Diese Seite ist eine Liebeserklärung an meine Frau, Lebensgefährtin und Geliebte. Sie wurde am 13.12.1935 geboren und starb nach 16-jähriger Lähmung am 24.3.2000.     

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Bildungs-, Pilger- und Erholungsfahrten mit Rollstuhl und Wohnmobil durch Europa

von Erika und Winfried Kerkhoff

Santiago de Compostela, Fatima, Granada   2. Fortsetzung

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Da muss ich einmal stehen: Coimbra

Unser Weg führte uns den Ozean entlang zur großen Universitätsstadt Portugals. Sie merken schon: Spanien hatten wir verlassen, aber es würde uns auf der Rundfahrt ja wieder begegnen.

Auf den Campus, der ganz oben liegt, wollen wir fahren. Die Straße ist erst sehr verheißungsvoll breit. Aber die Überraschungen bleiben nicht aus. Enge, Steigungen, Irrwege. Und immer ein Schwanz von Pkws dahinter, die sicherlich über den Fahrer des Wohnmobils mit Warendorfer Kennzeichen manches Schimpfwort und Kopfschütteln geäußert haben, weil er da oben hinfahren will und so langsam ist und so vorsichtig fährt. Ich musste den richtigen Weg finden, der nicht immer ausgeschildert war und dauernd wegen der unterschiedlichen Steigungen zwischen erstem und zweitem Gang - und nur manchmal dem dritten - schalten. Aber diese Fahrt war ein Sonntagsausflug gegenüber der, zu der ich in Tomar freiwillig gezwungen wurde.

Endlich oben. Ein Verkehrsrondell, an dessen Rändern alle parken. Ein Platz, genau für uns passend, zu erreichen ohne Rangieren, aber genau vor dem Fußgängerüberweg ist frei. Ich stelle den Wagen ab. Auf dem Informationsbüro gleich nebenan bekomme ich einen Plan mit Sehenswürdigkeiten. Die Damen geben mir gleich einige Tipps mit, wohin ich nicht mit dem Rollstuhl fahren soll. Aber es bleibt eine Menge zu sehen übrig. Das Wohnmobil darf ich auch stehen lassen. Also Erika in den Rollstuhl setzen und los. Wir sind voller Erwartung. Und da reiht sich ein Universitätsgebäude an das andere. Welche Fachbereiche? Das kann man an den großen Steinlettern hoch oben am First ablesen. Die Juristerei, die Medizin, die Pädagogik ...Wir stehen auf dem Innenhof. Auf Bildern hatte ich schon vor Jahren dieses Innenviereck gesehen. Hatte gedacht, ob du da wohl einmal im Leben stehen wirst. In Portugals bekannte Universität. Als wir nun nach Portugal fahren wollten, hatte ich Erika gesagt: Hier werden wir beide halten und an dem Etappenziel unserer Fahrt uns triumphierend umschauen. Wir sind von allem beeindruckt. Würdig, imposant. Wenn es drinnen so zugeht, wie es außen angedeutet wird!

Ein paar andere Denkmäler werden noch besichtigt. Anstrengung, Schweiß bei mir, und ein bisschen  Angst auf der Seite Erikas. Treppauf, treppab, bergauf, bergab. Die Ruhe am Spätnachmittag und in der Nacht auf dem stadtinternen Campingplatz tut uns gut.

 

Fatima

Ortsname und Mädchenname. In diesem Namen einigen sich Welten und Religionen. Name für den Wallfahrtsort in Portugal und für die jüngste Tochter Mohammeds.

