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Ich lieh dir meine Hände Bildungs-, Pilger- und Erholungsfahrten mit Rollstuhl und Wohnmobil durch Europa von Erika und Winfried Kerkhoff Santiago de Compostela, Fatima, Granada 2. Fortsetzung -------------------------------------------------------------
Da
muss ich einmal stehen: Coimbra Unser
Weg führte uns den Ozean entlang zur großen Universitätsstadt Portugals. Sie
merken schon: Spanien hatten wir verlassen, aber es würde uns auf der Rundfahrt
ja wieder begegnen. Auf
den Campus, der ganz oben liegt, wollen wir fahren. Die Straße ist erst sehr
verheißungsvoll breit. Aber die Überraschungen bleiben nicht aus. Enge,
Steigungen, Irrwege. Und immer ein Schwanz von Pkws dahinter, die sicherlich über
den Fahrer des Wohnmobils mit Warendorfer Kennzeichen manches Schimpfwort und
Kopfschütteln geäußert haben, weil er da oben hinfahren will und so langsam
ist und so vorsichtig fährt. Ich musste den richtigen Weg finden, der nicht
immer ausgeschildert war und dauernd wegen der unterschiedlichen Steigungen
zwischen erstem und zweitem Gang - und nur manchmal dem dritten - schalten. Aber
diese Fahrt war ein Sonntagsausflug gegenüber der, zu der ich in Tomar
freiwillig gezwungen wurde. Endlich
oben. Ein Verkehrsrondell, an dessen Rändern alle parken. Ein Platz, genau für
uns passend, zu erreichen ohne Rangieren, aber genau vor dem Fußgängerüberweg
ist frei. Ich stelle den Wagen ab. Auf dem Informationsbüro gleich nebenan
bekomme ich einen Plan mit Sehenswürdigkeiten. Die Damen geben mir gleich
einige Tipps mit, wohin ich nicht mit dem Rollstuhl fahren soll. Aber es bleibt
eine Menge zu sehen übrig. Das Wohnmobil darf ich auch stehen lassen. Also
Erika in den Rollstuhl setzen und los. Wir sind voller Erwartung. Und da reiht
sich ein Universitätsgebäude an das andere. Welche Fachbereiche? Das kann man
an den großen Steinlettern hoch oben am First ablesen. Die Juristerei, die
Medizin, die Pädagogik ...Wir stehen auf dem Innenhof. Auf Bildern hatte ich
schon vor Jahren dieses Innenviereck gesehen. Hatte gedacht, ob du da wohl
einmal im Leben stehen wirst. In Portugals bekannte Universität. Als wir nun
nach Portugal fahren wollten, hatte ich Erika gesagt: Hier werden wir beide
halten und an dem Etappenziel unserer Fahrt uns triumphierend umschauen. Wir
sind von allem beeindruckt. Würdig, imposant. Wenn es drinnen so zugeht, wie es
außen angedeutet wird! Ein
paar andere Denkmäler werden noch besichtigt. Anstrengung, Schweiß bei mir,
und ein bisschen Angst auf der
Seite Erikas. Treppauf, treppab, bergauf, bergab. Die Ruhe am Spätnachmittag
und in der Nacht auf dem stadtinternen Campingplatz tut uns gut. Fatima Ortsname
und Mädchenname. In diesem Namen einigen sich Welten und Religionen. Name für
den Wallfahrtsort in Portugal und für
die jüngste Tochter Mohammeds. Als
ich damals meiner Frau vorschlug, nach Fatima zu fahren, schien das ganze etwas
wie eine Sage aus fernen Landen. Doch als die Realisierung immer deutlicher
wurde, wurde auch klarer, dass mit
diesem Namen Hoffnungen auf eine Heilung bei Erika auftauchen würden.
Meinetwegen hätten wir nicht nach Fatima fahren müssen, ich wollte meiner Frau
eine Freude bereiten. So erfuhr ich kurz vor Fahrtantritt von ihr, dass sie sich vor allem Kraft für ihr Leben erhoffte. Meine Befürchtungen,
dass im tiefen Innern doch auch
Hoffnungen auf Heilung weiterbestanden, waren nicht ganz ausgeräumt. Die Zeit
unseres abwechslungsreichen Urlaubs hat ihr sicher über die Zeit der Enttäuschungen
nach dem Fatima-Besuch hinweggeholfen, aber der Konfrontation konnte sie nicht
entgehen. Die Hinweise auf die lange Kankheitszeit und ihre stilleren, nicht
mehr so oft sarkastischen, flapsigen Bemerkungen waren über lange Zeit auffällig.
