravenna.

Kein Wasser

Nach Ankunft in Pizzo Greco bei Isola di Capo Rizzuto (Süditalien) (11.8.) kommt kein Wasser mehr aus dem Wasserhahn im Wohnmobil. Zum Glück find ich den Fehler schnell heraus. Die Wasserpumpe fiel aus. Es war eine Stromkabel (12 V) von der Pumpe gerutscht. Am nächsten Tag wieder kein Wasser, derselbe Fehler. Mittels einer Kunststoffschelle, die ich zum ersten Mal mitgenommen hatte, repariert.

Die Lichter gehen aus

Im Innern des Wohnmobils fallen verschiedentlich Lampen aus. Erst eine, die brannte immer nachts, damit ich meine Frau schnell fand, wenn sie rief. Zwei Tage später fiel die zweite daneben aus, die dann immer nachts gebrannte hatte. Das war ja irgendwie nachzuvollziehen. Aber verstehen konnte ich nicht, dass die erste Lampe und auch die zweite nach ein paar Tagen wieder brannten. Ich habe sie wirklich nicht ausgetauscht. Denn für diese kleinen Birnen hatte ich keinen Ersatz mit. Wer weiß Rat? Kann ich diesen neuerstandenen Lichtern trauen?

Wespen und Ameisen in Korsika (Beobachtungen für Tierfreunde!)

Davon gab es eine Masse. Ich hatte Auberginen gebraten. Als sie auf dem Tisch standen, waren innerhalb von Minuten 10 bis 15 Wespen da. Wir waren völlig überrascht und, obwohl ich der Meinung bin und das auch immer wieder ausprobiere, dass man Wespen dressieren kann, konnten wir uns nicht an diesem Abend dagegen erwehren, da sie auch sehr aggressiv waren, ohne sie zu erschlagen. Ab jetzt rechneten wir mit diesen Viechern und stellten uns darauf ein. An einem Ende des Tisches saßen Erika und ich, am anderen Ende erwarteten wir die Wespen. D.h. am anderen Ende des Tisches stand ein Teller mit gekochtem Schinken. Wenn die Wespen kamen und setzen sich gleich auf „ihren“ Teller, passierte nichts. Flogen sie zu unserem Ende des Tisches, wurden sie mit einer Fliegenklappe kräftig gestört. Spätestens nach dem zweiten Anflug hatten sie kapiert. Wir konnten in Ruhe essen. Sie natürlich auch. Manchmal saßen 5 oder mehr Wespen auf ihrem Teller. Man musste nur genügend einzelne Fleischstückchen bereitlegen, sonst gab es Streit. Die Wespen schnitten Schinkenstückchen so groß wie Fingerkuppen heraus und flogen fort. Sehr wahrscheinlich zu ihrem Nest. Einige kamen nur einige Male. Manche kamen schon nach Minuten und immer wieder, um weiteres Futter zu holen. Manche kamen sogar den ganzen Tag über, auch am nächsten Tag waren sie da. Deshalb musste das Futter für sie immer an der selben Stelle stehen, wegstellen ging nun auch nicht mehr, dann suchten sie im Umkreis nach Futter und ließen sich nicht awegscheuchen. Sie hatten alle ein verdammt gutes Gedächtnis. Entweder immer oder überhaupt nicht! Aber, wenn man eine Futterstelle eingerichtet hatte, war man vor ihnen sicher. Uns machte es Spaß.

Nur einmal saß eine Wespe auf meinem Sitz und sonnte sich und fühlte sich von meinem Hinterteil bedrängt, das sich hinsetzen wollte. Sie stach mich – und flog dann schnurstracks steil in die Luft. Es tat verdammt weh. Aber Olbas (japanisches Öl) mehrfach darauf und stark eingerieben und Mückengelee waren so wirksam, dass die Stelle nur ganz wenig anschwoll. Nach drei Tagen war nichts mehr zu sehen. Ich habe an den übrigen Wespen keine Rache genommen.

Die Ameisen schienen eine Plage. Ich hatte aber das Gefühl, sie hatten genug mit sich selbst zu tun. Als wir unseren Platz in Korsika bezogen hatten, mussten wir feststellen, direkt vor unserem Ausgang des Wohnmobils zogen Unmengen Ameisen ihres Weges. Ich legte dennoch unseren Campingteppich (lockeres Gewebe) darüber. Es dauerte nicht lange, da waren die Ameisen unter dem Teppich verschwunden. Eine große Heerschar versammelte sich auf beiden Seiten vor dem Teppich. Ich passte auf, dass die Straße nicht über den Teppich eingerichtet wurde. Sobald eine Ameise sich auf den Teppich wagte, wurde sie weggefegt. Das habe ich auch die ganze zeit unseres Aufenthaltes durchgehalten. Langsam bewegte sich die Ameisenschar zum oberen Rand des Teppichs und nach einiger Zeit zogen sie um den oberen Rand des Teppichs herum, begegneten sich. Eine neue Straße war gezogen. Tage später stellte ich fest, dass kaum noch Ameisen diesen Weg benutzten. Die meisten hatten einen neuen Weg gefunden. Nun marschierten sie auf der anderen Seite des Teppichs herum. Die Ameisen haben uns nicht gebissen. Es waren schwarze Viecher. Manches Mal erschien eine oben auf unserem Tisch. Machte Männchen in alle Richtungen wie ein Eichhörnchen – und wurde vom Tisch gepustet. Diese Kundschafter sollten keineswegs eine Erfolgsmeldung zurückbringen und dann hätten wir evtl. einen Wanderweg über unseren Tisch gehabt.