Als ich damals meiner Frau vorschlug, nach Fatima zu fahren, schien das ganze etwas wie eine Sage aus fernen Landen. Doch als die Realisierung immer deutlicher wurde, wurde auch klarer, dass  mit diesem Namen Hoffnungen auf eine Heilung bei Erika auftauchen würden. Meinetwegen hätten wir nicht nach Fatima fahren müssen, ich wollte meiner Frau eine Freude bereiten. So erfuhr ich kurz vor Fahrtantritt von ihr, dass  sie sich vor allem Kraft für ihr Leben erhoffte. Meine Befürchtungen, dass  im tiefen Innern doch auch Hoffnungen auf Heilung weiterbestanden, waren nicht ganz ausgeräumt. Die Zeit unseres abwechslungsreichen Urlaubs hat ihr sicher über die Zeit der Enttäuschungen nach dem Fatima-Besuch hinweggeholfen, aber der Konfrontation konnte sie nicht entgehen. Die Hinweise auf die lange Kankheitszeit und ihre stilleren, nicht mehr so oft sarkastischen, flapsigen Bemerkungen waren über lange Zeit auffällig. Die Vorbereitung auf Weihnachten - wie in jedem Jahr - scheinen wieder Wunder zu wirken.

Fatima, das kleine Dorf ohne Campingplatz - es braucht auch keinen, denn die Wallfahrer übernachten einfach auf den vielen Parkplätzen, die schon Kilometer vor dem Ort zu finden sind. Der nächste Campingplatz war in Tomar, den wir auch später gegen Abend aufsuchten.

Wir hatten Glück, dass  wir in Fatima einen Parkplatz unmittelbar in der Nähe des Heiligtums bekamen. Unser Besuchstag ist nicht am 12./13. des Monats. Dann, so berichteten uns erfahrene Pilger, waren viele Menschen anwesend in der Hoffnung, daß sich die Wunder, die sich an diesen Tagen früher gezeigt hatten, wiederholen würden. Menschenmengen sind für Rollstuhlfahrer, die sich nicht wehren können, nicht nur beängstigend, sondern auch gefährlich. Das hatte Erika doch in der Kur in Bad Tölz erlebt, als die Menschen Erikas Rollstuhl glatt überrannten, weil es darum ging, die Signierung von einer Gesangsgruppe - damals die Donkosaken - zu bekommen.

Zweimal fuhren wir in Fatima von unserem Parkplatz zur Kirche und von dort dann zur Kapelle der Mutter Gottes. Zwischendurch richteten wir uns häuslich vor unserem Wohnmobil ein. Liege, Sonnenschirm, ein kleines Tischchen, ein Stuhl für mich und verdünnten Kaffee für Erika, für mich gab es - es waren mittlerweile 38° im Wohnwagen, draußen haben wir gar nicht mehr gemessen - Orangensaft aus den Vorräten noch, die wir aus Deutschland mitgebracht hatten - von Lidl, deren Ladenkette wir später in einem kleinen Örtchen zwischen Fatima und Tomar und später auch in Evora, also in Portugal, vorfanden. Wir haben natürlich eingekauft.

Von unserem Parkplatz war in ein paar Minuten der Weg bis zum Heiligtum - wie die Portugiesen ihr Wallfahrtszentrum nennen - geschafft. Aber zur Kapelle kamen wir so ohne weiteres nicht. Da gab es ein Hindernis: die große auf den Vorplatz hinabführende Treppe. Wie in Lourdes. Nur dort kam man unten an. In Fatima lagen die nahen Parklätze so, dss man den Treppenabstieg noch leisten musste . Da standen wir nun vor den Stufen und überlegten, alleine den Rollstuhl hinunterlassen, jemanden zu bitten oder konnte man irgendwie die Treppe umgehen. Eine Frauengruppe bemerkte ich auf einmal neben uns. Eine Frau deutete uns an, zu folgen, und machte mit dem einen Arm eine Bogenbewegung. Es war nicht schwer, diese geheimnisvolle Geste zu entziffern: Es gab also wirklich so etwas wie eine Abfahrt, deren Existenz wohl nur von Person zu Person weitergegeben werden sollte, denn nirgends stand ein Hinweisschild. Die Frau begleitete uns bis zur Kapelle, das war auch gut so, denn es gab vielerlei Abzweigungen unterwegs, die uns vom rechten Weg hätten abbringen können.