Die Vorbereitung auf Weihnachten - wie in jedem Jahr - scheinen wieder Wunder zu
wirken. Fatima,
das kleine Dorf ohne Campingplatz - es braucht auch keinen, denn die Wallfahrer
übernachten einfach auf den vielen Parkplätzen, die schon Kilometer vor dem
Ort zu finden sind. Der nächste Campingplatz war in Tomar, den wir auch später
gegen Abend aufsuchten. Wir
hatten Glück, dass wir in Fatima
einen Parkplatz unmittelbar in der Nähe des Heiligtums bekamen. Unser
Besuchstag ist nicht am 12./13. des Monats. Dann, so berichteten uns erfahrene
Pilger, waren viele Menschen anwesend in der Hoffnung, daß sich die Wunder, die
sich an diesen Tagen früher gezeigt hatten, wiederholen würden. Menschenmengen
sind für Rollstuhlfahrer, die sich nicht wehren können, nicht nur beängstigend,
sondern auch gefährlich. Das hatte Erika doch in der Kur in Bad Tölz erlebt,
als die Menschen Erikas Rollstuhl glatt überrannten, weil es darum ging, die
Signierung von einer Gesangsgruppe - damals die Donkosaken - zu bekommen. Zweimal
fuhren wir in Fatima von unserem Parkplatz zur Kirche und von dort dann zur
Kapelle der Mutter Gottes. Zwischendurch richteten wir uns häuslich vor unserem
Wohnmobil ein. Liege, Sonnenschirm, ein kleines Tischchen, ein Stuhl für mich
und verdünnten Kaffee für Erika, für mich gab es - es waren mittlerweile 38°
im Wohnwagen, draußen haben wir gar nicht mehr gemessen - Orangensaft aus den
Vorräten noch, die wir aus Deutschland mitgebracht hatten - von Lidl, deren
Ladenkette wir später in einem kleinen Örtchen zwischen Fatima und Tomar und
später auch in Evora, also in Portugal, vorfanden. Wir haben natürlich
eingekauft. Von
unserem Parkplatz war in ein paar Minuten der Weg bis zum Heiligtum - wie die
Portugiesen ihr Wallfahrtszentrum nennen - geschafft. Aber zur Kapelle kamen wir
so ohne weiteres nicht. Da gab es ein Hindernis: die große auf den Vorplatz
hinabführende Treppe. Wie in Lourdes. Nur dort kam man unten an. In Fatima
lagen die nahen Parklätze so, dss man den Treppenabstieg noch leisten musste .
Da standen wir nun vor den Stufen und überlegten, alleine den Rollstuhl
hinunterlassen, jemanden zu bitten oder konnte man irgendwie die Treppe umgehen.
Eine Frauengruppe bemerkte ich auf einmal neben uns. Eine Frau deutete uns an,
zu folgen, und machte mit dem einen Arm eine Bogenbewegung. Es war nicht schwer,
diese geheimnisvolle Geste zu entziffern: Es gab also wirklich so etwas wie eine
Abfahrt, deren Existenz wohl nur von Person zu Person weitergegeben werden
sollte, denn nirgends stand ein Hinweisschild. Die Frau begleitete uns bis zur
Kapelle, das war auch gut so, denn es gab vielerlei Abzweigungen unterwegs, die
uns vom rechten Weg hätten abbringen können. Um die Kapelle, nur mit fester Rückenmauer und Dach gebaut, standen und saßen ca. 200 Menschen. Keiner behindert, was man so von außen sehen konnte. Hatten wir nur den Eindruck oder schauten viele auf uns? Der Mann und die behinderte Frau! In Lourdes waren doch so sehr viele davon da gewesen, dass meine Frau und ich die Mittagszeit zum Besuch der Mutter Gottes aussuchten, um diesen endlosen Zügen von Traurigkeit zu entgehen. Hatten wir in Lourdes die Möglichkeit, unmittelbar an der Statue zu sein, so war hier in Fatima ein Mäuerchen, das so etwas nicht duldete. Die Mutter Gottes stand in einem Glaskasten. Also auch hier Distanz. Vorbeter, Prediger, Gesang, ein abwechslungsreiches Programm, das nicht enden wollte, da immer neue kleinere Prozessionen von Pilgern kamen. Ein wenig zur Ruhe und Besinnung kamen wir erst, als wir an diesem Nachmittag zum zweiten Mal vor der Mutter Gottes saßen, nachdem sich Erika von der Anstrengung und der Aufregung erholt hatte. Immer wieder hatte es beim ersten Mal vor Aufregung Spasmen in den Beinen gegeben, was war wohl alles durch ihren Kopf gegangen? Auf dem Parkplatz vor der Fatima-Kirche. Hier zeigt sich der Nutzen, ein Wohnmobil zu haben. Man hat einfach alles dabei: Sonnenschirm, Liege, und kann sogar Mittagessen kochen. Als wir nach den paar Tagen in Tomar noch einmal nach Fatima kamen, parkten wir
wieder an derselben Stelle. Auch dieses Mal waren alle schattigen Plätze
bereits vergeben. Als wir oben auf der Empore der Kirche standen, von der die
Treppen wie von einer Bühne auf den Platz hinunterführen, kamen gerade singend
Pilger an. Wir schauten über die Brüstung zu ihnen hinunter. Da trug also
jeder sein unsichtbares oder sichtbares Päckchen und hoffte auf Hilfe. Mir
traten die Tränen in die Augen ob unserer eigenen Lage, Tränen unendlicher
Traurigkeit und gemischt mit ein bisschen Wut.