Einmal beobachtete ich, wie Ameisen einen riesigen Käfer zusammen vorwärts zum Nest bewegten. Es war schon eine Leistung. Plötzlich schwirrte eine Wespe heran. Sie setze sich auf den Käfer. Mutig gingen die Ameisen zum Angriff über. Die Wespe hob ab und stieß nacheinander auf die Ameisen, die jedes Mal zurückzuckten. Einige verspritzen ihre Säure. Aber die Wespe wich aus. Zuletzt lag der Käfer da. Keine der Ameisen wagte mehr heranzugehen und erneut anzugreifen. Wenn sie sich einig gewesen wären, hätte die Wespe bestimmt nichts ausrichten können. Aber es waren immer nur Einzelattacken gewesen. So hatte die Wespe eine Menge Nahrung für sich. Wie ein gelernter Fleischer zerlegte sie nun in den nächsten Stunden den Käfer und transportierte ihn ab.

Drei hoch eins (damit ist kein Hund, der pinkelt, gemeint)

Schon sehr früh brach die Halterung an einem Bein unseres Campingtisches, der auf allen vier Beinen in der Höhe (und deswegen ziemlich teuer war) einzustellen war, wichtig wegen der Unebenheiten des Erdbodens beim Campen. Dieser Campingtisch konnte auf eine solche Höhe gebracht werden, dass meine Frau mit ihrem Rollstuhl ihn unterfahren konnte. Nun war ein Tischbein nicht mehr feststellbar, sodass man nicht auf den Tisch, besonders nicht auf die betreffende Ecke drücken durfte: (weil ein Bein immer hoch=eingeschoben wurde). Hier half Tesaband.

Strom

Eines Morgens – in der Nacht hatte es wahnsinnig geregnet – bekam ich, als ich aus dem Wohnwagen sprang und die Klinke von außen schloss, einen elektrischen Schlag. Der ganze Wagen stand unter Strom. Alle Wohnwagen standen unter Strom. Die Techniker hatten große Probleme, den Fehler zu finden. Da ich beim Rein- und Herausgehen immer wieder mit dem Wagen in Kontakt geriet und einen „gewischt“ bekam, kuppelte ich den Wagen von der Stromversorgung ab. Am Abend war alles wieder o.K. Doch am übernächsten Tag bekam ich wieder einen Schlag. Bald, so dachte ich im ersten Moment, kann ich nicht mehr ohne meinen täglichen Kick!

Da unser Wagen der Einzige war, der unter Strom stand, untersuchte ich als Erstes die Kabel, die uns mit dem Stromkasten des Campingplatzes verbanden. Da der Kasten sehr weit weg war, hatten wir 2x25 m Kabel benötigt, und genau die Kuppelung kokelte. Es muss wohl ein Tier oder ein Regentropfen hineingeraten sein, und es wurde eine kokelnde Verbindung im Kunststoff zwischen Stromzufuhr und Erdung hergestellt. Sagt der Fachmann nicht, eine Brücke hat sich gebildet?

Ich kratzte, natürlich nachdem ich die Kabel aus dem Stromkasten herausgezogen hatte, den verkohlten Kunststoff völlig weg, dann holte ich den Haartrockner und trocknete evtl. feuchte Stellen in der betreffenden Kuppelung. Die beiden Kuppelteile klebte ich mit breitem Tesafilm völlig ab. Dann kam die Kuppelung in den Baum, sodass sie trocken lag. Die Probe ergibt: Es war kein Strom mehr in unserem Wagen. Zumindest bekam ich keinen Schlag. Morgen werde ich nachschauen, ob alles in Ordnung ist. Es war o.k.

 

Tagesverlauf

Besonders die letzten vier Wochen habe ich den Tag ziemlich fest organisiert. 7.30 Uhr Flüssignahrung für Erika. Anschließend Aufräumen. Dann Einkaufen im Camping-Laden. Ich kaufte den Bedarf für den nächsten Tag und schaute nach, was es an Kuchen oder Weine gab, oder an landeseigenen Erzeugnissen. Manchmal stellte ich fest, was es alles überhaupt zu kaufen gab. Eigentlich ein müßiger, ästhetischer, harmloser Genuss, der in der Regel mit einem Eis abgeschlossen wurde.