Um die Kapelle, nur mit fester Rückenmauer und Dach gebaut, standen und saßen ca. 200 Menschen. Keiner behindert, was man so von außen sehen konnte. Hatten wir nur den Eindruck oder schauten viele auf uns? Der Mann und die behinderte Frau! In Lourdes waren doch so sehr viele davon da gewesen, dass  meine Frau und ich die Mittagszeit zum Besuch der Mutter Gottes aussuchten, um diesen endlosen Zügen von Traurigkeit zu entgehen. Hatten wir in Lourdes die Möglichkeit, unmittelbar an der Statue zu sein, so war hier in Fatima ein Mäuerchen, das so etwas nicht duldete. Die Mutter Gottes stand in einem Glaskasten. Also auch hier Distanz. Vorbeter, Prediger, Gesang, ein abwechslungsreiches Programm, das nicht enden wollte, da immer neue kleinere Prozessionen von Pilgern kamen. Ein wenig zur Ruhe und Besinnung kamen wir erst, als wir an diesem Nachmittag zum zweiten Mal vor der Mutter Gottes saßen, nachdem sich Erika von der Anstrengung und der Aufregung erholt hatte. Immer wieder hatte es beim ersten Mal vor Aufregung Spasmen in den Beinen gegeben, was war wohl alles durch ihren Kopf gegangen? 

Auf dem Parkplatz vor der Fatima-Kirche. Hier zeigt sich der Nutzen, ein Wohnmobil zu haben. Man hat einfach alles dabei: Sonnenschirm, Liege, und kann sogar Mittagessen kochen.

Als wir nach den paar Tagen in Tomar noch einmal nach Fatima kamen, parkten wir wieder an derselben Stelle. Auch dieses Mal waren alle schattigen Plätze bereits vergeben. Als wir oben auf der Empore der Kirche standen, von der die Treppen wie von einer Bühne auf den Platz hinunterführen, kamen gerade singend Pilger an. Wir schauten über die Brüstung zu ihnen hinunter. Da trug also jeder sein unsichtbares oder sichtbares Päckchen und hoffte auf Hilfe. Mir traten die Tränen in die Augen ob unserer eigenen Lage, Tränen unendlicher Traurigkeit und gemischt mit ein bisschen  Wut. Was war das für eine Welt. Neben dem vielen Leid, das sich so schon einstellte, fand der Mensch kreativ und trickreich immer neue Möglichkeiten, sich selbst und andere psychisch und körperlich Schaden zu zufügen. Ich war da auch wohl keine Ausnahme.

Auch diesmal fuhren wir zweimal zur Kapelle. Beim letzten Mal nahmen wir Abschied. Aus der anfänglichen Distanz war doch ein wenig Vertrautsein geworden. Dann kauften wir zwei große Kerzen. Fast alle waren gekrümmt infolge der großen Hitze, aber wir fanden zwei, die noch ansehnlich waren. Wir zündeten sie an in Gedenken an alle, die uns lieb und teuer sind. Dann noch ein kurzes Hinsetzen vor der Statue. Noch einmal Empfehlung an die Gottesmutter all derjenigen, die wir heiß und die wir nicht so heiß lieben (alle, die Ihr den Brief lest, gehört zur ersten Gruppe!).

Was gäbe es sonst noch zu erzählen. Viel! Aber ich muss  es kurz machen. ich will Eure Geduld nicht strapazieren, aber Eure Neugierde doch wecken!

Tomar      

In Tomar, der Zwischenstation zwischen Fatima und Fatima. Ich saß auf der Bank, wo auch schon die Templerritter über die Seefahrten, über Gott und die Welt nachdachten. Wir haben wunderschöne Flure, Räume und Atrien gesehen.