Was war das für eine Welt. Neben dem vielen Leid, das sich so schon einstellte,
fand der Mensch kreativ und trickreich immer neue Möglichkeiten, sich selbst
und andere psychisch und körperlich Schaden zu zufügen. Ich war da auch wohl
keine Ausnahme. Auch
diesmal fuhren wir zweimal zur Kapelle. Beim letzten Mal nahmen wir Abschied.
Aus der anfänglichen Distanz war doch ein wenig Vertrautsein geworden. Dann
kauften wir zwei große Kerzen. Fast alle waren gekrümmt infolge der großen
Hitze, aber wir fanden zwei, die noch ansehnlich waren. Wir zündeten sie an in
Gedenken an alle, die uns lieb und teuer sind. Dann noch ein kurzes Hinsetzen
vor der Statue. Noch einmal Empfehlung an die Gottesmutter all derjenigen, die
wir heiß und die wir nicht so heiß lieben (alle, die Ihr den Brief lest, gehört
zur ersten Gruppe!). Was
gäbe es sonst noch zu erzählen. Viel! Aber ich muss
es kurz machen. ich will Eure Geduld nicht strapazieren, aber Eure
Neugierde doch wecken!
In Tomar, der Zwischenstation zwischen Fatima und Fatima. Ich saß auf der Bank, wo auch schon die Templerritter über die Seefahrten, über Gott und die Welt nachdachten. Wir haben wunderschöne Flure, Räume und Atrien gesehen. 20 Stufen hoch waren die Treppen bis zu diesen Kleinoden und keiner, der uns helfen konnte. Ich habe zu Erika gesagt: "So! Dein und mein Schutzengel und noch ein paar andere, die gerade keinen brauchen, müssen jetzt auf uns aufpassen, wenn es hochgeht und wenn ich dich wieder runterfahre." -- Im größten(?) Stausee Portugals habe ich mir nicht
nur die Füße gewaschen. Der Weg dorthin war (die letzten 10 km) die wildeste
Straße, die ich je gefahren bin: gerade ein Auto-Breit, rechts und links bis
zum Weg dichtes Gebäum und Gebüsch, Serpentinen mit zugleich einer Steigung,
so dass sogar der erste Gang zu tun
hatte. „Wie, mit dem Wohnmobil?“ höre ich euch fragen. „Da wäre ich
nicht gefahren.“ Ich auch nicht, hätte ich das vorher gewusst. Die ich fragte,
auch die Auskunftdamen vom Campingplatz: Kein Problem! Aber als ich die Gefahr erkannte, gab es nur noch ein Vorwärts.
Nicht nur Beten hilft manchmal, auch Hupen. Lissabon In Lissabons
Campingplatz, mürrische Dame an der Rezeption. Wir treffen ein Rentnerpaar,
beide sehr krank schon in jungem Alter, aus Westfalen, die ihr Leben auf der
Achse verbringen. Ich denke, weil sie die Zeit noch nutzen wollen, solange und
soweit es noch geht. Mein Gott, was habe ich es gut! -- Einmal nach
Lissabon-Stadt? Aber nur mit der Taxe! Rollstuhl in den Kofferraum. Also - dann
auf! Aber nicht problemlos. Erika ist ein anpassungsfähiges Taxengirl. Sie
hielt wahnsinnig gut durch! Aber alle Taxis wollten uns nicht mitnehmen. - Die
Prachtstraße ist nach ihrem Gebäudeneubau eine Katastrophe für einen
Rollstuhlfahrer. Das Pflaster! Wieder einmal Fahrt nur auf den Hinterrädern.
