ErikaKerkhoff

Vom Leben vor und nach einem Schlaganfall

 

Diese Seite ist eine Liebeserklärung an meine Frau, Lebensgefährtin und Geliebte. Sie wurde am 13.12.1935 geboren und starb nach 16-jähriger Lähmung am 24.3.2000.     

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 SprÜche

 von

Erika Kerkhoff

 Gescheite, grimmige und

            liebevolle  Bemerkungen

Vorweg sei noch einmal daran erinnert, dass Erika Industriekauffrau lernte, drei Kinder groß zog, über den zweiten Bildungsweg während ihrer Ehe zur Diplom-Sozialdiplompädagogin studierte, danach wieder berufstätig war, zuletzt, weil sie keine Stelle fand, als Schulsekretärin, und die letzten fast 16 Jahre infolge eines Schlaganfalles vollkommen gelähmt war, so dass sie in der Regel nur zweimal zwei Stunden im Rollstuhl sitzen konnte. Die übrige Zeit lag sie.

Die hier vorgelegten Sprüche entstammen fast ausschließlich der Zeit ihrer körperlichen Beeinträchtigung. Schon zu Zeiten, als sie noch gesund war, ließ sie sich nicht abservieren. So blieb sie auch in dem Zustand der Krankheit und Behinderung nichts schuldig und wusste, sich sprachlich zu wehren und durchzusetzen. Einfach und bildlich ausgedrückt, sie hatte für jeden Kochtopf einen Deckel. Spezifischer interpretiert: Konnte sie auch vieles infolge ihrer Behinderung nicht mehr leisten, so zeigte sie durch ihre Schlagfertigkeit jedoch, dass sie schnell zu reagieren wusste, ihre starke Abhängigkeit nur im körperlichen Bereich bestand und sie ihre geistige Unabhängigkeit verteidigte. Das sollte man bei den nachfolgenden Aussprüchen im Hinterkopf behalten.

                   

                  Während ihrer Krankheit schwitzte Erika häufig. Wenn dann jemand feststellte: "Oh, du schwitzt ja schon wieder." Antwortete Erika verschmitzt: "Eine Dame schwitzt nicht, sie transpiriert!"

 

  Erika hatte während ihrer  fast 16-jährigen jährigen Krankheit bis auf die erste Zeit immer ein kleines Glöckchen, damit sie sich bemerkbar machen konnte. Sie legte es nie aus der Hand. Wenn ihr jemand die Glocke beim Waschen oder bei der Krankengymnastik abnehmen wollte, wehrte sie ab mit den Worten: „Nein, die gebe ich nicht ab. Das ist meine Lebensversicherung!“

                    Erikas Glöckchen funktioniert nicht mehr. Der Klöppel im Innern ist abhanden gekommen. Ich muss Abhilfe schaffen und die Glocke wieder zum Klingeln bringen. Aber wie? Ich gehe in den Werkzeugkeller und suche irgendetwas, das weiterhilft. Ich sehe eine Schraube. Mit Draht kann man einen neuen Klöppel machen. Gedreht, geschraubt. Die Glocke funktioniert heller als vorher.

Ich gehe hinauf zu Erika, zeige die funktionierende Glocke und sage: „Ist das nicht kreativ, aus fast Nichts etwas machen?“

„Dann bin ich schon dreimal in meinem Leben kreativ gewesen!“ antwortet Erika lachend. So kann man Schwangerschaften auch sehen.

                 Erika benötigte ein sauberes Taschentuch. „Ich hole dir mal ein neues Taschentuch,“ sagte ich ihr. 

„Ein neues muss es nicht unbedingt sein, ein frisches täte es auch,“ und schaute mich verschmitzt grinsend an. Antwortete ich dann: „Du hast recht wie immer.“, gab sie entwaffnend zurück, „schöne Frauen haben eben immer recht.“

  Es gibt sicherlich viele Witze zu dem Ausspruch „Mein Gott“. Erika setzte diese witzhaften Episoden direkt in dem Alltag um. Kam einer zu ihr und sagte irgendwie: „Mein Gott! So was! Das kannst du kaum glauben!“, antwortete sie lakonisch: „Du kannst ruhig Erika zu mir sagen.“

                 

Erika war nach dem Schlaganfall sehr schmerzempfindlich, jeder Druck auf den Körper und jede Bewegung taten ihr sehr weh, dass sie oft schon bei Berührung aufstöhnte. Beim Wenden oder bei der Lagerung ihres Körpers traten somit unvermeidlich Schmerzen auf. Die Krankenschwestern bekamen bei solchen Pflegehandlungen dann verbal oft etwas ab. Erika konnte dann unter diesen Schmerzen  bestimmte entschuldigende Antworten nur schwer wegstecken. Wenn  der Schwester nur: "Das wollte ich nicht!" rausrutschte, war ihre Entgegnung, mit einem etwas süßsaurem Lächeln auf dem Gesicht: "Das wär ja auch der Gipfel der Unverschämtheit, wenn Sie das gewollt hätten!"

Die Pfleger/innen, die bei uns waren, hatten immer großes Verständnis für den schmerzensreichen Zustand und schwiegen verständnisvoll.                 

                 

zum nächsten Spruch

 

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