 

20 Stufen hoch waren die Treppen bis zu diesen Kleinoden und keiner, der uns helfen konnte. Ich habe zu Erika gesagt: "So! Dein und mein Schutzengel und noch ein paar andere, die gerade keinen brauchen, müssen jetzt auf uns aufpassen, wenn es hochgeht und wenn ich dich wieder runterfahre." --

 Im größten(?) Stausee Portugals habe ich mir nicht nur die Füße gewaschen. Der Weg dorthin war (die letzten 10 km) die wildeste Straße, die ich je gefahren bin: gerade ein Auto-Breit, rechts und links bis zum Weg dichtes Gebäum und Gebüsch, Serpentinen mit zugleich einer Steigung, so dass  sogar der erste Gang zu tun hatte. „Wie, mit dem Wohnmobil?“ höre ich euch fragen. „Da wäre ich nicht gefahren.“ Ich auch nicht, hätte ich das vorher gewusst. Die ich fragte, auch die Auskunftdamen vom Campingplatz: Kein Problem! Aber als ich die Gefahr erkannte, gab es nur noch ein Vorwärts. Nicht nur Beten hilft manchmal, auch Hupen.

 

Lissabon

In Lissabons Campingplatz, mürrische Dame an der Rezeption. Wir treffen ein Rentnerpaar, beide sehr krank schon in jungem Alter, aus Westfalen, die ihr Leben auf der Achse verbringen. Ich denke, weil sie die Zeit noch nutzen wollen, solange und soweit es noch geht. Mein Gott, was habe ich es gut! -- Einmal nach Lissabon-Stadt? Aber nur mit der Taxe! Rollstuhl in den Kofferraum. Also - dann auf! Aber nicht problemlos. Erika ist ein anpassungsfähiges Taxengirl. Sie hielt wahnsinnig gut durch! Aber alle Taxis wollten uns nicht mitnehmen. - Die Prachtstraße ist nach ihrem Gebäudeneubau eine Katastrophe für einen Rollstuhlfahrer. Das Pflaster! Wieder einmal Fahrt nur auf den Hinterrädern. Ein Frau stellt sich in den Weg und ruft Erika laut zu „Jesus liebt Dich!“ immer wieder. Und betet. Was sollen wir tun? Auch als wir nach einem Moment weitergehen, bleibt sie noch betend stehen und schaut uns mit leicht erhobenen Händen nach. Erikas linkes Bein streckt sich. Ich habe mit der Lockerung des Beines zu tun und sehe ihrem Gesicht an, dass  sie sehr gerührt ist. Irgendwie bin auch ich beeindruckt. Noch Tage danach sagt Erika diese drei Worte, lacht, gerät aber dabei in Aufregung, dass  ihre Beine einen Tremulus bekommen.

 

Es fällt uns in Portugal auf:

   

 Wir dachten, dass 
 Portugal  prüde sei, 
 diese Reklame
hing
 aber  überall.

Einige Passanten gucken erschrocken, wenn sie uns,  Erika im Rollstuhl und mich den Begleiter,  sehen, andere schütteln den Kopf, einige nicken uns freundlich zu. Nicht nur in Lissabon. Ich frage mich, wo sind eigentlich die Menschen mit Behinderung in Portugal? Nirgendwo haben wir einen einzigen gesehen. 

 

Evora

Auf dem Wege von Lissabon nach Evora ist das Zwischenstück zwischen beiden Fahrbahnen der Autobahn mit Orleander bewachsen. Weite Strecken leuchtet es weiß, hellrot, dunkelrot und rosa. Ab und zu ein hellroter bis orangenfarbiger Feuerdorn dazwischen. Es ist eine Pracht, diese Autobahn zu fahren. Kurz vor Evora glaube ich, dass  die Luftkühlung kaputt ist. Aus ihr strömt nur warme Luft ins Auto, wärmer als der Luftzug durch das offene Fenster. Aber es ist das Wetter: Heiß ist es um Evora! 41° um 18 Uhr im Schatten auf dem Campingplatz. - Wir besuchen mit dem Wohnmobil am nächsten Tag die alte Stadt mit Mauern, schöner Kirche und echten Resten eines römischen Tempels.