Ein Frau stellt sich in den Weg und ruft Erika laut zu „Jesus liebt Dich!“
immer wieder. Und betet. Was sollen wir tun? Auch als wir nach einem Moment
weitergehen, bleibt sie noch betend stehen und schaut uns mit leicht erhobenen Händen
nach. Erikas linkes Bein streckt sich. Ich habe mit der Lockerung des Beines zu
tun und sehe ihrem Gesicht an, dass sie
sehr gerührt ist. Irgendwie bin auch ich beeindruckt. Noch Tage danach sagt
Erika diese drei Worte, lacht, gerät aber dabei in Aufregung, dass
ihre Beine einen Tremulus bekommen.
Es fällt uns in Portugal auf:
Einige Passanten gucken erschrocken, wenn sie uns, Erika im Rollstuhl und mich den Begleiter, sehen, andere schütteln den Kopf, einige nicken uns freundlich zu. Nicht nur in Lissabon. Ich frage mich, wo sind eigentlich die Menschen mit Behinderung in Portugal? Nirgendwo haben wir einen einzigen gesehen.
Evora Auf
dem Wege von Lissabon nach Evora ist das Zwischenstück zwischen beiden
Fahrbahnen der Autobahn mit Orleander bewachsen. Weite Strecken leuchtet es weiß,
hellrot, dunkelrot und rosa. Ab und zu ein hellroter bis orangenfarbiger
Feuerdorn dazwischen. Es ist eine Pracht, diese Autobahn zu fahren. Kurz vor
Evora glaube ich, dass die Luftkühlung
kaputt ist. Aus ihr strömt nur warme Luft ins Auto, wärmer als der Luftzug
durch das offene Fenster. Aber es ist das Wetter: Heiß ist es um Evora! 41° um
18 Uhr im Schatten auf dem Campingplatz. - Wir besuchen mit dem Wohnmobil am nächsten
Tag die alte Stadt mit Mauern, schöner Kirche und echten Resten eines römischen
Tempels. Am nächsten Tag geht es nach Süden: Über Beja, Ourique, Albufeira. Stau, Stau. Algarve In der Algarve kommen wir
viel später an, als wir hofften. Steil ist die Einfahrt zum Campingplatz, warnt
der Campingführer. Erfahrene Camper lächeln. Ich schaue die Schräge selbst
an. O.K! Ich fahre. Alles geht gut. Wir
bekommen einen sehr schönen Platz, voller blühender Sträucher und
zitronentragender Bäumchen. Das Wetter ist gut und warm, doch ist es windig. Da
wir von Hügeln umgeben sind, stören uns die westlichen Fallwinde sehr. Rettung
bringt das Wohnmobil, in dessen Schutz wir essen, schlafen und uns aufhalten. Das
Telefonieren mit dem Handy macht Probleme. Ich muss immer auf die kleinen Berge
klettern und habe dann auch nicht immer Glück. Doch in der Heimat warten die
Kinder auf Nachricht. Doch mit Erika können sie nicht reden, da ich sie nicht
die steilen Hänge hochschieben kann. Nach einem Duschen –
natürlich auf dem Dusch-Rollstuhl, der nur ein geringes Gewicht hat und
klappbar ist – stellt Erika fest, dass ihr Ehering fehlt. Erika ist geknickt.
Ich muss ihn wiederfinden. Aber im Grunde kann sie ihn überall verloren haben.
Ich gehe den Weg bis zum Waschhaus zurück. Nichts. Ich suche vor und in der
Dusche. Ich untersuche die Abflussleitungen, die von der Dusche nach draußen führen
und einsehbar sind. Aber nirgendwo ein Ring. Ich gehe suchend zurück und finde
nichts. Erika ist ganz aufgelöst, dass ich nichts gefunden habe. Was machen wir
nur. Ich will sie trösten und hocke mich vor den Rollstuhl und traue meinen
Augen nicht . Oben auf dem Gras, direkt seitwärts neben dem Rollstuhl blinkt
etwas: der Ring. Mit dem Fuß nur paar Zentimeter weiter zum Rollstuhl und der
Ring wäre auf Nimmerwiedersehen im Gras verschwunden. Erika hatte den Ring wohl
erst nach dem Duschen an ihrem Platz verloren und den Verlust des Ringes sofort
bemerkt, deshalb lag er da noch. Was war ich glücklich und Erika erst mal.