Mit den gekauften Gaben, darunter war auch unser Frühstück, das wir aber erst gegen 11-12 Uhr einnahmen, fuhr ich per Rad, manchmal musste ich auch schieben, wenn ich z.B. Trinkwasser in Flaschen gekauft hatte, zum Stellplatz. Packte aus, sagte Erika, dass ich schwimmen ging, hing ein entsprechendes Symbol für sie sichtbar hin, damit sie auch nach einem kleinen Morgenschlummer sich wieder erinnern konnte, wo ich weilte, nahm mein Badetuch und ging zum Meer, das nur wenig von uns entfernt, auf mich wartete.

Zu dieser Zeit hatte das Meer viel Platz. Die Hauptsaison war vorbei. In Süditalien war es morgens schon schön gewesen, jedoch das Meerwasser kalt, aber einige Menschen waren doch im Wasser. In Korsika war ich oft ganz allein im Meer und schwamm meine 1/2 Stunde. Schätzungsweise 600-700 m jeden Tag.

Nach einer Süßwasserdusche im Waschhaus in Süditalien oder z.B. ein paar Runden im Schwimmbecken in Korsika ging ich dann zum Wohnwagen zurück. Es folgten: Waschen von Erika, Anziehen, aus dem Wohnmobil heben, in den Rollstuhl setzen, Tisch decken, Frühstücken, auf die Liege legen, Kreuzworträtsel oder/und Vorlesen, Mittagsschläfchen, Kakao trinken und Yoghurt essen, Abendessen vorbereiten, Erika in den Rollstuhl setzen, Abendessen, in den Abend gucken, Erika in das Bett im Wohnmobil bringen, erzählen, CDs hören, schlafen. Und der Tag war zu Ende. Zwischendurch nutzte ich Freiräume für das Niederschreiben der Reiseerlebnisse.

Durch diese feste Organisierung, ja Ritualisierung vor allem des Vormittages, verschaffte ich mir das Gefühl, auch viel für meine Erholung getan zu haben, sodass ich am Ende der Ferien mich trotz aller Erschwernisse doch recht gut erholt hatte.

Erika und ich wünschen euch allen frohe und friedvolle Tage in der Weihnachtszeit (und natürlich auch in der anderen Zeit) und für das nächste Jahr mindestens 2000 glückliche Stunden (das sind pro Tag etwa 5-6 Stunden, reicht das? Die anderen müssen ja nicht unglücklich sein!).

Herzlichst von Haus zu Haus!

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1995 Lourdes, Serignan, Kroatien

(nur Bilder)                      

     

 

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1998 Kroatien, Griechenland

Dass unser Wohnmobil auch noch schwimmen  lernen würde, das hätte ich nie gedacht. 

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1996 Ravennan und Rom

1962 km sind wir, meine Frau Erika und ich, gefahren, seit wir mit dem Wohnmobil abreisten. Bis Rom. 

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1999 Süditalien und Corsika

Zuerst ein paar Kurzinformationen. Rund 5500 km sind wir gefahren. Auf dem Tacho steht jetzt fast 31500.

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1997 Santiago, Fatima, Granada

Verschiedene haben angefragt und schon gemahnt. Sie wollten Näheres über unsere Ferienfahrt 1997 hören.

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2000 Nachwort zu den Reisen

Heute ist unser 42. Hochzeitstag und das Jahr 2000 neigt sich seinem Ende zu, beladen von vielen Hoffnungen. 

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>>> Praxisbezogenes Resümee, das die ca. 33000 km Erfahrungen von 5 Jahren mit dem Reisemobil für ein behindertenfreundliches Reisen auswertet. Mit Adressen für Umbau.

>>> Seit  dem Tod meiner Frau: versuche ich allein zu reisen. Von dem größten Reiseabenteuer erzählt der nachfolgende Bericht.

 
 
Gedichte an Erika  Vorwort  Abschied   Abschied für immer  Abschied von den Träumen  Abschied   Viele zehntausend Mal  Adieu - Gott befohlen    Dass du mich liebst  Die letzte Rose  Die Schaukel  Dieser Tag endet nicht im Westen  Du gingst  Ein Lächeln  Frohe Weihnacht  Frühling  Hoffnung  Hoffnunglos ist meine Liebe  Jede Nacht  Leb wohl du  Liebes-Spuren  Momentaufnahme  Nie mehr  Noch immer  Protokoll des Sterbens   Schatten der Erinnerung  Schon als Junge  Schwer oder leicht  Seltsame Begegnung  Tränen am Meer  Tränen in Novembertagen  Träumen  Traumerinnerungen  Urlaubsimpressionen 1998  Valentinstag  Verloren  Was bleibt  Welke Rosenblätter  Wer weiß  Wo der Himmel ist   Zum Greifen nah