Am nächsten Tag geht es nach Süden: Über Beja, Ourique, Albufeira. 

Stau, Stau.

 

Algarve

In der Algarve kommen wir viel später an, als wir hofften. Steil ist die Einfahrt zum Campingplatz, warnt der Campingführer. Erfahrene Camper lächeln. Ich schaue die Schräge selbst an. O.K! Ich fahre. Alles geht gut.

Wir bekommen einen sehr schönen Platz, voller blühender Sträucher und zitronentragender Bäumchen. Das Wetter ist gut und warm, doch ist es windig. Da wir von Hügeln umgeben sind, stören uns die westlichen Fallwinde sehr. Rettung bringt das Wohnmobil, in dessen Schutz wir essen, schlafen und uns aufhalten.

Das Telefonieren mit dem Handy macht Probleme. Ich muss immer auf die kleinen Berge klettern und habe dann auch nicht immer Glück. Doch in der Heimat warten die Kinder auf Nachricht. Doch mit Erika können sie nicht reden, da ich sie nicht die steilen Hänge hochschieben kann.

Nach einem Duschen – natürlich auf dem Dusch-Rollstuhl, der nur ein geringes Gewicht hat und klappbar ist – stellt Erika fest, dass ihr Ehering fehlt. Erika ist geknickt. Ich muss ihn wiederfinden. Aber im Grunde kann sie ihn überall verloren haben. Ich gehe den Weg bis zum Waschhaus zurück. Nichts. Ich suche vor und in der Dusche. Ich untersuche die Abflussleitungen, die von der Dusche nach draußen führen und einsehbar sind. Aber nirgendwo ein Ring. Ich gehe suchend zurück und finde nichts. Erika ist ganz aufgelöst, dass ich nichts gefunden habe. Was machen wir nur. Ich will sie trösten und hocke mich vor den Rollstuhl und traue meinen Augen nicht . Oben auf dem Gras, direkt seitwärts neben dem Rollstuhl blinkt etwas: der Ring. Mit dem Fuß nur paar Zentimeter weiter zum Rollstuhl und der Ring wäre auf Nimmerwiedersehen im Gras verschwunden. Erika hatte den Ring wohl erst nach dem Duschen an ihrem Platz verloren und den Verlust des Ringes sofort bemerkt, deshalb lag er da noch. Was war ich glücklich und Erika erst mal. Schon lange war der Ring zu weit, und sie hatte immer darauf geachtet. Aber nun wäre es fast zu spät gewesen. Ab sofort wurde der Ring sicher im Wohnmobil verwahrt.

Nach 10 Tagen – kürzer als wir gemietet hatten – brechen wir auf - wegen des Windes und weil wir wegen des hügeligen Geländes nichts unternehmen können. Doch wir brauchen nicht die gemietete Zeit zu zahlen. Das ist einmalig und uns noch nie passiert. Wir bedanken uns.

Ehe wir Abschied von der Algarve nehmen  wollen, fahren wir noch zum der südlichsten  Punkt Europas an der Westküste, Cabo de Sao Vincente. Doch schon weitem hören wir die Schiffe immer wieder tuten. Nebel. Und der bleibt. Nichts sehen wir vom Wasser. Ich sehe Erika immer noch, wie sie vor einem runden Fenster in der hohen Mauer, die das Kap-Gebäude abschirmt, mit ihrem Rollstuhl steht und sehnsüchtig darauf wartet, einen Blick unten aufs Meer zu erhaschen.

 Vergeblich. Auch ich, der ich ja aus einer anderen Perspektive schauen konnte, wartete vergeblich. So nehmen wir Abschied von dem rot-weißen Turm.