Schon lange war der Ring zu weit, und sie hatte immer darauf geachtet. Aber nun
wäre es fast zu spät gewesen. Ab sofort wurde der Ring sicher im Wohnmobil
verwahrt. Nach
10 Tagen – kürzer als wir gemietet hatten – brechen wir auf - wegen des
Windes und weil wir wegen des hügeligen Geländes nichts unternehmen können.
Doch wir brauchen nicht die gemietete Zeit zu zahlen. Das ist einmalig und uns
noch nie passiert. Wir bedanken uns. Ehe wir Abschied von der Algarve nehmen wollen, fahren wir noch zum der südlichsten Punkt Europas an der Westküste, Cabo de Sao Vincente. Doch schon weitem hören wir die Schiffe immer wieder tuten. Nebel. Und der bleibt. Nichts sehen wir vom Wasser. Ich sehe Erika immer noch, wie sie vor einem runden Fenster in der hohen Mauer, die das Kap-Gebäude abschirmt, mit ihrem Rollstuhl steht und sehnsüchtig darauf wartet, einen Blick unten aufs Meer zu erhaschen. Vergeblich. Auch ich,
der ich ja aus einer anderen Perspektive schauen konnte, wartete vergeblich. So
nehmen wir Abschied von dem rot-weißen Turm. Gibraltar Wir
tuckern Richtung Gibraltar. Wieder in Spanien planen wir in Tarifa zu übernachten.
Werden wir von dort Afrika sehen?. Es soll nur an schönen nebelfreien Tagen möglich
sein. Es war möglich, wir haben! Erbärmliches Obst und Gemüse in dem
Campingladen. Gut, daß wir noch einiges mit besserer Güteklasse haben. An der
Ostküste von Gibraltar reißt uns der starke Wind und eine Böe fast auf die
andere Straßenseite, obwohl ich nur „30“ fahre. Ja, die Windräder stehen
schon richtig hier. Unendlich viele scheinen es zu sein, oder doch nur 100 Stück?
Hatten wir in Tarifa afrikanische Träume, tuckerten wir hier mitten durch die
technische Superzeit. Eine neue Generation Bäume, stählern, ihre Stämme
kerzengerade und die Krone rotierend, mit schwirrenden Ästen, variationslos und
beängstigend. Granada
In
Granada verschaffen uns nette Leute einen schnellen Eintritt in die
Alhambra. Wieder sind Engländer beteiligt. Die lange Schlange! Wir - vielmehr
ich, denn Erika lag im Wagen, was mich doch sehr beunruhigte, doch wenn man
ging, war der Platz weg! - hätten wohl über eine Stunde da auf Eintrittskarten
gewartet. - Toll, was wir gesehen haben. Wir kaufen ein Andenken. Müssen aber
sehr bald einsehen, nur wenig ist für uns bestimmt. Nicht einmal die
zauberhaften Gärten sind für uns befahrbar. Treppen, rüttelnde
Pflastersteine. Erika will nicht mehr. Ich bin zuerst etwas sauer, hatte ich
mich doch so gefreut. Meine Sinne hätte sich hier so richtig vollsaugen können.
Doch andererseits war ich auch froh, dass die
Anstrengung zu Ende war. Außerdem waren auch die 2 Stunden fast um. Erikas
Zeit, so lange kann sie nur im Rollstuhl sitzen. Alle Anerkennung für ihre
Leistung. Durch
die Sierra Nevada. Hier soll es Schnee geben? Kaum vorstellbar bei der Wärme.
Unser Bildungshunger ist gestillt. Keine Besichtigungen mehr. Wir sehnen uns
nach Ruhe. Cartagena Wir fahren in Richtung
Murcia. Zum Campingplatz südlich von Cartagena an der Costa calida. Wir kommen
früher dort an als geplant und bleiben länger. Ein Campingplatz in einem
kleinen Tal. Faulenzen, schwimmen, nichts tun, Kreuzworträtsel lösen, soll
unsere Devise in den nächsten Tagen sein. Aus der ersten Enttäuschung (kleiner
schlechter Platz!) wird mehr als Zufriedenheit. Auf einmal ist die Hauptsaison
vorbei. Viele Camper verschwinden, wie aus dem Paradies vertrieben. Wir bleiben.