 

Gibraltar

Wir tuckern Richtung Gibraltar. Wieder in Spanien planen wir in Tarifa zu übernachten. Werden wir von dort Afrika sehen?. Es soll nur an schönen nebelfreien Tagen möglich sein. Es war möglich, wir haben! Erbärmliches Obst und Gemüse in dem Campingladen. Gut, daß wir noch einiges mit besserer Güteklasse haben. An der Ostküste von Gibraltar reißt uns der starke Wind und eine Böe fast auf die andere Straßenseite, obwohl ich nur „30“ fahre. Ja, die Windräder stehen schon richtig hier. Unendlich viele scheinen es zu sein, oder doch nur 100 Stück? Hatten wir in Tarifa afrikanische Träume, tuckerten wir hier mitten durch die technische Superzeit. Eine neue Generation Bäume, stählern, ihre Stämme kerzengerade und die Krone rotierend, mit schwirrenden Ästen, variationslos und beängstigend.

 

Granada

In Granada verschaffen uns nette Leute einen schnellen Eintritt in die Alhambra. Wieder sind Engländer beteiligt. Die lange Schlange! Wir - vielmehr ich, denn Erika lag im Wagen, was mich doch sehr beunruhigte, doch wenn man ging, war der Platz weg! - hätten wohl über eine Stunde da auf Eintrittskarten gewartet. - Toll, was wir gesehen haben. Wir kaufen ein Andenken. Müssen aber sehr bald einsehen, nur wenig ist für uns bestimmt. Nicht einmal die zauberhaften Gärten sind für uns befahrbar. Treppen, rüttelnde Pflastersteine. Erika will nicht mehr. Ich bin zuerst etwas sauer, hatte ich mich doch so gefreut. Meine Sinne hätte sich hier so richtig vollsaugen können. Doch andererseits war ich auch froh, dass  die Anstrengung zu Ende war. Außerdem waren auch die 2 Stunden fast um. Erikas Zeit, so lange kann sie nur im Rollstuhl sitzen. Alle Anerkennung für ihre Leistung.

Durch die Sierra Nevada. Hier soll es Schnee geben? Kaum vorstellbar bei der Wärme. Unser Bildungshunger ist gestillt. Keine Besichtigungen mehr. Wir sehnen uns nach Ruhe.

 

Cartagena

Wir fahren in Richtung Murcia. Zum Campingplatz südlich von Cartagena an der Costa calida. Wir kommen früher dort an als geplant und bleiben länger. Ein Campingplatz in einem kleinen Tal. Faulenzen, schwimmen, nichts tun, Kreuzworträtsel lösen, soll unsere Devise in den nächsten Tagen sein. Aus der ersten Enttäuschung (kleiner schlechter Platz!) wird mehr als Zufriedenheit. Auf einmal ist die Hauptsaison vorbei. Viele Camper verschwinden, wie aus dem Paradies vertrieben. Wir bleiben. Ein neuer Stellplatz, und wir haben Schatten durch einen Baum. Durchschnittliche Temperatur im Schatten 30° bis 36°. Uns begeistert das große, saubere Schwimmbad mit sehr warmen Wasser und die Bucht mit flachem Kiesstrand, auf dem Erika bis zum Wasser fahren kann. Bohlen und Plane, die für die Boote ausgelegt wurden, garantieren eine gute Zufahrt. Der Abschied von Portus fällt uns schwer. Kommen wir wieder?

 

Spaniens Südküste

Wir fahren an Spaniens Südküste entlang. Vornehm, vornehm. Wir lernen Autobahnen kennen, die plötzlich von einer Ampel unterbrochen werden (z. B. in Ortschaften).

Eine letzte Übernachtung in Spanien. Tempel des Sonnengottes. Gefürchteter Ort wegen seiner Winde. Horrorgeschichten erzählen sich Camper. Wir kamen gegen Abend an. Abendessen draußen am Ende eines milden klaren Abends. Wenn wir uns auf den Weg stellten, konnten wir das Meer über dem Weg wie eine sanfte blaugraue Bergkuppe sehen. Dann - grummelte es. Es wurde windig. Schnell ins Mobil! Aber es schien sich zu verziehen, bis es dann plötzlich lostobte. Blitz und Knall und ein Sturm, dass  unser Mobil schwankte wie ein Schiff auf hoher See. Ich kenne das Gefühl, waren wir vor Jahren von Leucate nach Port Bou gesegelt und kamen auf dem Rückweg in einen Sturm, bei dem unser kleines Segelschiff, wenn es hoch oben auf einer Welle ritt, immer einen schrillen Klageton von sich gab. Es waren die Schiffsschrauben, die nunmehr in der Luft wirbelten. Wir fuhren nämlich unter Segel und Motor, damit wir gegen die Strömung ankamen. Und dann - kopfüber ging es ins Wellental, und ehe wir verschnaufen durften, schon steil empor zum nächsten Wellenkamm. - so ähnlich war es im Wohnmobil. Erika sagte nur immer: „Mir wird schlecht. Mach den Wagen fest!“ Aber bei dem Wind und der Dunkelheit und dem Regen, ich hätte es nicht geschafft, die Stützen auszufahren. Endlich schliefen wir ein. Als ich aufwache, ist alles still. Ich öffne die Tür: Strahlendes Wetter, dunkelblauer Himmel, kein Lüftchen regt sich. Unstetigkeit hat auch eine gute Seite! Wir erliegen gern dem Zauber des Sonnengottes und verschieben die Rückfahrt nach Hause auf morgen.

Ende der Fahrt - siehe weiter vorn.

Wir danken für das „Zuhören“, wenn es ja auch eigentlich Eure Arbeit war, alles zu lesen.

Abschließend möchte ich allen danken, die Ihr uns die Treue bewahrt habt.

Eine ganze Reihe haben uns auf unseren letzten Reisebericht warme und anerkennende Worte geschrieben. Dafür an dieser Stelle herzlichen Dank! Auch wenn wir von dem einen oder anderen lange nichts gehört haben, ich glaube nicht, dass  er uns vergessen hat. Vielleicht erreicht ihn dieser Brief und er meldet sich doch irgendwann einmal bei uns. Wir würden uns sehr freuen.

Lasst von Euch hören!

Au revoir! Hasta la vista! Até à vista!

Allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest, friedvolle Tage für 1997 und all die Erfüllung Eurer Wünsche, der erfüllbaren und auch ein paar der unerfüllbaren. So etwas erhoffe ich auch immer, ebenso Erika, wer würde sich da ausnehmen!

PS. In diesem Jahr, am 24. August, waren es 13 Jahre her, dass  Erika um ca. 13 Uhr den Schlaganfall bekam. Alles schien gegen uns zu sein. Aber wir haben vieles wieder gewonnen. Wir sind sehr glücklich, diese Fahrten machen zu können.  

    

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1995 Lourdes, Serignan, Kroatien

(nur Bilder)                      

     

 

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1998 Kroatien, Griechenland

Dass unser Wohnmobil auch noch schwimmen  lernen würde, das hätte ich nie gedacht. 

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1996 Ravennan und Rom

1962 km sind wir, meine Frau Erika und ich, gefahren, seit wir mit dem Wohnmobil abreisten. Bis Rom. 

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1999 Süditalien und Corsika

Zuerst ein paar Kurzinformationen. Rund 5500 km sind wir gefahren. Auf dem Tacho steht jetzt fast 31500.

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1997 Santiago, Fatima, Granada

Verschiedene haben angefragt und schon gemahnt. Sie wollten Näheres über unsere Ferienfahrt 1997 hören.

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2000 Nachwort zu den Reisen

Heute ist unser 42. Hochzeitstag und das Jahr 2000 neigt sich seinem Ende zu, beladen von vielen Hoffnungen. 

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>>> Seit  dem Tod meiner Frau:  versuche ich allein zu reisen. Von dem größten Reiseabenteuer erzählt der nachfolgende Bericht.

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