Ein neuer Stellplatz, und wir haben Schatten durch einen Baum. Durchschnittliche
Temperatur im Schatten 30° bis 36°. Uns begeistert das große, saubere
Schwimmbad mit sehr warmen Wasser und die Bucht mit flachem Kiesstrand, auf dem
Erika bis zum Wasser fahren kann. Bohlen und Plane, die für die Boote ausgelegt
wurden, garantieren eine gute Zufahrt. Der Abschied von Portus fällt uns
schwer. Kommen wir wieder? Spaniens
Südküste Wir fahren an Spaniens Südküste
entlang. Vornehm, vornehm. Wir lernen Autobahnen kennen, die plötzlich von
einer Ampel unterbrochen werden (z. B. in Ortschaften). Eine
letzte Übernachtung in Spanien. Tempel des Sonnengottes. Gefürchteter
Ort wegen seiner Winde. Horrorgeschichten erzählen sich Camper. Wir kamen gegen
Abend an. Abendessen draußen am Ende eines milden klaren Abends. Wenn wir uns
auf den Weg stellten, konnten wir das Meer über dem Weg wie eine sanfte
blaugraue Bergkuppe sehen. Dann - grummelte es. Es wurde windig. Schnell ins
Mobil! Aber es schien sich zu verziehen, bis es dann plötzlich lostobte. Blitz
und Knall und ein Sturm, dass unser
Mobil schwankte wie ein Schiff auf hoher See. Ich kenne das Gefühl, waren wir
vor Jahren von Leucate nach Port Bou gesegelt und kamen auf dem Rückweg in
einen Sturm, bei dem unser kleines Segelschiff, wenn es hoch oben auf einer
Welle ritt, immer einen schrillen Klageton von sich gab. Es waren die
Schiffsschrauben, die nunmehr in der Luft wirbelten. Wir fuhren nämlich unter
Segel und Motor, damit wir gegen die Strömung ankamen. Und dann - kopfüber
ging es ins Wellental, und ehe wir verschnaufen durften, schon steil empor zum nächsten
Wellenkamm. - so ähnlich war es im Wohnmobil. Erika sagte nur immer: „Mir
wird schlecht. Mach den Wagen fest!“ Aber bei dem Wind und der Dunkelheit und
dem Regen, ich hätte es nicht geschafft, die Stützen auszufahren. Endlich
schliefen wir ein. Als ich aufwache, ist alles still. Ich öffne die Tür:
Strahlendes Wetter, dunkelblauer Himmel, kein Lüftchen regt sich. Unstetigkeit
hat auch eine gute Seite! Wir erliegen gern dem Zauber des Sonnengottes und
verschieben die Rückfahrt nach Hause auf morgen. Ende
der Fahrt - siehe weiter vorn. Wir
danken für das „Zuhören“, wenn es ja auch eigentlich Eure Arbeit war,
alles zu lesen. Abschließend
möchte ich allen danken, die Ihr uns die Treue bewahrt habt. Eine
ganze Reihe haben uns auf unseren letzten Reisebericht warme und anerkennende
Worte geschrieben. Dafür an dieser Stelle herzlichen Dank! Auch wenn wir von
dem einen oder anderen lange nichts gehört haben, ich glaube nicht, dass
er uns vergessen hat. Vielleicht erreicht ihn dieser Brief und er meldet
sich doch irgendwann einmal bei uns. Wir würden uns sehr freuen. Lasst
von Euch hören! Au
revoir! Hasta la vista! Até à vista! Allen
ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest, friedvolle Tage für 1997 und all die
Erfüllung Eurer Wünsche, der erfüllbaren und auch ein paar der unerfüllbaren.
So etwas erhoffe ich auch immer, ebenso Erika, wer würde sich da ausnehmen! PS.
In diesem Jahr, am 24. August, waren es 13 Jahre her, dass
Erika um ca. 13 Uhr den Schlaganfall bekam. Alles schien gegen uns zu
sein. Aber wir haben vieles wieder gewonnen. Wir sind sehr glücklich, diese
Fahrten machen zu können.
Nachruf Aus ihrem Leben Erikas Gedichte Anekdoten Veröffentlichungen 48! Und behindert Erikas Sprüche Erikas Rätsel Immer Weihnachten Trotz allem reisen Gedichte an Erika Fotogalerie
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